sweet of you

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f r e s h r o s e s -
j u k e r o s s

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Da es schon relativ spät war, dauerte es nicht lange, bis Megan sich verabschiedete und Vivien und ich ins Bett gingen.

"Also, gute Nacht. Wahrscheinlich schläfst du noch, wenn ich morgen an die Arbeit fahre, deswegen wünsche ich dir jetzt schon ganz viel Spaß mit Megan morgen."

"Dankeschön und auch nochmal danke, dass du das erlaubt hast."
Viviens dankbares Lächeln machte mich ziemlich froh und ich war auf einmal wirklich glücklich, dass ich meine Entscheidung so getroffen hatte.

"Gerne, aber wie ich schon gesagt habe, wenn irgendwas ist, dann will ich, dass du dich sofort bei mir meldest, ja?"
Das Lächeln, was jetzt über ihr Gesicht huschte, war eher eins der amüsierten Art.

"Du hörst dich echt schon fast an wie Mama."

"Du freches kleines Ding! Jetzt geh ins Bett, bevor ich dein Treffen mit Megan morgen doch noch absage. Scheiße... Ich höre mich wirklich fast an wie Mom. Naja, schlaf gut und träum was Schönes. Wir sehen uns morgen."

Nach einer kurzen Umarmung ging ich in mein Schlafzimmer und Vivien verschwand hinter der Tür des Gästezimmers.

Als ich im Bett lag und kurz davor war, meine Nachttischlampe auszumachen, sagte mir mein Klingelton, dass ich gerade eine Nachricht erhalten hatte.

"Still awake?"

Es war Harry. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer.

"Yeah"

"wanna facetime?"

"sure"

Es dauerte keine fünf Minuten, dann ging bei mir der FaceTime-Ton ein. Natürlich nahm ich das Gespräch sofort an. Als Harrys Gesicht auf meinem Bildschirm erschien, fing ich wie automatisch an zu lächeln.

"Hey you."
Seine tiefe Stimme war eine echte Wohltat nach dem ganzen Gequietsche und Geschreie des heutigen Tages.

"Hello. What's up?"

"Uh, just stuff that would bore you to death. But I'm having a little fifteen-minute break and thought I would use it best if I talked to you."
Sein Lächeln ließ die altbekannten Schmetterlinge in meinem Bauch aufleben.

"That's sweet of you."

"I know, right?", schmunzelte er, "But now tell me something about your day."

"Something about my day?"

"Yes, please. My head is so full of stuff that I just need something normal to calm down. So do me the favour and tell me something about your day."
Andere hätten es vielleicht als beleidigend angesehen, wenn Harry ihren Tag von Anfang an als normal bezeichnet hätte, aber ich sah das ehrlich gesagt als ein Kompliment an.

"Okay, uh, sure. Well, it started with..."

Ich erzählte ihm eigentlich meinen ganzen Tagesablauf, nur eben auf das wichtigste komprimiert und mit ein paar Kommentaren gespickt, die ihn ab und an mal zum Lachen brachten. Irgendwann wurden wir von einer Stimme unterbrochen, die aus dem Hintergrund nach Harry rief.

"Seems like I have to leave. Man, how I would love to have some more minutes with you."
Auch ich hätte, zugegebenermaßen, ein paar weitere Minuten mit ihm genossen. Aber die Stimme aus dem Hintergrund rief schon wieder, diesmal auch deutlich gereizter.

"Me too, but the lady from the background is slowly getting more and more irritated."

"That's Carmen, a woman I'm working with. And you're right, she'll be here any second to drag me into the conference room by my sleeve, so it might be better if I went voluntarily."

Ich nickte. Auch wenn es mir nicht besonders gefiel, Harry wurde in Amerika scheinbar dringender benötigt als hier bei mir am Telefon.

"Alright. Will you text me tomorrow?"
Dass er mich das fragte, nahm mir einen großen Teil meiner Unsicherheit. Scheinbar war ich mit dem Wunsch nach Kontakt nicht alleine, drängte mich ihm also auch nicht auf.

"Of course. Goodbye, Harry."

"Goodnight. Sweet dreams, Rebecca."
Aus drei Gründen bekam ich eine Gänsehaut, also eine positive Gänsehaut. Erstens, die Art und Weise wie er meinen Namen aussprach könnte mich wahrscheinlich schon alleine in den Wahnsinn treiben. Dazu kam aber auch noch der Fakt, dass er daran gedacht hatte, dass ich jetzt wohl schlafen gehen würde, was mir zeigte, dass er sich Gedanken über mich machte. Drittens und letztens war das Zucken seines einen Mundwinkels, das noch kurz meinen Bildschirm zierte, bevor er schwarz wurde und der Anruf beendet war, einfach nur hinreißend.

Ich schlief tatsächlich ziemlich schnell ein und träumte davon, dass ich gemeinsam mit Harry und meiner Schwester noch einmal zu dem schönen Strandhaus, zu dem Harry mich vor kurzem gebracht hatte, fuhr und dort eine schöne Zeit verbrachte. Es war ein guter Traum.

Der nächste Tag rannte förmlich an mir vorbei. Erst war ich an der Arbeit und dort so beschäftigt, dass ich gar nicht zu meinem Kaffee kam, dann stand ich schon gemeinsam mit Vivien im London Eye und war fasziniert von der absolut großartigen Aussicht und ehe ich mich versah saß ich schon in einem kleinen Restaurant und ließ mir von Vivien alle möglichen Details über ihren Tag mit Megan erzählen.

Es war zwar auch ein schöner Tag, aber abends fiel ich einfach nur todmüde in mein Bett. Der letzte Lichtblick war die Hoffnung auf einen erneuten FaceTime-Anruf von Harry, aber diese wurde bitterlich zerstört.

"still in a meeting, won't be able to facetime u rn. wish u a good night, darling"

Ein wenig enttäuscht war ich schon, immerhin hatte ich mich schon einen Großteil des Tages darauf gefreut, aber die Arbeit ging schließlich vor. Außerdem hatte er mich 'darling' genannt, was das Ganze irgendwie ein bisschen besser machte.

"alright, I'll hear from you tomorrow"

Ich wartete nicht auf eine Antwort, sondern machte gleich das Licht aus und schlief ziemlich schnell ein.

Die nächsten Tage, die ich zusammen mit Vivien und manchmal auch Megan verbrachte, vergingen wie im Flug. Nach gefühlt nur einem Tag, was in Wirklichkeit aber über eine Woche gewesen war, stand ich wieder am Flughafen. Diesmal begrüßte ich aber niemanden, sondern verabschiedete mich von meiner Schwester.

"So, ich muss langsam zum Check-In."
Vivien sah genauso niedergeschlagen aus, wie ich mich fühlte.

"Ja, leider. Stell dir vor du würdest deinen Flug verpassen, Mama und Papa würden durchdrehen."

"Ja, das stimmt. Also dann."
Ein wenig zögerlich ging sie einen Schritt auf mich zu und umarmte mich. Aus einer kurzen Umarmung wurde eine lange und zwei Minuten später lagen wir uns immer noch in den Armen. Irgendwann mussten wir uns aber auch wieder voneinander lösen.

"Pass auf dich auf, okay? Und denk an die Abmachung die wir haben, wir telefonieren alle zwei Tage."
Nachdem Vivien mir gebeichtet hatte, dass sie Angst davor hatte, wir könnten uns immer weiter entfremden könnten, hatte ich ihr vorgeschlagen, dass wir alle zwei Tage telefonieren könnten, um alles zu bequatschen, was so passiert war. Sie war gerne darauf eingegangen.

"Klar, übermorgen kommt der erste Anruf, du kannst dich schonmal freuen."
Vivien grinste mich breit an und ich konnte nicht anders, als zurückzugrinsen.

"Tue ich jetzt schon. Aber im Ernst, ich glaube du musst los. Hast du alles?"

"Denke schon. Wann kann ich dich eigentlich das nächste Mal besuchen kommen?"
Ich schmunzelte. Scheinbar hatte es ihr wirklich gut gefallen hier bei mir.

"Hoffentlich bald. So, aber jetzt los. Wie gesagt, pass auf dich auf, geh ja nicht verloren und sag Bescheid, wenn du sicher wieder gelandet bist. Ich hab dich lieb."

"Ich dich auch. Wir sehen uns demnächst irgendwann."
Es folgte noch eine, diesmal tatsächlich kurze, Umarmung.

"Spätestens an Weihnachten. Und bestell den Eltern ganz liebe Grüße, ja?"

"Mach ich. Tschüss, Becca."

"Tschau, Süße."

Vivien nahm ihren kleinen Rollkoffer und entfernte sich langsam von mir. Sie drehte sich noch einmal um, winkte mir kurz zu und war dann auch schon um die Ecke verschwunden.

London Love ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt