Ich betrat die Küche. Die anderen Arbeiter schenkten mir keinen einzigen Blick. Nach einander trugen sie Platten mit herrlichen Speisen nach oben. Als die letzte Person den Raum verlassen hatte, kam sie wieder, die bedrückende Stille. Von oben hörte ich Trompetenlaute, der Ball hatte begonnen. Und nun? Gähnend schwang ich mich mit einer schnellen Bewegung auf den Vorbereitungstisch. Ich lag mit ausgestreckten Armen dort und sah an die Decke. Feine Risse zogen sich an der Wand entlang. Irgendwo krabbelte eine Fliege, ansonsten war es still.
Ich warf einen Blick aus dem kleinen Kippfenster. Draußen war es schon dunkel. Ich bräuchte jetzt einen guten Plan, nur welchen. Ich konnte mir schlecht einen leeren Mehlsack überziehen und damit auf dem Ball erscheinen.
Scar vertraute mir und James brauchte mich, um in das Schloss zu gelangen. Mein blondes, langes Haar hing über dem Tisch. Leise Musik erklang von oben herab. Ich stellte mir vor, wie alle am Tanzen waren, so fröhliche Gesichter.
Leise begann ich die Melodie mitzusingen. Meine Augenlider wurden immer schwerer und schwerer. Ich war schon fast im Land der Träume, als ein blaues Augenpaar vor mir erschien. "Kiera...", kam es von weit weg. Ich blinzelte. Scar stand neben den Tisch und musterte mich besorgt. " Bist du eingeschlafen?", fragt er .Jetzt war ich hellwach. Ich schreckte hoch und sprang schnell von dem Tisch. "Tut mir leid, ich war ganz weg."
Er lächelte.
"Ich habe ein Problem, der König...", ich hielt inne, als er mir seine offene Hand hinstreckte. Eine schwarze glänzende Maske lag darauf. "Problem gelöst?", fragte er. Erstaunt sah ich ihn an. "Danke."
"Schon gut, aber ich muss wieder hoch. Warte auf mein Zeichen und lass dann die anderen hinein." Ich nickte und nahm langsam die Maske. Unsere Hände streiften sich ganz kurz und ich hielt den Atem an. Wir sahen uns in die Augen. Noch einige Sekunden lang starrten wir uns an, bis er sich räusperte. "Ich muss los, zurück in den Ballsaal."
"Und ich sollte die Maske anziehen.", gab ich zurück und lächelte ihn an, doch er drehte sich bloß um und ging. Was sollte das eben? Ich betrachtete die Maske genauer. Ganz sanft hielt ich sie in meinen Händen, als ob sie zerbrechen könnte. Was war mit ihm los? Ging er mir aus dem Weg? Ich starrte noch immer auf die Maske in meinen Händen. Wenn der König mich entdecken würde, war ich tot. Mit der Maske erkannte er wenigstens nicht mein Gesicht aber die Haare. Sie waren lang und blond, fast niemand hatte solches Haar in dieser Länge. Dieselben Haare wie meine Schwester und meine Mutter hatte. Doch das all das war Vergangenheit. Beide waren weit weg. Meine Schwester hatte immer gesagt :
Und erst am Ende der Geschichte, wird man erfahren wofür man gelebt hat.
Wofür werde ich gelebt haben? Für wen..
Ich blickte mich in der Küche um. Irgendwo lag es doch... Triumphierend hielt ich das silbrige, spitze Messer hoch. Ich warf einen letzten Blick in den Backofen, in dessen Sichtfenster sich mein Gesicht spiegelte, dann schnitt ich meine Haare ab Schulterlänge grade durch. Ein Büschel Haare fiel auf den Boden. Blonde, lange Zottelhaare verstreut in alle Richtungen. Es kam mir vor, als ob ich einen Teil meiner Vergangenheit damit ruckartig auf den Fußboden der Küche befördert hätte.
Ich starrte wieder in das Sichtfenster und setzte mir die Maske auf. Auf die Schnelle würde mich selbst mein Vater nicht mehr erkennen. Das Mädchen das mir entgegen blickte, hatte dunkle Augen und schulterlanges, blondes Haar, aber nicht nur das war fremd. Dieses Mädchen war nicht mehr das, das es einst vor vielen Jahren gewesen war. Sie war erwachsen zumindest schien es mir so.
Es war ein komisches Gefühl mit kurzen Haaren, aber eben jeder zahlte seinen Preis. Ich warf noch einen letzten Blick nach Draußen Was echt geschehen würde am Ende dieses Abends? Würde alles anders werden oder war es erst der Anfang? Und wie sah das Zeichen eigentlich aus, auf das ich warten sollte...
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Darkswed die Rebellen
Fantasía*wird gerade überarbeitet* ☠ Es ist nicht das Ende, wenn wir jemanden verlieren. Nur ein Anfang und eine neue Sicht auf bestimmte Dinge. Wie ein böser Traum ohne erwachen. ☠ Ich habe meine Schwester verloren und niemals wird jemand ihren Platz einn...