b o s t o n -
d e r m o t k e n n e d y- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Das Vivien jetzt mit den Augen rollte, half meiner Verwirrung auch nicht. Im Gegenteil.
"Wenn es nicht um ihn geht, worum dann?"
Ein wenig unangenehm war es mir schon, dass ich sie fragen musste. Normalerweise war meine Schwester wie ein offenes Buch für mich.Sie schien auch nicht allzu begeistert zu sein, denn sie seufzte nur und schwieg danach trotzdem. Als nach ein paar Sekunden immer noch keine Antwort kam, ließ ich ihre Hand wieder los, rutschte ein Stück von ihr ab und ließ mich gegen die weiche Lehne des Sofas plumpsen. Stillschweigend tranken wir beide unsere Getränke aus.
Danach machten wir, in verdammt kurzen und abgehackten Sätzen, ab, dass wir noch ein wenig shoppen gehen würden. Es war die schlimmste Shoppingtour, die ich jemals erlebt habe. Unangenehmes Schweigen vom Anfang bis zum Ende. Ich war froh, als wir abends mit ein paar Einkaufstüten aus den Läden und dem Supermarkt wieder meine Wohnung betraten.
"Also ich werde mich jetzt in die Küche verziehen und uns was zu essen machen. Wenn du willst, kannst du helfen, musst du aber auch nicht."
"Ich glaube, ich verzichte."
Mit diesen Worten drehte Vivien sich auf dem Absatz um und verschwand in das Gästezimmer.Für einen Moment starrte ich ihr noch etwas fassungslos hinterher, doch das Knallen der Zimmertür erlöste mich wieder aus meiner Starre. Ich entschloss mich, ihr ihren Freiraum zu lassen, vielleicht würde sie mir ja noch von selbst sagen, was sie so enorm bedrückte.
Meine Hoffnungen waren jedoch ziemlich falsch. Selbst als wir zu zweit am Tisch saßen und das Chili aßen, dass ich die letzte Stunde fabriziert hatte, weil ich wusste, wie gern Vivien mein Chili mochte, schwiegen wir. Irgendwann ertrug ich es einfach nicht mehr.
"Was ist los? Kannst du bitte einfach mit mir reden? Das würde diese ganze beklemmende Situation vielleicht ein bisschen leichter machen... Denn so hatte ich mir unseren Schwestern-Abend eindeutig nicht vorgestellt."
Vivien schnaubte nur auf diese Aussage hin."Glaub mir, ich genauso wenig. Vielleicht hättest du als erste mit mir reden sollen, hm?"
Mit einer unglaublichen Energie schob sie ihren Stuhl nach hinten, sodass dieser wirklich fast umkippte und nur einen Augenblick später hörte ich, zum zweiten Mal an diesem Tag, ihre Tür knallen.
Ich musste erst einmal tief durchatmen, um weder dem Drang, ihr hinterherzuschreien, noch dem ebenbürtigen Drang, loszuheulen, nachzugeben. Nach ein paar Minuten, in denen ich mich sammelte, fing ich an den Tisch abzuräumen.
Als ich im Bett lag, dachte ich über diesen äußerst beschissenen Tag nach. Alles hatte so gut angefangen, dann hatte ich mir durch meine eigene Scham den Abschied mit Harry verdorben und jetzt war meine kleine Schwester, die ich heute zum ersten Mal seit langem wieder gesehen hatte, aus irgendeinem mir unbekannten Grund extrem sauer auf mich.
Ich warf einen letzten Blick auf mein Handy, in der Hoffnung, dass sich Harry vielleicht bei mir gemeldet hatte, aber das war nicht der Fall. Mit einem extrem flauen Gefühl im Magen schlief ich ein.
Mitten in der Nacht wachte ich davon auf, dass irgendetwas neben mir ins Bett kletterte. Im ersten Moment war ich ein wenig verwirrt, Harry konnte es nicht sein, denn der war ja mittlerweile wohl in den USA oder zumindest im Flieger. Aber ein Blick zur Seite verriet mir, dass es Vivien war, die sich zu mir gesellte.
"Was machst du denn hier?"
Ein wenig schläfrig blinzelte ich sie an. Eigentlich war hatte sie das die letzten Jahre nicht mehr gemacht. Als sie noch kleiner gewesen war, kletterte sie nachts regelmäßig zu mir, wenn sie nicht schlafen konnte, aber das war schon gefühlte Ewigkeiten her.
"Ich... hatte ein schlechtes Gewissen. Deswegen konnte ich nicht schlafen."
"Weswegen denn ein schlechtes Gewissen?"
Vivien seufzte und sah mich dann sehr schuldbewusst an."Weil ich dir gegenüber vorhin einfach nur unfair war. Du hattest echt keine Ahnung, was mich so aufgeregt hat, oder?"
Ich schüttelte den Kopf. Mit ihrem Verhalten hatte Vivien mich vorhin ratlos zurückgelassen."Wie schon gesagt, es war nicht wegen Denny, das Arschloch hat keinen einzigen Gedanken mehr verdient. Es war, weil..."
Ein wenig scheu richtete sie ihren Blick nach unten. Scheinbar war sie sich nicht ganz sicher, wie ich reagieren würde."Weil?"
"Weil ich enttäuscht war, dass du mir noch nichts davon erzählt hattest. Weißt du, als du noch zu Hause gewohnt hast, haben wir uns immer alles sofort erzählt. Und seitdem du weg bist, haben wir viel weniger Kontakt. Ich vermisse dich einfach. Manchmal, wenn mir irgendetwas in der Schule passiert ist oder so, dann platze ich noch in dein Zimmer, um es dir gleich zu erzählen und merke erst, wenn ich das leere Bett sehe, dass du gar nicht mehr bei uns wohnst. Und als du dann vorhin so beiläufig erzählt hast, dass du etwas mit einem Typen am laufen hast, da ist mir erst so richtig bewusst geworden, dass wir uns immer weiter entfremden und da ist bei mir einfach eine Sicherung durchgebrannt."
Vivien sah mich mit großen Augen an, ich konnte ihr ansehen, wie viel Überwindung sie diese Worte gekostet hatten. In diesem Moment tat es mir einfach unendlich leid, dass ich so einfach gegangen war und keinen Gedanken daran verschwendet hatte, dass es auch für sie nicht gerade einfach werden würde, wenn ich auf einmal weg war.
"Süße, das hättest du mir doch ruhig sagen können! Hör mal, ich vermisse dich auch immer. Oft fehlt mir auch jemand zum reden, hier in dieser riesigen Stadt."
"Aber du hast doch Megan, oder?"
"Klar, Megan ist toll, aber das ist nicht das Gleiche. Wir sind Schwestern, du kennst mich und meine Macken einfach tausendmal besser als jeder andere. Und die Sache mit Harry habe ich dir auch nur noch nicht erzählt, weil ich selber davon überrumpelt worden bin. Ich habe ihn erst vor Kurzem getroffen und das Ganze ehrlich gesagt selber noch nicht so ganz realisiert."
Jetzt war ich diejenige, die schüchtern auf den Boden sah."Ist schon ok. Mittlerweile hab ich ja auch gemerkt, dass ich überreagiert habe. Tut mir echt leid. Du bist mir aber nicht böse, oder?"
Ich zog die Augenbrauen in die Höhe und sah sie fragend an."Mal ehrlich, kann ich dir jemals wirklich böse sein?"
"Nein, nicht so richtig, aber das ist auch gut so. Also wenn jetzt alles wieder gut ist, musst du mir unbedingt mehr von deinem mysteriösen Lover erzählen. Sieht er gut aus?"
Als Vivien mich ansah, mit ihren Augenbrauen wackelte und mich dann auch noch unverhohlen angrinste, musste ich einfach lachen. Ehrlich gesagt war ich auch einfach nur erleichtert, dass unser kleiner Streit jetzt beigelegt war.
"Also Harry sieht natürlich unglaublich gut aus und, auch ein riesiger Pluspunkt, er ist ein echter Gentleman. Bei einem unserer Dates hat er sogar..."
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London Love ✔
FanficRebecca, geboren in Deutschland, lebt jetzt in London. Sie ist das typische Mädchen von nebenan, liebt Deko, würde für Kaffee sterben, arbeitet in einer Anwaltskanzlei und hält nichts von Popmusik. Harry, Mitglied einer der berühmtesten Boybands all...