Immer noch nichts...
"Scar!", schrie ich noch einmal so laut ich konnte. Schritte hinter mir. Ich atmete erleichtert auf. Aber nicht Scar stand hinter mir.
"James?" Ich sah den Anführer der Rebellen kurz an. Ich erkannte diese braunen Augen immer und überall. "Solltest du nicht tot sein?", meinte er bloß Ich blickte ihn finster an. "Wie du siehst, lebe ich noch." Er lachte. "Scher dich zum Teufel O'Dell." Augenblicklich zuckte ich zusammen. Von wo wusste er meinen Familiennamen? "Du kanntest Sehana, nicht?"
Er schien einen kurzen Moment lang zu überlegen. "Sehana?", wiederholte er bloß. Ich nickte. "Blonde Haare, spitze Nase, wie ich nur ..."
"..ein wenig hübscher.", beendete er spöttisch meinen Satz. Ich sah ihn an. Seine Augen hatten immer noch einen wütenden Ausdruck. Er war älter als Scar, bestimmt anfangs 30ig. Sein Haar war dunkel und vereinzelt Narben zeichneten sich auf seinem Gesicht ab.
"Du solltest nicht hier sein. Hat man dich nie vor dem Wald gewarnt?" Er legte seine Hände um den Griff des Schwertes, das an seinem Hüftgürtel befestigt war.
"Meine Schwester hat gesagt, der Wald sei ein Ort des Guten. Wo ist Scar?" Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und wartete auf seine Antwort. Wenn er stur sein wollte, dann konnte ich das auch. Er konnte mich töten, das war keine Frage, aber würde er es auch tun?
"Deine Schwester also." Er fuhr sich durch den kurzen drei Tage Bart und schien eine Weile zu überlegen. "Ich gebe dir zehn Minuten, um aus dem Wald zu verschwinden, ansonsten bist du tot", sprach er gelassen. Ich hörte rascheln in den Bäumen und von da an wurde mir bewusst, dass er und ich nie alleine gewesen sind. Irgendwo saßen andere Rebellen, die ohne zu zögern Jame's Weisungen ausführen würden. Ich ließ meine Arme sinken. Das hatte keinen Sinn.
"Gut." Ich lief langsam an ihm vorbei, den Waldweg, der zurück zum Dorf führte, mit schnellen Schritten entlang. Tränen stiegen mir in die Augen. Ich war wütend, wütend auf mich selbst. Ich hatte mein halbes Leben mit meiner Schwester verbracht, sie war wie meine Ersatz-Mutter. Sie brachte mir alles bei, half mir kochen, brachte mich zu den vielen geheimen Orten im Wald, sang mir Lieder vor, half mir bei schwierigen Aufgaben oder wenn es mir schlecht ging brachte sie mich auf andere Gedanken und auf einmal, auf einmal war sie weg. Nun hatte die Stille ihren Platz eingenommen. Sie war tot und mit ihr all das Lachen und die Freude in unserem Haus. Ich wusste im Grunde genommen nie wer sie war oder was sie tat. Sie war einfach Sehana. Nicht mehr und nicht weniger.
"Zehn Minuten sind.", wisperte eine Stimme neben mir. Ich drehte mich um erkannte aber niemanden. "Zeig dich!", rief ich in den Wald.
"Beruhige dich.", erklang die Stimme wieder und Scar ließ sich elegant von einem Baum neben mir herunter.
Überrascht zog ich eine Augenbraue hoch. Er zuckte bloß entschuldigend mit den Schultern. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen.
"Schlecht geschlafen?", fragte ich. Er nickte nur. "James hat gesagt du hast nach mir gesucht? Es ist nicht gut, wenn du dich hier im Wald alleine aufhältst" Er fuhr sich durch das dunkle Haar. Verlegen grinste er mich an. Mein Herz schlug schneller. Ich wurde wieder rot, bevor ich es irgendwie verhindern konnte.
"Ja, habe ich und ich bin genug stark.", sagte ich und sah ihm in die Augen, welche belustigend aufblitzen
"Da bin ich mir sicher." Er lachte. Dafür bekam er von mir nur einen Schlag in die Schulter. Überrascht zuckte er zusammen.
"Ich brauche deine Hilfe. Es ist wichtig.", wechselte ich das Thema. Misstrauisch sah er mich an. "Ich bin ein Rebelle und du eine Küchenhilfe im Schloss. Du solltest nicht hier sein.", gab er von sich. "Bitte, das ist der einzige Gefallen um den ich dich bitte. Von mir aus kannst du mich auch danach töten oder James ausliefern, aber hilf mir bitte." Ich hielt inne und sah ihn an. "Um was geht es?", fragte er nur. " Ich muss ein Mädchen aus dem Gefängnis holen, ich habe sie in diese Situation gebracht und muss sie nun raus holen." Wieder hielt ich einen Moment inne. Er spannte sich an, schloss die Augen einen Moment und sah mich dann an. "Nein.", war seine Antwort. "Nein?", wiederholte ich enttäuscht.
"Nein.", sprach er noch einmal. "Hör mal, ich würde dir gerne helfen, aber das geht nicht." Er schüttelte den Kopf und lief langsam weg. "Scar!", rief ich ihm nach, doch er drehte sich um. "Bitte!", schrie ich, doch er war schon zwischen den Bäumen verschwunden. Ich seufzte. "Alles muss man selber machen."
-
Ich rieb mir verschlafen über die Augen und gähnte noch ein weiteres Mal. Ich war schon den ganzen Abend lang wach geblieben. Ich würde Foxy daraus holen, egal wie. Kurz schweiften meine Gedanken zu Scar und ein Lächeln huschte mir über das Gesicht. Ich kannte ihn erst seit ein paar Tagen, aber trotzdem mochte ich ihn auf eine Art und Weise, welche mir nicht ganz geheuer war.
Langsam erhob ich mich und lief zu der Tür. Ich öffnete sie leise und schlich mich die Treppe herunter aus dem Haus. Es war eine klare Nacht und der Himmel war voll mit Sternen.
Eilig setzte ich meinen Weg fort und lief durch das Dorf Richtung Wald. Dieser kam schon bald in Sicht und ich wechselte meinen Weg auf die Wiese. Das erschien mir Momentan sicherer. Ich wollte James nicht im Dunkeln begegnen. Ich wusste, dass die Rebellen bestimmt wach waren, noch ein Grund mehr nicht dort durchzugehen. Das Schloss kam langsam in Sicht und in dieser Dunkelheit wirkte es nur noch bedrohlicher. Meine Füße trugen mich eilig durch die Wiese, immer weiter hinauf.
Es war ein leichtes in das Schloss zu gelangen. Zwar standen einige Wachen vor den Toren, aber es gab immer mehrere Wege hinein und hinaus. Seufzend duckte ich mich zwischen den Sträuchern und lief geduckt rundherum bis ich vor einem kleinen Fenster stehen blieb. Dort befand sich die Küche. Schon oft habe ich mich dort hindurch gequetscht nur um nicht durch das ganze Schloss, an den Adligen vorbei zu laufen. Das Fenster war zwar recht klein und eine Person wie Scar wäre bestimmt nicht durchgekommen, aber ich konnte ohne Mühe hindurch. Es war leicht angewinkelt und ich musste es nur hochziehen. Ich warf noch einen kleinen Blick nach hinten um sicher zu sein, dass mir niemand gefolgt war, dann ließ ich mich durch das Fenster hinunter in die Küche gleiten.
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Darkswed die Rebellen
Fantasy*wird gerade überarbeitet* ☠ Es ist nicht das Ende, wenn wir jemanden verlieren. Nur ein Anfang und eine neue Sicht auf bestimmte Dinge. Wie ein böser Traum ohne erwachen. ☠ Ich habe meine Schwester verloren und niemals wird jemand ihren Platz einn...