Kapitel 12

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Song für das Kapitel: The Neighbourhood  "Leaving tonight"

Ich lief ziellos am Strand entlang und hatte bald keine Ahnung mehr, wo ich war und wie lange ich schon herumlief. Schließlich sah ich im Sand einen umgekippten Baumstamm liegen und beschloss mich da hinzusetzen.

Mein Blick wanderte zum Meer und ich schloss meine Augen, um die Sonne zu genießen, die mir ins Gesicht schien. Bis plötzlich nur noch ein Schatten in mein Gesicht fiel, weil sich jemand vor mich gestellt hatte.

Ich brauchte meine Augen gar nicht zu öffnen, um zu wissen, dass es Kyle war. Der Wind, der mir seinen Geruch in die Nase blies und die schweren Geräusche seiner Stiefel im Sand hatten ihn verraten.
Warum war er mir auch den ganzen Weg gefolgt,  wenn er es war, wegen dem ich gegangen war?

"Wenn Liam dich geschickt hat, kannst du gleich wieder gehen", sagte ich möglichst gleichgültig und ließ meine Augen dabei geschlossen. Ich rutschte ein wenig nach rechts, um die warmen Sonnenstrahlen wieder auf meinem Gesicht spüren zu können.

"Liam hat mich nicht geschickt", erwiderte er.

"Was willst du dann hier?", wollte ich wissen.

"Ich will wissen, was mit dir los ist"

Nun öffnete ich doch meine Augen, um ihn ansehen zu können.

"Du willst wissen, was mit MIR los ist?", fragte ich entsetzt und klang dabei lauter, als ich beabsichtigt hatte.

"Ja ich will es wissen. Sag's mir", antwortete er ebenfalls laut.

Jetzt stand ich auf. Ich wollte mit ihm annähernd auf einer Höhe sein, um mich nicht unterlegener zu fühlen.
"Du hast dich benommen wie ein Arsch mir gegenüber",

"Was meinst du?", fragte er ahnungslos. Ich konnte das nicht glauben. Tat er nur so oder war er wirklich so schwer von Begriff?

"Na du benimmst dich wie viele Jungs. Wenn du allein mit mir bist, bist du so wie du wirklich bist und man kann mit dir normale Gespräche führen. Aber sobald deine Freunde dabei sind, musst du natürlich cool wirken und das geht nur, wenn du so richtig scheiße zu mir bist", schrie ich ihn an.

"Das stimmt doch gar nicht!", schrie er zurück und ich erkannte Verletzlichkeit in seinen Augen.

"Vielleicht war das auch gar nicht dein wahres Ich nach dem Konzert und gestern. Vielleicht bist du einfach ein Riesenarsch und das mit mir war irgendein krankes Spiel für dich. Du wolltest sehen, wie schnell du mich rumkriegst und weil wir gestern geknutscht haben, hast du jetzt dein Interesse verloren", schrie ich wieder und bereute es sofort wieder. Ich hatte das alles gar nicht ernst gemeint.

"Das stimmt überhaupt nicht!!", schrie er und in seinen Augen flammte Zorn auf. Er war so wütend, dass seine Unterlippe begann zu zittern und plötzlich ballte er seine rechte Hand zu einer Faust und holte mit ihr Ausschwung.

Es sah so aus, als würde er mich gleich schlagem und ich legte instinktiv die Hände vor mein Gesicht.
Doch seine Faust raste an mir vorbei und schlug direkt in das alte Holz des Baumstammes.

Als ich mich wieder traute die Hände vor meinem Gesicht wegzunehmen, hielt Kyle seine Hand fest, deren Knöchel blutig geschlagen waren.

Als er meinen erschrockenen Gesichtsausdruck sah, meinte er wieder etwas leiser: "Hast du etwa gedacht, ich würde dich schlagen?
Ich würde dir nie wehtun"
Die Art wie er das sagte klang irgendwie bedrohlich.

"Das hast du aber schon", sagte ich leise. Vielelicht nicht körperlich aber dennoch fühlte ich den Schmerz tief in meiner Brust sitzen.

Ich drehte mich um und verschwand. Und diesmal rannte Ich, damit er mir nicht folgen könnte. Ich rannte den ganzen Weg zurück so schnell ich konnte und spürte dabei, wie mir heiße Tränen das Gesicht herunterliefen.

It Never Rains In CaliforniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt