kapitel 18*

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"Du weinst", stellte Scar mit ruhiger Stimme fest. Er hatte es geschafft, mit einem einzigen Satz meine ganze Verteidigung zum Einsturz zu bringen, meine Wut auf mich selbst und auf alles. Die Wut auf jeden einzelnen Bewohner von Darkswed wich auf einmal von mir. Plötzlich war nur noch das Gefühl von Leere.

Wem mache ich hier etwas vor? dachte ich. "Ich habe dir Vertraut.", flüsterte ich.

Er kam näher und drehte mich so, dass ich ihm in die Augen sehen musste. "Das kannst du immer noch, wir finden einen Weg. Nur zuerst brauchen wir einen Plan. Du hilfst uns oder?" Fragend sah er mich an. Da war er wieder, der spöttisch grinsende Scar, den ich in den Gängen kennen gelernt hatte. Der Scar, der nachts durch die Wälder schlich und James auf Schritt und Tritt gehorchte. Ich nickte. "Also, was habt ihr vor?" Es gab noch so viele unbeantwortete Fragen und Rätsel, doch ich war bereit die Wahrheit zu erfahren, egal wie schmerzhaft sie war.

"Wie siehst du eigentlich aus?", sagte er und wich so gekonnt meiner Frage aus. Er musterte mich von Kopf bis Fuß wie am ersten Tag als wir uns gesehen hatten. "Nicht das es mir nicht gefallen würde, aber du hättest dich nicht extra für mich so heraus putzen müssen." Er lachte und ernte dafür von mir einen bösen Blick.

"Verzeih mir, dass ich dachte der Ball wäre etwas Elegantes und das ich im Zweifelsfall nicht mit einer verstaubten Küchenschürze vor den König treten sollte.", sagte ich und fügte ein betontes: "Eure Hoheit.", hinzu.

Er schüttelte den Kopf. "Zurück zum Plan.", meinte er nur. War er etwa verlegen? Ich sah ihn genauer an, doch er wich meinem Blick aus. Ich zuckte seufzend mit der Schulter.

"Heute ist der Ball, James und die anderen werden anwesend sein. Unser Ziel ist es den königlichen Ball zu stürmen, die Gefangenen zu befreien und dem König, meinem Vater, zu zeigen mit wem er es zu tun hat.", sagte er.

Ich nickte. Dass James dabei war, störte mich, aber er war der Anführer. "Ich habe ein schlechtes Gefühl.", unterbrach ich ihn plötzlich und sah ihm in die Augen.

Er war unruhig. Sein Blick war fragend aber gleichzeitig beängstigend. In kurzen Sätzen erzählte ich ihm von meiner besten Freundin Fay und was ich beobachtet hatte. Er nickte nur und meinte: " Wir kriegen das schon hin, mein Vater darf nur nichts davon wissen."

"Aber wenn dein Vater merkt, dass du ein Teil des Ganzen bist...", sagte ich, brach aber gleich wieder in mitten des Satzes ab. Ich wusste selber, dass es Scars Tod bedeuten würde. Der König duldete keine Verräter, auch wenn es seine eigenen Söhne waren.

"Er wird nichts merken. Deine Aufgabe ist es, auf mein Zeichen die Tore zu öffnen damit James und die anderen sich mühelos unter die Gäste mischen können. Da das eigentliche Ziel des Balles damit zu tun hat, dass für mich und meine Brüder naja eine geeignete Frau gefunden wird, wird mein Vater seine ganze Konzentration eher der Damenwelt schenken." Er grinste, aber mein Lächeln erstarb. Das hatte ich ganz vergessen.

"Aber was, wenn etwas schief läuft? Der König erkennt die Rebellen sofort."

Scar wandte sich zu der Türe und meinte: "Keine Sorge, selbst du wirst nicht erkennen, wer Rebelle und wer Feind ist.

Ich nickte. Hoffentlich kam das alles gut und hoffentlich fand er keine Frau. Ich wusste nicht wieso ich mir so Gedanken um das machte. Er war einfach Scar, nicht mehr und nicht weniger. Ich schüttelte meinen Kopf, um die Gedanken zu verdrängen. Egal, alles zu seiner Zeit.

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Nachdem ich das Zimmer wieder verlassen hatte, ging es mir auf einmal viel besser. Ich würde den Rebellen helfen sich gegen den König zu wehren. Zwar kannte ich ihre genauen Pläne nicht und wie es dann weiter gehen würde, aber ich vertraute Scar. Ja, ich vertraute ihm wirklich. Aber mein Hauptziel war es immer noch, herauszufinden was mit Fay passiert ist. Seit dem Tag im Schloss erkannte ich die junge Frau mit den roten Haaren nicht mehr. Ich beugte mich über das Treppengeländer und warf einen Blick nach unten. Ich sah direkt auf den Ballsaal, der sich in mitten der emporragenden Treppen befand. Niemand war zu sehen.

Fay trieb sich auch irgendwo hier herum. Die Frage war nur, wo? Ich musste also gleich auf mehrere Personen achten, auf den König, Fay, Raban, die Wachen...

Sanse war momentan nicht wichtig, auch wenn ich noch nicht wusste, auf welcher Seite er wirklich stand. Doch irgendwas hatte ich vergessen, nur ... oh nein! Wütend schlug ich mir auf den Kopf, Bill! Ich hatte Bill vergessen, ihm durfte nichts passieren! Mit schnellen Schritten eilte ich die Treppen herunter, wurde aber von einem lauten Schrei aus den Gedanken gerissen. Was war hier los?

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Darkswed die RebellenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt