Kapitel 20 3/3*

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  Die Stille verebbte langsam wieder. Ich erschrak, als mir bewusst wurde, in was für eine Lage ich mich gebracht hatte. Ich spürte die eisigen Blicke von Raban auf mir.
Ohne auf die vielen Scherben zu achten, rannte ich los, raus raus, aus dem noch immer offen stehenden Tor. Der König starrte nur auf den Boden, wo die Splitter der Maske,wie verlassen, in verschiedene Richtungen verteilt da lagen. Hinter mir begann die Musik wieder in ein fröhliches Stück einzustimmen. Würden die Wachen mir echt folgen?
Ich wünschte Scar wäre mir gefolgt, um mir all das hier zu erklären und mir zu versichern, dass meine Augen mich getäuscht hatten. Tränen rannten mir wie Sturzbäche herunter. Ich hatte mich selbst in die Lage des sicheren Todes gebracht...Ein stechender Schmerz in der Brust und die eisige Kälte der Nachtluft holte mich schlussendlich zurück aus dem unwirklichen Traum.
Das hier war die Realität,ich durfte nicht verzweifelt versuchen, die Dinge so zu drehen, dass es mir passte.
Irgendwann, nach all dem nachdenken und laufen, gaben meine Beine nach und ich sank auf den Boden. Ich konnte nicht mehr, das alles war zu viel auf einmal.
Ich warf einen Blick um mich. Hinter mir war das große Schloss , vor mir begann der Wald. Es war zwar dunkel aber ich versuchte trotzdem zwischen den dunklen Baumkronen den Anfang des Waldes zu fixieren. Eine Bewegung im Wald ließ mich hochschrecken. Wer war das?
Eine schemenhafte Gestalt versteckte sich hinter einem der vordersten Bäume. Nur ihr Kopf blickte hervor. Ich sah genauer hin, aber es war zu dunkel, um überhaupt etwas zu erkennen.
"James?", rief ich der dunklen Gestalt zu. Nichts.. " Wer bist du!?", schrie ich. Die Gestalt fing an zu kichern. Ein helles Lachen erfüllte den Wald.
"Bist du eine Wächterin?", fragte ich zögernd. Ich versuchte wieder aufzustehen, aber es ging einfach nicht. Meine Beine fühlten sich an, als ob sie aus Blei wären. Die Gestalt nickte. Der Vollmond am Himmel, der sich hinter einigen Wolken versteckt hatte,blickte kurz hervor. Ein kleiner Lichtschimmer blitzte auf die Gestalt und tauchte sie in helles Licht. Ich hielt den Atem an.
Der Moment war zu schnell vorüber. Der Mond verschwand wieder hinter den Wolken. Zwei starke Hände zogen mich hoch und hielten mich fest. Ich wollte mein Gesicht wieder dem Wald zu wenden, doch Scar hielt mich fest und zwang mich,ihm in die Augen zu sehen. Er sah erschöpft aus.
"Ich bin dir nachgerannt und hab dich um das ganze Schloss gesucht. ", sagte er besorgt. Ich nickte nur.
"Was ist los? Wieso hast du das getan? Der König lässt dich suchen und aufhängen wenn er erst einmal realisiert, dass du das warst.", sprach er weiter. Seine Hände gruben sich tief in meinen Rücken. "Scar lass mich los, du tust mir weh.", meinte ich nur und senkte den Blick. Sein Druck ließ nach, aber er hielt mich noch immer fest. Doch ich musste mir eingestehen, dass sich das hier alles gerade richtig anfühlte und ich gar nicht wollte, dass er sich wieder von mir entfernte.
"Wieso hast du deine Haare geschnitten?", fragte er und fuhr mir mit einer leichten Bewegung durch die kurzen Haare. Noch immer lag Besorgnis in seinem Blick.
"Geh zu deinem Vater,zu Fay und all den reichen Leuten und lass mich.", murmelte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien..vergebens.
"Kiera, wie oft noch? Das ist nicht mein Leben, ich bin einer der Rebellen."
"Trotzdem bist du ein Teil von all dem.", sagte ich und zeigte nach hinten auf das Schloss.
Er nickte. "Er ist mein Vater und das wird er immer bleiben. Ich bin der Prinz, aber ich kann selber meine Seiten wählen. Aber um das geht es jetzt nicht, ich mache mir Sorgen um dich, du könntest tot sein." Seine Stimme verwandelte sich in ein leises Flüstern. Ich drehte mich noch einmal um, zu der Gestalt im Wald, aber sie war weg.
"Ich dachte, es ist dir egal und ich kann sterben.." , sprach ich nach einiger Zeit und blickte ihm fest in die Augen. "Tut mir leid, dass ich nicht Fay bin. Sie ist toll, ich weiß und ich ..ich bin nur ein Mädchen mit blonden kurzen Haaren, dreckigen Kleidern und ich arbeite irgendwo unten in der Küche.."
"Um das geht es dir also.", sagte er seufzend und zog mich wieder näher an sich. Ich wollte ihm verzeihen und einfach in die Arme schließen, aber dann fiel mir das Bild von ihm und Fay wieder wie ein dunkler Schatten vor die Augen. "Du verstehst alles immer falsch.", sagte er seufzend.
Überrascht sah ich ihn an. Er zog mich noch näher an sich. Seine Haarsträhnen strichen mir über die Stirn. " Scar ich..", seine Nähe brachte mich fast um den Verstand und ich wurde wieder einmal rot. "Kein Grund gleich rot zu werden.", flüsterte er und kam mir immer näher.
"Ich habe dir.....", weiter kam ich nicht mehr, unsere Lippen berührten sich ganz sanft. Ich erwiderte den Kuss zuerst nur zaghaft und dann immer bestimmter. So standen wir eine ganze Weile, eng umschlungen. Nach einiger Zeit, ließ er mich los und sah mir wieder in die Augen.
"Ich..ich.", mehr brachte ich nicht zu Stande.
"Du hast selber gesagt, du traust Fay nicht. Also musste ich doch schauen, dass sie nichts mitbekam, von all dem." Er lachte und ich wollte ihm gerade eine verpassen,aber er fing meine Hände ab und zog mich wieder zu sich, um mich erneut zu küssen. Ich konnte das alles nicht wirklich fassen, es schien wie ein Traum. Ein Traum, der hoffentlich niemals zu Ende ging.
Der Moment war Perfekt, doch dann unterbrachen Schüsse unsere Zweisamkeit. Er wendete seinen Blick ruckartig zum Schloss. "Die Rebellen ",flüsterte er. Er nahm vorsichtig meine Hand und zog mich mit.
" Warte!", rief ich und stemmte mit aller Kraft meine Füße in den Boden.
Verwundert sah er mich an.
"Ich habe sie vorhin gesehen, dort im Wald.", zitternd zeigte ich auf den Baum, wo sich vorhin noch die schemenhafte Gestalt befunden hatte.
"Wen?", fragte er. Sein Blick war fragend und gleichzeitig besorgt.
"Sehana...", flüsterte ich.  

Darkswed die RebellenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt