Kapitel 20

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Song für das Kapitel: The Neighbourhood "You get me so high"

Es dauerte eine Weile bis ich realisierte, was hier vorging. Der Typ schleckte wortwörtlich mein Gesicht ab. Mittlerweile war er auch schon an meinem Mund angekommen.

"Hey, hör auf", sagte ich und versuchte ihn mit meinen Händen wegzudrücken.
Doch es konnte auch nur ein Winseln gewesen sein und mein Versuch ihn wegzudrücken nur ein Berühren. Ich konnte es nicht ganz einschätzen.

Sein Atem stank stark nach Alkohol und mir wurde schlecht durch den Geruch.

"Hör auf! Ich will das nicht!", versuchte ich nun bestimmt zu sagen.
Er reagierte nicht sofort, doch kurz darauf spürte ich wie der Druck von mir genommen wurde.

Viel eher wurde der Typ weggezogen.
"Hast du nicht gehört? Sie will nicht", folgte eine Stimme.
Ich konnte sie nicht genau einordnen, doch spürte ein wohlig warmes Gefühl, aber auch gleichzeitig leicht ziehende Schmerzen beim Hören der Stimme.

"Au! Ist ja schon gut", ertönte es dann von dem Kerl.

Ich spürte, wie ich meine aufrechte Position nicht mehr halten konnte und rutschte die Wand hinunter, bis ich festen Untergrund unter meinem Po spüren konnte. 

"Ist alles in Ordnung?", hörte ich dann  die Stimme, die so entgegengesetzte Gefühle in mir auslöste.
Als ich meine Augen öffnete, erkannte ich nur verschwommen braune Augen und mir bekannte dunkle Locken.

"Kyle?", murmelte ich.
"Ja, ich bin es", antwortete er.
Ich lehnte meinen Kopf zurück an die Wand und seufzte. Mir war ganz schummrig.
"Musst du kotzen? Sollen wir zu den Toiletten gehen?", fragte er mich.

"Nein, ich denk nicht", antwortete er.

"Okay, komm wir bringen dich nach oben", meinte er und griff nach meinen Händen, um mir hoch zu helfen. Doch ich machte nicht einmal Anstände mich zu erheben.

"Nein, ich bin müde. Ich will hier sitzen bleiben und schlafen", lallte ich.
"Aber willst du nicht lieber ins Bett? Da ist es doch viel besser zum Schlafen als hier", entgegnete er lachend.

Mit fiel auf, dass er mit mir redete wie mit einem Kind. Aber ich benahm mich wahrscheinlich auch wie eines. Wenigstens hatte er mich überzeugt. Weiche Laken waren jetzt genau das, was ich brauchte.

"Okaaaaay", sagte ich schließlich und ließ mich von ihm an den Händen hochziehen. Sobald ich mit beiden Füßen auf dem Boden stand, merkte ich wieder wie betrunken ich war. Ich konnte mein Gleichgewicht gar nicht halten und wäre sofort wieder umgekippt, hätte Kyle mich nicht festgehalten.

Er stützte mich und zog mich eng an sich gedrückt, als wollte er mich vor allen anderen Menschen beschützen, durch die tanzende Menge.

Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass es mir noch schlechter zu gehen schien, denn der Boden fing an sich zu bewegen. Doch als ich aufsah, merkte ich, dass wir im Fahrstuhl standen und hochfuhren.

Ich drehte meinen Kopf zu Kyle und war plötzlich so fasziniert von seinen Locken, dass ich spontan beschloss meine Hand zu heben und seine Haare anzufassen. Sie fühlten sich so weich an wie erwartet.

Ich konnte von Glück sprechen, dass ich betrunken war und er mir es nicht übel nahm. Nüchtern wäre diese Geste nämlich ziemlich peinlich gewesen. Er drehte sich zu mir und lächelte: "Du bist so betrunken"

Ich kicherte und hielt mich an seinem Hemd fest, als der Fahrstuhl plötzlich stehenblieb und dabei ein wenig ruckelte. Kyle stützte mich wieder, als die Türen aufgingen. Doch aus irgendeinem Grund fühlten sich meine Beine an wie Wackelpudding und ich wäre bei den ersten Schritten fast hingefallen.

It Never Rains In CaliforniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt