Kapitel 40

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Song für das Kapitel: Eden "Love; not wrong"

"Ich weiß, ich hab mich oft selbst verschlossen. Und ich weiß, ich war schwer zu erreichen und es war so mühsam mich zu mögen", gab Kyle zu.

Mittlerweile saßen wir auf dem Sofa im Wohnzimmer und er war in ein Handtuch gewickelt und zitterte nach der Kälte und Nässe noch ein bisschen.

Ich hörte seine Worte, aber ich konnte nicht anders als ihn anzustarren. Ich hatte sein Gesicht, seine sanften braunen Augen und seine widerspenstigen Locken so sehr vermisst und es ist mir erst jetzt bewusst geworden.

Seine Verletzungen im Gesicht sahen übrigens schon viel besser aus. Sein Auge war gelb-violett und der Bluterguss an seiner Wange schon grün.

"Und ich weiß, dass du bestimmt schon die Nase voll hast von meinem Scheiß. Aber bitte, ich bitte dich mich einfach noch nicht aufzugeben", meinte er.

Seinen ganzen Monolog lang hatte ich überlegt, ob ich schon bereit war ihm zu verzeihen. Dabei hatte ich das schon, als ich seine Nachrichten auf meinem Handy gelesen hatte.

"Ich werde dich nie aufgeben", antwortete ich schließlich und beobachtete wie Kyles Augen anfingen zu strahlen.
Das verleitete mich wiederum zu einem Lächeln.

Kyle setzte gerade an, um etwas zu sagen, da hörten wir beide plötzlich Schritte und Stimmen näher kommen.
Das waren die Jungs, die aus dem Keller hochkamen.

"Was geht denn hier ab?", fragte Sam, der als erstes ins Wohnzimmer kam und uns sah. Er schaute zwischen Kyle und mir hin und her und die restlichen Jungs kamen auch mittlerweile an.

"Kommt wir gehen in die Küche", wies Liam alle an, als er mitbekam, dass Kyle und ich redeten und die Jungs folgten ihm langsam, während sie uns immer noch Blicke zuwarfen.

"Wollen wir nach oben in mein Zimmer geh'n?", schlug ich vor.

"Gute Idee", stimmte Kyle zu.
    
"Und das was du zu mir gesagt hast..", sprach ich an, als Kyle und ich in meinem Zimmer waren.

"Ich weiß. Es war Unsinn. Weißt du, in der Schlägerei hat Thomas mir die ganze Zeit eingeredet wie scheiße ich bin und dass ich es nicht verdiene geliebt zu werden und irgendwann habe ich das selbst geglaubt", erklärte er.

"Dann rede mit mir über so was. Und lüge mich bitte nie wieder an.
Und das wichtigste ist: Schaff dir den Gedanken aus dem Kopf, dass du nicht gut genug für mich bist", sagte ich.

"Das versuche ich, weil.. weil ich dich liebe", meinte er.

Ich hielt die Luft an, als ich das hörte. Er hatte es gesagt. Kyle hatte gesagt, dass er mich liebte.

"Und ich liebe dich", antwortete ich.
Daraufhin lehnte er sich zu mir und küsste mich. Währenddessen spürte ich wie sich eine einzelne Träne an meinem Auge bildete und mir die Wange herunterfloss.

"Und bitte schließ mich nicht aus, wenn etwas ist. Ich werde dich nicht verlassen", flüsterte ich dann.

"Hörst Du? Ich werde dich nicht verlassen", wiederholte ich.
"Okay", antwortete er und drückte sanft meine Hand.

"Ich habe etwas für dich", fiel Kyle plötzlich ein, während wir uns beide gegenüber auf dem Fensterbrett saßen und beobachteten, wie der Regen draußen allmählich abklang und die Wolken sich lichteten.

Er sprang herunter und holte etwas aus der Innentasche seiner Lederjacke heraus.
"Zum Glück ist es nicht nass geworden.
Hättest du mich noch länger draußen im Regen stehen lassen, wäre es sicher nass geworden", zog Kyle mich auf.

Ich lachte.
"Jetzt zeig schon her, was das ist", forderte ich ihn auf.

Er hielt mir es hin und ich sah, dass es ein Heft war.

"Oh mein Gott, ist das...?", meinte ich überrascht, als ich die erste Seite aufschlug.

"Unser erster gemeinsamer Comic? Ja das ist es", vervollständigte Kyle meinen Satz.

"Er ist wunderschön. Wie hast du ihn so schnell fertig gestellt?"

"Ich bin die ganze letzte Nacht drangesessen", gestand Kyle.

Ich staunte nicht schlecht.

"Und ich hab noch was", meinte er.

"Ja?"

"Ich hab mit dem Geschäftsführer eines Verlags telefoniert und ihm von unseren Ideen erzählt.
Und er will uns kennenlernen und unsere Arbeit sehen", erzählte Kyle.

Nun konnte ich mich nicht zurückhalten. Ich sprang auf, jubelte und fiel Kyle lachend in die Arme.

Als wir uns voneinander lösten, begegnete ich nur kurz seinem Blick, doch das reichte seinen Augen aus, um mich in den Bann zu ziehen.

Das Klingeln meines Handys weckte mich aus meiner Starre und ich stürzte zu ihm hin. Es war Vivien.

"Hallo?", ging ich ran.
"Hi, ähm wie geht's dir?", fragte sie vorsichtig.

Ich konnte mir vorstellen, was geschehen war. Liam hatte ihr bestimmt von der Sache mit Kyle erzählt und jetzt wollte sie mich bestimmt ablenken.

"Mir geht's gut", antwortete ich so fröhlich wie ich konnte, damit sie nicht weiterfragte. Ich würde jetzt ja wohl nicht vor Kyle mit ihr darüber reden.

"Wirklich?", fragte sie ungläubig.
"Ja, es hat sich alles geregelt", sagte ich und hoffte einerseits, dass Vivien es verstand und andererseits, dass es für Kyle unverständlich genug war. Schließlich hätte es auch um etwas komplett anderes gehen können.

"Ich ähm ruf dich später zurück", sagte ich zu Vivien.
"Okay", meinte sie und wir legten auf.

"Ging es um etwas wichtiges?", fragte Kyle.

"Nein nein", antwortete ich.

"Schau mal, die Sonne lässt sich blicken", rief Kyle plötzlich aus.

"Tatsächlich", sagte ich, als ich mich zum Fenster drehte.

"Wurde aber auch Zeit nach zwei Tagen Regen", fügte ich hinzu.

"Es ist fast so, als hat es gestürmt, weil wir nicht zusammen waren und jetzt kommt die Sonne raus, weil wir es wieder sind", meinte Kyle.

Ich lächelte.
"Du glaubst doch nicht wirklich, dass die Launen des Wetters von uns abhängen?", fragte ich ihn.

Er lehnte sich an das Fensterbrett.
"Wer weiß? Vielleicht haben wir zusammen ja die Macht das Wetter zu beeinflussen.
Vielleicht können wir zusammen die Welt beherrschen", sagte Kyle und streckte seine Arme nach mir aus.

Ich erwiderte die Geste und ließ mich von ihm an sich in seine Arme heranziehen.

Wir sahen uns gegenseitig in die Augen und er beugte sich ein wenig vor zu mir, um mich zu küssen. Doch genau in diesem Moment klopfte es an der Tür und wir rückten instinktiv auseinander.

"Oh, tut mir Leid. Ich wusste nicht, dass Kyle noch hier ist", sagte Liam und verschwand wieder ganz schnell.

"Ich ähm.. denke, ich werde dann mal gehen", sagte Kyle und tätschelte meine Hand nochmal, bevor er sie losließ.

"Okay", sagte ich, obwohl ich nicht wollte, dass er ging.

Ich begleitete ihn nach unten und wir konnten uns endlich mit einem Kuss verabschieden, ohne dass uns irgendjemand dabei störte.

"Ich habt euch wieder vertragen?", rief Liam fragend aus, während er zu mir stürzte, nachdem die Tür hinter Kyle zugefallen war.

"Ja", sagte ich mit einem Lächeln.
"Das ist toll", meinte er und umarmte mich.

Ich drückte ihn fest an mich und lächelte wieder.

"Ich hätte es ehrlichgesagt auch nicht länger ausgehalten dich so zu sehen", gab Liam grinsend zu, nachdem wir uns gelöst hatten.

"Ich mich auch nicht", stimmte ich zu.

"Lust auf ne heiße Schokolade?", fragte Liam mich dann und legte mir seinen Arm um die Schultern.

"Aber natürlich", sagte ich und schlenderte mit ihm in Richtung Küche.

It Never Rains In CaliforniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt