Kapitel 26*

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"Also noch einmal, der König hat sich irgendwo in seinen Kellern verscharrt, während ein Teil der Rebellen abgehauen ist und die Wachen den anderen Teil nun gefangen genommen haben?" hackte ich zum hundertsten Mal nach.

James betrachtete mich misstrauisch. Ein schwaches: "So in etwa..", kam von seinen Lippen. Noch immer sah er mich mit diesem Blick an, den ich nicht zu deuten wusste.

Weiter hinten hörte man Scar wütend vor sich hin schimpfen. Er war gerade damit beschäftigt sein noch immer blutendes Bein zu verbinden.

"Scar?..." In meiner Stimme lag Besorgnis. Aber wie schon vor zwei Minuten kam die gleiche Antwort zurück. "Mir geht es gut!" Genervt schnaubte er auf. Männer...

Ich wandte mich nun wieder zu James. Wir saßen um das große Feuer. Ein paar der Rebellen hockten neben uns und berieten mit James, was zu tun war. Zu meiner höchsten Zufriedenheit, gab James mir die ganze Zeit das Gefühl, ich wäre unwillkommen. Jeden Vorschlag lehnte er ab und bei jeden Wiederworten brachte er mich mit einem mahnenden Blick zum Schweigen. Ich fühlte mich tatsächlich wie eine Gefangene.

"Also sobald die ersten Sonnenstrahlen die dichten Baumkronen erreicht haben, wird ein Teil von uns in das Dorf gehen und die anderen zurück holen." Seine Stimme klang kräftig und bestimmt. Niemand schien James widersprechen zu wollen, niemand bis auf mich:

"Glaubst du nicht, das ist der Plan des Königs? Er wird so klug sein und schon vermuten, dass wir...(mahnender Blick von James) ihr...die Gefangenen befreien wollt? Und abgesehen davon, muss noch etwas bei der Turmuhr sein, meine Schwester..."

James stand auf und lief auf mich zu. Misstrauisch sah ich den Rebellenführer an, als er sich langsam zu mir hinab beugte.

"Wie du schon korrigiert hast, werden wir und nicht du und wir diesen Plan durchsetzen. Sicher wird der König etwas vermuten, aber er weiß nicht wann und mit Sicherheit wird er uns nicht dich und uns bei Nacht erwarten. Also denk ja nicht, dass ich nach all den Jahren noch Fehler bei meinen Plänen mache und deine Schwester war nicht ganz hundert in ihrem Kopf. Mehr als ein paar verwahrloste Tauben wirst du nicht in dem Turm vorfinden, verstanden?", sprach er zornig.

Alle Rebellen blickten verlegen auf den Boden oder zogen sich die Kapuze über den Kopf. Für einen Moment hörte man das Knistern des Feuers und das Rauschen des Windes, alle warteten gebannt auf meine Antwort. Ganz ruhig saß ich da und erwiderte den Blick von James. Es war das eine, was er dachte, aber das andere war, was er aussprach. Ich wusste er meinte es nicht so, er war wütend auf Sehana aber vor allem auf sich selbst. Es war seine Schuld, dass sie jetzt tot war.

Wie eine Lösung auf viele Fragen schlich sich mir eine Antwort ein.

In mir sah er sie, darum versuchte er die ganze Zeit mich zu erniedrigen.

"Schön.", sagte ich kühl und verschränkte die Arme. Verwundert sah er mich an, auch der Rest warf mir einen ratlosen Blick zu. Was hatten sie erwartet? Das ein kleines Mädchen aus dem Dorf dem sonst so selbst vernarrten James die Stirn bieten würde? Nein, wir waren hier nicht auf einer Spielwiese. Was er von mir hielt war mir egal. Das einzige was für mich zählte, war die Gerechtigkeit. Wir würden einen Weg finden, den König für all seine Taten büßen zu lassen, auch wenn ich alleine durch den ganzen Wald laufen müsste nur um den König zur Rede zu stellen.

"Schön.", äffte er mich nach und wandte sich zu den anderen. Wütend starrte ich gegen seinen Rücken...wenn Blicke töten könnten.

"Was zählt sind nicht unsere Entscheidungen, sondern was wir tun. Also lass sie James, sie hat ihre Seite gewählt. Wir können jeden Mitstreiter hier gebrauchen.", erwiderte eine Stimme aus dem Kreis. Verwundert sah ich mich um, entdeckte aber niemanden.

Darkswed die RebellenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt