hurting me

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i t ' s   o k   -
t o m   r o s e n t h a l

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Mich selbst überraschten die Worte, die da gerade aus meinem Mund gestolperten waren. Einen Moment war ich versucht, zurückzurudern, aber Harry war schneller.
"Go on then, tell me. Tell me you don't love me."

Ich schluckte schwer.
"Do you love me?"

Harry schnaubte nur und schüttelte verzweifelt mit dem Kopf.
"Hell yes, Becca. I've never felt about anyone this way before... And it scares the shit out of me!
Everything has been different since I fell in love with you."

"Yeah, right. Like I could believe you anymore."
Ich konnte quasi in Harrys Augen sehen, wie meine Worte sich ihren Weg in seine Seele bahnten und ich wusste ehrlich nicht, wie ich mich dabei fühlte.

"Are you even listening to me?!"
Harry war wieder auf einige Schritte an mich herangekommen, doch als ich nicht auf seine Worte reagierte, fing er an, wie ein Tiger im Käfig hin und her zu stolzieren, rastlos.

"You know what? I'm tired of trying to make you see my point. You don't even try to understand, you just shut down. And I'm no longer up for that. Becca, I'm not going to apologize. Not anymore."

"Are you done with that?"
Meine Frage schien ihn ehrlich zu verwirren.
"With what?"

"Wallowing in self-pity."
Harry wich zurück.

Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich wieder äußerte, seine Stimme leise und brüchig, so als wäre er kurz davor, den Tränen, die sich in seinen Augen gesammelt hatten, freien Lauf zu lassen.

"If that's all you have to say I don't see any point in this conversation anymore."
"Go then. Leave! See if I care!"

Harry stellte sich so nah vor mich, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte und wisperte:
"I might never get another chance to say this, so: Stop pretending life doesn't terrify you, Becca. I think deep down you're just afraid of being happy and that's fucked up."
Mit diesen Worten machte er sich auf in Richtung Wohnungstür.

Ich stampfte ihm hinterher, wütender als ich jemals gewesen war.
"Get out of my life!!"

Er war gerade dabei, die Tür hinter sich zu schließen, öffnete sie aber noch einmal für einen kurzen Moment und sah mir tief in die Augen.

"Did it ever occur to you that you're hurting me too?"
Nach diesen letzten leise geflüsterten Worten schloss er die Tür und ich war nicht mehr fähig, mich auch nur einen Millimeter zu bewegen.

Seine letzte Frage hatte mich viel härter getroffen, als ich es wollte.
Nachdem ich mindestens 15 Minuten bewegungslos im Flur gestanden hatte und die Stelle anstarrte, an der ich eben noch Harrys Silhouette gesehen hatte, schaffte ich es, meinen Körper wieder ins Bett zu verfrachten.

Auch wenn ich wieder im Bett lag, diese Nacht bekam ich keine Minute Schlaf mehr.
Meine Gedanken rasten schneller als je zuvor und ich schwankte ständig zwischen Wut, Trauer und Fassungslosigkeit.

Als mein Wecker irgendwann klingelte, erschreckte ich mich geradezu, denn ich hatte nicht mitbekommen, dass bereits so viel Zeit vergangen war.

Wie eine mechanisch aufziehbare Puppe stieg ich aus dem Bett, nahm eine Dusche, setzte mich in die Küche. Brühte meinen Kaffee auf, merkte es kaum, als ich mir die Zunge verbrannte, stellte meine Schale Müsli nach zwei Bissen wieder weg, weil ich absolut nichts herunterbekam.

An den Weg zur Arbeit konnte ich mich hinterher kaum noch erinnern, ich wusste nur noch, dass ich irgendwann an meinem Schreibtisch saß und mich an den Stapel Arbeit machte, der bereits auf mich wartete.

Ich konnte mich nicht entscheiden, ob die Minuten sich zogen wie Kaugummi, oder ob die Zeit viel zu schnell vorbeistrich.
Ich war nur sicher, dass alles andere für einen Moment stehen blieb, als meine Bürotür sich langsam öffnete und Adam mit einem Lächeln auf seinen Lippen eintrat.

Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte und mich wirklich musterte, erstarb sein Lächeln ziemlich schnell.
Ich konnte nur vermuten, dass er gestern das leichte Gefühl, dass ich nur für einige Minuten gehabt hatte, mit zu sich nach Hause genommen hatte.

Vermutlich war er mit einem Lächeln auf den Lippen und großen Hoffnungen auf die Zukunft eingeschlafen und hatte von unserem perfekten Date geträumt, während ich mich mitten in der Nacht mit meinem Ex-Freund gestritten hatte.

Und jetzt war er mit genau diesem federleichten Gefühl in der Magengrube in mein Büro gekommen, nur um mich in einem Gemütszustand aufzufinden, der so gar nicht seinem entsprach.

Adam legte die Stirn in Falten und räusperte sich.
"Becca, are you... are you okay?"
Ich antwortete ihm nicht, sondern legte meinen Kopf nur ein wenig schief.

Wahrscheinlich verbesserte das seinen Eindruck meines Zustandes nicht gerade.
"Hello? Am I going to get an answer?"
Er wedelte mit seiner Hand als wolle er testen, ob ich ihn überhaupt wahrnahm.

"I'm fine," krächzte ich und erkannte meine Stimme selber kaum wieder.
Man könnte meinen, ich hätte die komplette letzte Nacht auf einem Metal-Konzert verbracht und mir die Seele aus dem Leib geschrien, so heiser klang ich.

"Don't be mad when I say you don't look fine."
Er kam ein paar Schritte auf mich zu und ich spürte, wie ich sofort in eine Abwehrhaltung verfiel. Was war bloß los mit mir?

"I... I don't know what's wrong, okay? I'm just really, really tired."
Die Besorgnis in Adams Gesicht wuchs mit jedem meiner Worte.
"Becca, I think you need to go home. Maybe tomorrow will be a better day, but do you really think it's going to do you any good sitting here and working?

Wäre ich in einer anderen gedanklichen Situation gewesen, hätte ich mich vermutlich über seine unglaubliche Fürsorge gefreut, aber jetzt prallte einfach alles an mir ab.
"I am fine. Would you mind leaving me alone?"

Adam seufzte.
"I mean, I can't force you to go home, but think about it, okay?"
Mit diesen Worten drehte er sich um seine eigene Achse und ging zu der Tür hinaus, zu der er vor kurzem erst hereingekommen war.
Wahrscheinlich hatte er sich diese Begegnung geringfügig anders vorgestellt.

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