b e t t e r -
b e n p l a t t- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Ich wusste wirklich nicht, wie ich reagieren sollte und war mehr als froh über die Anonymität, die mir die unzähligen Menschen um mich herum boten. Hätte ich jetzt direkt vor Harry gestanden, wäre ich ihm wahrscheinlich einfach in die Arme gefallen und hätte mich dann später mit den Konsequenzen befassen dürfen.
So bot mir aber die Enge um mich herum ironischerweise genug Platz, um denken zu können.
Harry stand immer noch schweigend vor seinem Publikum und ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Ich wusste genau, dass er mein Gesicht suchte, wusste aber genauso gut, dass er mich nicht sehen würde. Nicht hier hinten.Ich registrierte, dass seine Augen für einen langen Moment an einem leeren Sitzplatz im seitlichen Rang hängen blieben. War das der Platz, auf dem er gehofft hatte, mich zu sehen?
Nachdem er sich dann aber gesammelt hatte, ging er dazu über, normal seine Show zu performen. Dieses Mal konnte ich die Atmosphäre um mich herum, die sich jetzt wieder aufgelockert hatte, mehr genießen, da mein Kopf nicht von Fassungslosigkeit betäubt war.
Ich musste ehrlich zugeben, dass ich davon, dass so viele Menschen Harrys Lieder auswendig mitsingen konnten, wirklich beeindruckt war. Er schien viele Leute zu erreichen, denn ich konnte vielen der Menschen in der Arena im Gesicht ablesen, dass sie wirklich etwas dabei fühlten, wenn sie die Worte in die Luft schrien.
Nachdem Harry seine Solo-Songs gesungen und performt hatte, kehrte ein Moment der Ruhe im Publikum ein, als ein Klavier auf die Bühne gerollt wurde. Wortlos setzte sich Harry an das Klavier und fing an, ein paar Töne zu spielen.
"Before I leave the stage to the Irish guy, I have one last song I wanna play. It's not mine, uhm, it's one of Ben Platt's songs and it's called 'Better'. I'm... the lyrics are too fitting not to play it for you, Becca. This one is for you, only you."
Als hätte ich an diesem Abend nicht schon genug aushalten müssen, widmete er mir jetzt auch noch einen Song. Ich kannte das Lied nicht, aber das machte es fast noch interessanter. Also passte ich mich einfach der ruhigen Atmosphäre an, die gerade im Publikum herrschte und hörte ihm zu. Und Harry hatte recht, der Text traf mich unerwartet, als wäre er für unsere Situation geschrieben worden.
Harry spielte den Song als hinge sein Leben davon ab und ich musste zugeben, dass es mich bis ins Mark berührte. Nach einem leise ins Mikro geflüsterten "Thank you.", ging er von der Bühne und überließ Niall seinen Platz. Als Harry hinter die Bühne ging, wirkte es fast, als hätte er es eilig, aus den Augen der ganzen Fans zu verschwinden.Auch ich ging. Es war zwar schade, dass ich nicht auch noch Niall und Louis bei ihrem Auftritt zusehen konnte, aber ich hatte mir geschworen, nicht länger als nötig zu bleiben. Außerdem war ich nicht wirklich wild darauf, in den Menschenmassen unterzugehen, die aus dem Stadion strömen würden, wenn die Show wirklich vorbei war.
Die entsetzten Blicke ignorierend, die mir alle zuwarfen, an denen ich vorbeikam, verließ ich das Stadion frühzeitig.
Die kalte Luft auf der Straße tat gut, auch wenn sie dafür sorgte, dass meine Nase vor Kälte schmerzte. Für November war es wirklich schon arg kalt.Ich nahm nicht die U-Bahn-Station, die am nächsten war, sondern lief bewusst zu der weiter entfernten. Der Weg an der frischen Luft würde mir helfen, klare Gedanken zu fassen.
Was sollte ich bloß aus Harrys Worten machen?
Mir blieben zwei Optionen, entweder ich würde ihm verzeihen oder eben nicht. Viel mehr Dinge, die ich tun konnte, gab es nicht.Rational entscheidbar war das auch nicht. Ich konnte keine Pro und Contra Liste erstellen oder so etwas, dafür war die Thematik viel zu emotional. Das würde dem Ganzen einfach nicht gerecht werden.
Was also würde ich tun? Ich war mir nicht sicher, ob ich zuvor jemals so ratlos gewesen war.
Auf der einen Seite konnte ich langsam verstehen, was Harrys Motive gewesen waren, mir alles vorzuenthalten. Ich konnte mir gut vorstellen, dass so große Bekanntheit mit einigen ebenso großen Tücken mit sich kam und er mich davor bewahren wollte, eine so große Last in meinem Leben zu haben. Wahrscheinlich würde er gerne selber manchmal vergessen wollen, dass er berühmt war.Auf der anderen Seite wog der Vertrauensbruch, den er damit begangen hatte, auch wahnsinnig schwer. Okay, er wollte mich schützen, aber hätte er es nicht trotzdem meine eigene Entscheidung sein lassen müssen, ob ich die Bürde seiner Bekanntheit tragen wollte oder nicht? Immerhin hatte er sich mir so in gewisser Art und Weise als eine ganz andere Person präsentiert, als er eigentlich war.
Ich war mehr als unschlüssig und entschied, an diesem Abend keine endgültige Entscheidung mehr zu treffen. Von der U-Bahn aus rief ich noch Vivien an, sie hatte darauf bestanden, dass ich ihr direkt Bericht erstattete. Bei ihr war es eindeutig, dass sie an meiner Stelle kein so großes Entscheidungsproblem hätte. Auch wenn sie es mir nie so eindeutig sagen würde, ich wusste, dass sie nicht nachvollziehen konnte, warum ich so empört über Harrys Lüge war, dass ich ihn immer noch mied.
In meiner Wohnung wartete Megan auf mich, sie war der Meinung gewesen, dass ich nach dem Konzert bestimmt 'emotional support' bräuchte.
Ehrlicherweise hatte ich nichts dagegen einzuwenden gehabt.Direkt nachdem ich die Tür aufgeschlossen hatte, wurde ich in eine tiefe Umarmung gezogen. Genau das, was ich jetzt brauchte.
Genauso wie meiner Schwester zuvor berichtete ich jetzt Megan, was Harry gesagt hatte und wie verzweifelt ich war.Doch auch Megan konnte ich ansehen, dass sie zwar verstand, wieso ich so dachte, wie ich dachte, dass sie an meiner Stelle jedoch anders handeln würde.
Und ehrlicherweise konnte ich ihr das nicht verdenken.Wir redeten noch bis spät am Abend, irgendwann verabschiedete sie sich dann doch.
"Promise me you won't hesitate to call if you need anything, alright?", versicherte sie sich."Sure. But I don't think that'll be necessary. I already told you a dozen times, I'm fine. I just need time and space to think." Ich lächelte matt. Megan drückte meine Hand und wandte sich dann zum Gehen. Die Erschöpfung kroch immer mehr in meine Knochen und ich war froh, als ich mir eine halbe Stunde später meine Bettdecke bis unter die Nase ziehen konnte.
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A/N:Wir kommen langsam wirklich in Richtung Ende und ich bin mir nicht sicher, ob ich froh oder ein wenig betrübt sein soll. Naja, ein paar Kapitel warten ja noch und ich freue mich, wenn ein paar von euch Harry und Becca auf dem Rest ihrer Reise begleiten. Außerdem wollte ich auch mal anmerken, dass das Lied (Better von Ben Platt), das in diesem Kapitel eine Rolle spielt, von mir tatsächlich erst nach dem Schreiben der Kapitel gefunden wurde und ich selber überrascht war, wie gut es doch passt. Ben Platt ist auf jeden Fall ein toller Künstler und auch seine restlichen Lieder sind nur zu empfehlen.
Euch allen eine schöne nächste Woche und danke fürs Lesen! <3
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London Love ✔
FanfictionRebecca, geboren in Deutschland, lebt jetzt in London. Sie ist das typische Mädchen von nebenan, liebt Deko, würde für Kaffee sterben, arbeitet in einer Anwaltskanzlei und hält nichts von Popmusik. Harry, Mitglied einer der berühmtesten Boybands all...