Kapitel 43

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Song für das Kapitel: The Fray "Never say never"

"Hallo, Kyle", begrüßten meine Tante und mein Onkel ihn, als er in die Küche kam.
"Hallo", sagte Kyle schüchtern.
Liam stand auf und begrüßte Kyle mit diesem typischen Jungs-Handschlag.

Nun klingelte es wieder an der Tür und diesmal war Liam derjenige, der als erstes aufsprang. Kurz darauf kam er mit Vivien zurück, die ebenfalls überschwänglich begrüßt wurde. Ich nahm sie kurz in den Arm und stellte ihr meine Eltern vor und schließlich setzten wir uns an den Tisch und begannen zu essen.

Liam war wieder derjenige, der alle überwiegend unterhielt. Er erzählte gerade von ihrer letzten Football Saison, bei dem sein Team von ihren ewigen Gegnern geschlagen wurde und er konnte es gar nicht mehr erwarten, ihnen in der nächsten Saison in den Arsch zu treten.

"Und du Kyle, machst du irgendeinen Sport?", fragte mein Vater und ich verdrehte innerlich die Augen. Das war mal wieder so klar, dass mein Vater Kyle ausfragen und verurteilen würde.

"Nein, ich...bin früher mal geschwommen, aber habe dann irgendwann aufgehört", antwortete er.

Er ist früher geschwommen? Das wusste ich gar nicht.

"Aber ich zeichne sehr gerne", fügte er hinzu und warf mir einen Blick zu, woraufhin ich lächelte.

Das war doch der perfekte Moment, um sie wegen dieser Sache zu fragen.

"Ähm.. ihr wisst doch, dass Kyle und ich zusammen zwei Bücher gemacht haben und bei einem Verlag waren?", sagte ich zu meinen Eltern gewandt und diese nickten.

"Und sie wollen unsere Bücher tatsächlich veröffentlichen", sagte ich begeistert.
"Oh, das ist toll, mein Schatz!!", rief meine Mutter erfreut aus.

"Ja", stimmte ihr mein Vater zu.

"Das Ding ist, dass der Geschäftsführer gemeint hat, dass es viel leichter wäre alles zu organisieren wenn ich in der Nähe wäre...", fuhr ich fort und erntete dafür jetzt schon einen skeptischen Blick von meiner Mutter.

"Jetzt lasst mich doch mal ausreden", meinte ich.

"Außerdem hat der Geschäftsführer gemeint, dass die UCLA die perfekte Uni für mich wäre und der Verlag mich beim Studium dort unterstützen würde. Und tatsächlich fände ich es wundervoll dort zu studieren...Und wenn ich nächstes Jahr sowieso hierherziehen muss, dann kann ich doch auch jetzt schon hierbleiben und die High School hier fertig machen.
Also nur, falls es für euch kein Problem wäre, dass ich hierbleibe", sagte ich an meine Tante und meinen Onkel gewandt.

"Also von mir aus gern. Es ist so schön dich hier zu haben. Du bist wie eine Tochter für uns", sagte meine Tante.

Ich lächelte und fuhr dann fort: "Bitte, Mom, Dad. Ich... Ich fühle mich hier zum ersten Mal seit langem sehr wohl, weil ich so viele neue Freunde kennen gelernt habe", sagte ich und schaute dabei zu Liam und Vivien herüber, die mich anlächelten.

"Und ich habe Kyle", fügte ich hinzu und sah ihn an. Er lächelte mich an und nahm meine Hand.
Ich sah in seine Augen und versank darin wieder so stark, dass ich für einen Moment vergaß, wie sehr ich meine Eltern gerade von etwas überzeugen wollte.

Als mein Vater schließlich anfing zu reden, löste ich mich von Kyles Blick.

"Nun Ja, ich wüsste nichts, was dagegen spricht", sagte mein Vater.
"Wir können es ja ausprobieren", fügte meine Mutter hinzu.

Vor Freude sprang ich auf und lief zu meinen Eltern, um sie zu drücken.
"Oh, vielen Dank. Ihr seid die Besten!!", rief ich quietschend aus.
Oh Gott. Ich quietschte. Was war denn mit mir los?

Dann ging ich zu Kyle und obwohl ich eigentlich nicht so eine war, die öffentlich gerne Liebe zeigte, konnte ich nun nicht anders als Kyle zu küssen.

"Na dann haben wir jetzt ja etwas, worauf wir anstoßen können", meinte mein Onkel lächelnd und erhob das Glas.

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"Warum gehst du denn so schnell?", fragte ich lachend und fand Mühe darin Kyles schnellen Schritten zu folgen.

"Na, weil wir sonst den Sonnenuntergang verpassen", erklärte Kyle.
Mittlerweile liefen wir im Sand und da war es noch schwerer schnell zu laufen. Doch plötzlich blieb er stehen und setzte sich hin. Ich setzte mich neben ihn. Der Sand war ganz warm und ich grub meine Finger tief in ihn.

Der Himmel war überzogen von satten orange und warmen rosa Tönen, was wunderschön mit dem Blau des Meeres harmonierte.
Das rauschende Wasser erinnerte mich an etwas.

"Du hast mir nie erzählt, dass du früher geschwommen bist", meinte ich zu Kyle.

"Nach dem Unfall durfte ich eine Weile nicht mehr schwimmen. Und danach bin ich einfach nie wieder ins Wasser gegangen", erklärte er.

"Fehlt dir das Schwimmen nicht?", hakte ich nach.
"Manchmal. Aber irgendwie spüre ich den Wunsch nicht mehr wirklich", sagte er.

Ich nahm wortlos seine Hand und er drückte meine als Antwort, während wir beide die große untergehende Sonne beobachten.

"Ich kann mir das noch gar nicht richtig vorstellen, dass wir zusammen die Highschool abschließen. Stell dir das doch vor. Abschlussball, den Sommer zusammen verbringen, dann aufs College gehen", träumte ich ein wenig vor mich her.

Plötzlich drehte Kyle sich zu mir und sah mir direkt in die Augen.
"Emilia, ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, dass du hier bleibst und dass ich jetzt noch mehr Zeit mit dir verbringen kann. Ich wusste gar nicht was ich ohne dich tun würde.
Ich liebe dich",

"Und ich liebe dich", antwortete ich und streckte mich zu ihm, um ihn zu küssen.

Als wir uns voneinander lösten, lehnte ich mich lächelnd an ihn und er legte seinen Arm um mich.

"Und ich hoffe, du wirst dich an dieses Wetter gewöhnen. So viel, wie in letzter Zeit regnet es hier normalerweise wirklich nicht", meinte er dann lachend.

"Das nehme ich schon in Kauf. Schließlich habe ich ja dafür dich", antwortete ich und küsste ihn. 

In diesem Moment versetzte ich mich ein paar Monate zurück als ich Kyle noch nicht kannte. Und ich erkannte, wie leer ich damals war. Es war als hätte ich gar nicht richtig gelebt.
Und ich kannte nun die Wahrheit:
Es gab kein Leben ohne Liebe.

It Never Rains In CaliforniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt