kapitel 4*

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"Egal was geschieht, ich werde immer neben dir stehen." Sie sah mich an, ihre grünen Augen blitzen vor Belustigung auf. "Hab keine Angst vor den Monstern unter deinem Bett Kiera, die wahren Monster befinden sich dort Draußen." Sehana zeigte mit einem Arm stumm auf das Schloss. Es stand einsam und verlassen auf dem Hügel. Und dann weinte sie...Tränen voller Blut.

Ich schreckte hoch. "Sehana?" Ich sah mich im Dunkeln des Zimmers um. Nichts. Leise stand ich auf und öffnete die Zimmertür. Ich konnte nicht mehr an Schlaf denken. Jedes Mal verfolgten mich die Träume der Vergangenheit und fügten sich langsam zusammen. Für was war sie gestorben? Ich seufzte und lauschte leise in den Gang hinein. Stille, bedrückende Stille. Ich hörte meinen kleinen Bruder reden. Leise schlich ich zu seinem Zimmer und drückte die Türklinke hinunter Er saß aufrecht und starrte zu dem offenen Fenster. Der Wind blies hinein und der Fensterrahmen knarrte. Ich lief zu dem Fenster und schloss es ruckartig. Mein Bruder zuckte zusammen. Ich setzte mich zu ihm auf das Bett. "Bill?" Ich sah ihn beunruhigt an.

"Sie hat gesagt, du sollst dich ihm anschließend", murmelt er mit dem Blick noch immer zu dem Fenster.

"Anschließen wem?"

"Diesem Jungen aus dem Wald." Er sah nun zu mir. Seine Augen funkelten, als ob er aus einer anderen Welt kam.

"Scar?"

Er nickte.

"Ach Blödsinn. Sehana ist...du solltest wieder schlafen." Ich sah ihn an.

"Sie klopft an das Fenster.", meinte er und zeigte zu dem geschlossenen Fenster. Die Äste der alten Eiche neigten sich bedrohlich zu dem Fenster. Der Wind war sehr stark. Immer wieder schlugen die alten, knorrigen Äste an das Fenster. Ein Schauer lief mir über den Rücken. "Bill hör auf, sie kommt nicht mehr.", sagte ich sanft. "Doch! Sehana war hier.", brüllte er und schlug mit seinen dünnen Ärmchen auf der Bettdecke herum. Ich zog ihn zu mir und hielt ihn fest. "Schh schon gut, zusammen schaffen wir alles.", sagte ich und blickte noch einmal zu dem Fenster. Bill schlief langsam ein.

"Wo arbeitest du?" Ich sah in Sehanas Augen. Sie war hübsch. Meine Schwester eben.

"Im Wald, dort wo es sicher ist." Sie lächelte und zerzauste mir das Haar. "Für den König?" Ich sah sie erneut an.

Sie schüttelte bloß den Kopf. "Für die Guten."

Die Bilder drehten sich. Ich befand mich vor dem Haus neben mir mein Vater und Sehana, sie streiten sich. Sehana läuft wütend weg. "Vergiss es!", ruft sie und rennt Richtung Wald.

Wieder neue Bilder. Sehana neben mir im Garten.

"Ich stelle mir oft vor wie Mutter bei uns ist. Sie hat dieselben hellen Haare wie wir 3 und die Augen..", ich unterbrach und sah zu Sehana. Eine einzelne Träne fand den weg auf ihrer Wange hinunter. "Dad hat gesagt du sollst sie nie wieder erwähnen hörst du!", schrie sie. Und sie schrie ein ohrenbetäubender Schrei...

Ah!" Ich schreckte schweißgebadet auf.

"Verflucht!" Ich rieb mir die Augen. Die Tür wurde aufgerissen und Dad stand davor. Seine Haare hingen wirr vom Kopf und dunkle Ränder hatten sich unter seinen Augen gebildet. Er war ein alter gebrechlicher Mann geworden. "Kiera du hast geschrien." Er sah mich an.

"Ich muss los.", ich sprang auf und lief wortlos an ihm vorbei. Ich konnte seinen Blick nicht ertragen. Ich stürmte aus dem Haus und lief eilig auf den Marktplatz. Wie ich dachte, befand sich Fay wieder bei den Ständen mit den Tüchern. Zum Glück war seit dem Aufstand gestern wieder etwas Ruhe eingekehrt. Ich sah zu Fay die ganz in ihrer eigenen Welt war. " Fay?", ich sah sie an. Sie schreckte hoch. "Oh Kiera.", murmelte sie bloß, dann vergrub sie sich wieder zwischen den Tüchern. Trompetenlaute ertönten. Ich sah in die entgegengesetzte Richtung. Wachen liefen quer über den Dorfplatz. Gefolgt von einer Kutsche und vielen Leibwächtern.

"Was macht der König hier?" Ich sah sie an. Fay blickte kurz zu mir und dann auf einen kleinen Spiegel neben dem Stand.

"Kiera richte deine Haare! Die 3 Söhne sind sicher darunter.", murmelte sie und fuhr sich durch ihr eigenes Haar. Ich zog eine Augenbraue nach oben. "Wieso sollte ich?"

"Ach verstehe, du hast ja deinen Prinzen aus den Schlossgängen.", meinte sie schulterzuckend Ich strafte sie mit einem Blick. Die Kutsche hielt an. Der Königliche Vorleser schritt mitten durch die versammelte Menge und räusperte sich. Fay zog mich näher.

"Sehr geehrte Bürger und Bürgerinnen von Darkswed. Der König und seine treuen Söhne bitten um vollste Aufmerksamkeit." Ein Raunen ging durch die Menge. "Bald veranstaltet der König einen Ball, zu Ehren des 20igsten Todestages seiner Frau Gwendiole von Darkswed. Herzlich eingeladen sind alle Töchter die ihr 18tes Lebensjahr noch diesen Frühling erreichen." Er verbeugte sich.

Fay strahlte und klammerte sich an meinen Arm fest. "Kiera, wir müssen dort hin!" Ich sah sie an. "Fay ich hole dich ungern von deinem hohen Ross, aber wir sind Arbeitspersonal und bestimmt arbeiten wir an dem Tag."

"Du vielleicht, ich putze bloß die Zimmer." Sie grinste. Seufzend befreite ich mich von ihrem Griff. Die Kutsche ging auf und der König stieg aus. Neben ihm erschien ein etwas älterer junger Mann mit dunklen Haaren, sein Gesicht wirkte blass und seine Augen starrten in das Leere. Trotz all dem, war er sehr hübsch und strahlte etwas eigenes, etwas anziehendes aus.

"Das ist der Älteste.", murmelte Fay und zeigte auf ihn. Ich schlug ihre Hand weg, als ich bemerkte wie er Fay und ihre ausgestreckte Hand ansah. Fay wurde rot. Sie nickte nur und nahm die Hand herunter. Er sah sie noch immer an und schüttelte bloß den Kopf. Aber nicht das weckte in mir die Aufmerksamkeit. Ich sah hinter ihm eine Frau mit Kapuze, ihre roten Locken blitzen hervor. Sie hielt einen Dolch in den Händen. Ich erschrak, das war die Frau von gestern! Sie schlich sich an den ältesten Sohn des Königs heran. Und dann rannte ich, wieso auch immer auf sie zu an den Wachen vorbei. Der älteste Sohn drehte sich um und sah sie an. Sie erschrak und ließ den Dolch fallen. Ruckartig drehte sie sich um und rannte, ich ihr nach. Es war nicht einfach sie zu verfolgen aber egal wie viele Markttische sie mir entgegen warf, ich wich geschickt aus. Sie schlug sich den Fuß an einem großen Topf aus Keramik an und fluchte. Ihr Tempo wurde deutlich langsamer. Hinter mir hörte ich die Schritte der Wachen. Einmal war ich die Heldin. Vor uns war eine Sackgasse. Erschrocken drehte sie sich um und versuchte auf den nahe gelegenen Balkon zu klettern. Ich zog und zerrte an ihrem Fuß bis sie auf den harten Boden aufschlug. "Lass mich los!", zischte sie und biss mir in den Arm. Ich schrie. Bald waren die Wachen da. "Wieso willst du ihn töten?", rief ich. Ihre Kapuze war ein Stück weit verschoben. "Ich würde ihm nie im Leben etwas antun. Lieber sterbe ich, als das ich Sanse in Gefahr bringe.", seufzte sie und versuchte sich zu befreien. "Wer bist du?" Ich sah sie an.

"Eine Wächterin", murmelte sie.

Ich ließ los. Meine Schwester hatte mir einmal von ihnen erzählt. Wächter waren die Spione der Rebellen. Die Wachen standen nun um uns. Einer packte sie unsanft und zog sie hoch. Ich blickte ihr nach wie sie abgeführt wurde. War ich Schuld an ihrem Tod?




Darkswed die RebellenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt