Kapitel 21*

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  Während wir auf das Schloss zu rannten, kam mir immer wieder sein Gesicht in den Sinn, als ich ihm das wegen Sehana erzählt hatte.
Zuerst schien er überrascht, dann sah er mich nur noch bemitleidend an. Er hielt mich für verrückt. Wer sah schon zwischen ein paar Bäumen seine tote Schwester.
Wenn ich nicht seine warme Hand in meiner spüren würde, würde ich behaupten, er ginge mir nach dem Satz aus dem Weg. Denn gleich als ich ihm davon erzählt habe, wechselte er blitzschnell das Thema und zog mich mit sich. Auf einmal wusste ich nicht, ob das hier alles richtig war. Leise Zweifel nagten an mir.
Die Schüsse kamen immer näher, aufgebrachte Schreie drangen aus dem inneren des Schlosses. Was war passiert?
Scar hielt an und packte mich an den Schultern. Er sah mir in die Augen. "Hör mir jetzt gut zu, verstanden?"
Ich nickte.
"Du wirst dich irgendwo in Sicherheit bringen. Geh in mein Zimmer und bleib dort, egal was passiert.", kam es von ihm. Er schrie beinahe, da die Schüsse immer lauter wurden. Ich nickte erneut.
"Versprich mir einfach, dass du nichts tust,was dich in Gefahr bringt."
Ich sah ihn lange an. Versprechen konnte ich ihm das nie und nimmer. "Und die Gefangenen?", fragte ich. Sie befanden sich ja noch im Keller des Schlosses.
"Überlass das mir und James. Bring dich jetzt in Sicherheit und bleib in meinem Zimmer. Die Rebellen stürmen gerade das Dorf, aber keine Sorge, sie nehmen nur die Wachposten gefangen, deiner Familie geschieht nichts." Seine Stimme wurde wieder leiser. "Ich hol dich ab, sobald das alles hier fertig ist."
Wieder nickte ich. "Wo ist Sanse und Raban?", fragte ich ihn.
"Sanse ist sicher bei Foxy und Raban kämpft bestimmt. " Sein Blick verdunkelte sich. "Also wir sehen uns.", murmelte er nur noch und gab mir dann einen schnellen Kuss. Er rannte in das Schloss und brachte sich gleich darauf neben einer Mauer in Sicherheit, als Schüsse aus dem Inneren kamen.
Auf meinen Lippen spürte ich immer noch seinen Kuss. Ein leichtes Kribbeln überkam mich. War das ein Traum?
Ich schüttelte den Kopf und rannte um das Schloss herum, zu der Klappe . Schnell sprang ich hinein und landete in der Küche. Dort war es erstaunlich still. Ohne zu zögern, lief ich auf die schwere Eichenholztüre zu und öffnete diese. Im Gang bekam man schon etwas mehr mit von den Kämpfen,die sich oben abspielten. Ich rannte durch den langen Gang. Die Gemälde zogen hässliche Fratzen, als ob sie leben würden. Geschockt rannte ich immer weiter, bis ich an der Abzweigung ankam.
Also Gang rauf, Treppe hoch in Scars Zimmer, es war einfach. Nur Bill, der war noch irgendwo bei Sanse und Sanse war höchst wahrscheinlich bei Foxy..
Tut mir leid Scar...
Mit schnellen Schritten rannte ich die Treppen herunter, immer tiefer in den Kerker. Wachen rannten neben mir die Treppe hoch, aber solang ich mich in der Dunkelheit an die Wände presste, beachteten sie mich nicht wirklich. Ich rannte bis ich vor dem Gefängnis von Foxy stehen blieb.
Zu meinem erstaunen, hockte sie am Boden, alleine. "Foxy...", flüsterte ich.
Sie hob ihren Blick. Noch immer hatte sie dunkle Schatten unter den Augen, aber diesmal blitzen sie fröhlich auf.
"Die Rebellen nicht?", fragte sie einfach.
Zuerst begriff ich es nicht, aber dann wusste ich, was sie meinte. "Ja, die Rebellen greifen den König an. Wo ist Sanse?"
Stille...von irgendwo hörte man wieder Schreie..
"Im Wald, in Sicherheit.", meinte sie nur und stand langsam auf.
"Und...ist er auch bei ihm?"
"Dein Bruder? Ja, aber hilf mir lieber hier heraus.", murmelte sie und versuchte mit rütteln an den Gitterstäbe, das Schloss zu öffnen. Ihre Hände zitterten vor Anstrengung und überall waren blaue Flecken.
"Wer war das?", fragte ich.
Ohne aufzusehen, brachte sie das Schloss auf und antwortete :" Raban, er kam immer nach Sanse und wenn ich ihm nichts verraten wollte über den Wald, James, die Rebellen ect. schlug er mich."
Ich hielt den Atem an. Ich hasste Raban wirklich.
"Und Sanse...half er dir nicht?" Wieder sah ich sie fragend an.
Sie schüttelte nur den Kopf und trat aus der Zelle. " Wie? Wie sollte er ohne aufzufallen. Aber er wird uns helfen.", meinte sie und lief den Gang entlang.
Uns...uns den Rebellen? War ich nun auch eine von ihnen? Ein Teil des Ganzen?
Wieso war sie nicht längst gegangen, anscheinend hatte sie ja keine Mühe ein Schloss zu öffnen.
Sie wendete mir ihren Blick zu. Dunkle Augen musterten mich belustigend und da fiel es mir auch ein..sie liebte ihn. Sie liebte Sanse. Darum war sie hier geblieben..hier bei ihm im Schloss. Was hatte Scar gesagt? Liebe machte blind und unvorsichtig. Wie Sehana, die bei James geblieben war, war auch Foxy bei Sanse geblieben. Sie war unvorsichtig und brachte sich selbst in Gefahr. Genau wie ich. Ich...naja mochte Scar, sehr sogar. Vor wenigen Tagen hatte ich noch treu dem König gedient und jetzt stand ich auf der Seite unserer Feinde, den Rebellen.
Ich lachte und Foxy sah mich fragend an. Wie schnell die Zeit verging. Die Guten waren doch nicht immer das, was es schien.
"Ich weiß ja nicht, was hier so amüsant ist, aber lass uns die anderen befreien." Ihre Stimme hatte wieder einen monotonen Ton.
Nickend folgte ich ihr.
Das hier war erst der Anfang und wenn ich es nicht besser wissen würde, würde ich behaupten, dass sich ab hier alles ändern würde.
"Ihr seid ein Volk voller Narren, der König nährt sich an eurem Tot. Ein Volk aus Schatten, Feiglinge mehr seid ihr nicht. Wartet nur auf den Tag, an dem die Uhr aufhört zu schlagen, ihr werdet alle fallen, fallen unter der Gerechtigkeit."
Das hatte meine Schwester gesagt, nur welche Uhr? Die Uhr des Schlosses?  

Darkswed die RebellenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt