Ich hatte mich in meiner warmen Jacke verkrochen. Die Angst, dass die Stimmen wiederkommen würden, beherrschte meinen Körper. Draco sah mich seufzend an. "Bist du sicher, dass es nicht Voldemorts Stimme ist?", fragte er.
Ich schüttelte stumm und heftig mit dem Kopf und sah aus dem Fenster. "Es war nicht er. Es war jemand anderes. Eben... ein Todesser", antwortete ich dann doch. Der Dunkle Lord, vor dem die ganze Welt Angst hatte, war an diesem Tag in Amerika nicht dagewesen. Es gab genug Zauberer, die seine Stimme gehört hatten und er kreischte nicht, sondern flüsterte eher verlockend ruhig. Nach manchen Aussagen sogar fast beruhigend.
"Seit ich in Hogwarts bin, wird es schlimmer. Es steigert sich jeden Tag mehr, selbst im Unterricht höre ich es. Kann das irgendwie damit zusammenhängen, dass du auch so jemand bist und...", sagte ich zögernd. Als er mich warnend ansah, verstummte ich.
"Dir würde ich sowas bestimmt nicht antun", murrte er. Ich seufzte leise und fing nervös an mit meinen Fingern zu spielen. Wenn du es aber bist und das nicht steuern kannst?
Nachdem Draco nun auch aus der Scheibe des Zuges sah, lächelte er leicht.
"Wir sind bald da", klärte er.
"Was ist eigentlich mit deiner Eule? Wo ist sie hin?", fragte ich, da bloß das sanfte Gurren meiner Schleiereule zu hören war. Meine Sinne hatten mich belogen, als er den mit einem Tuch abgedeckten Käfig auf die Kante stellte. Unter dem Tuch war nämlich niemand versteckt.
Draco sah mich schmunzelnd an. "Er fliegt von selbst zu mir nach Hause. Nur am Anfang hat er sich immer verflogen. Er saß einmal im Honigtopf. Der falsche Ort für eine gierige Eule, die Bonbons mag."
Ich musste lachen. "Dein Ernst? Die Eule hat im Honigtopf gefressen?", fragte ich lachend. Draco nickte und konnte ein Grinsen nicht zurückhalten. Nun wanderte mein Blick zu dem Käfig über mir nach oben.
"Meine Eule habe ich seit Anfang des Schuljahres. Meine alte Eule sitzt in meinem Zimmer, sie würde sonst jeden Brief nach Amerika zu der falschen Adresse fliegen. Da könnte man lange auf die Post warten", sagte ich.
Draco stand auf und nahm den Käfig meiner Eule von der Ladekante hinunter. Durch die Gitterstäbe blinzelte ihn eine fluffige, weiße Schleiereule an. Ihre Schwungfedern waren an den Enden ein wenig hellbraun, ebenso ihr herzförmiger Gesichtsschleier. Er streichelte ihren leicht gefleckten Kopf und sie schloss die großen runden Augen. "Bei mir hat das länger gedauert", staunte ich.
Draco sah mich lachend an. "Ich hätte auch eher mit einem festen Biss in meinen Finger gerechnet", sagte er.
Es ruckte kurz und Draco taumelte nach hinten. Erschrocken stützte er sich an den Polstern ab, während meine Eule in ihrem Käfig aufgeregt flatterte. So perfektionistisch wie Draco wirkte - auch er verlor mal sein Gleichgewicht.
"Während der Fahrt sollte man auch nicht aufstehen", betonte ich.
"Wir fahren nicht mehr lange, schau, wir halten an", erklärte er und wir sahen beide aus dem Fenster. Draußen standen überall die Eltern der Schüler und warteten auf sie. Die Menge an Zauberern war überwältigend. Ebenso wie die Freude, die in ihren Gesichtern standen.
Draco half mir, meine Sachen von der Ladekante zu nehmen und wir gingen dann aus dem Abteil in die schmalen Gänge bis zu einer offenen Tür. Als wir durch sie gegangen waren, kämpften sich meine Eltern durch die eng stehenden Körper hindurch. Sie umarmten mich fröhlich, wärend Draco still hinter mir stand. Für ihn schien noch niemand da zu sein. Ich sollte ihn vorstellen, wenn er uns schon einlädt.
Ich löste mich schnell von meinen Eltern und sah zu Draco. Ich winkte ihn mit der Hand heran und lächelte zu dem größeren Jungen auf. "Das ist Draco Malfoy. Ich glaube ihr arbeitet mit seinen Eltern zusammen", erklärte ich.
"Oh ja, das stimmt. Wie schön dich kennenzulernen", sagte mein Vater. Meine Mutter lächelte. "Freut mich auch."
Ich sah Draco zufrieden an. Meine Eltern hatten nichts gegen die neue Bekanntschaft mit ihm. "Er hat gefragt, ob wir ihn mal besuchen könnten", sagte ich.
Meine Eltern nickten zustimmend und ich platzte fast vor Freude. Warum ich mich zu diesem Todesser hingezogen fühlte, wusste ich nicht. Aber ich mochte den Sohn der Malfoys einfach zu sehr, als dass ich seine Einladung hätte verfallen lassen.
"Keine schlechte Idee. Wir kommen gerne", sagte meine Mutter und wies nochmal auf eine Eulenpost hin, die heute Abend bestätigen sollte, dass wir morgen kommen würden. Draco sah mich an und lächelte. "Dann, bis später", sagte ich und drehte mich um, damit mein Weg dem meiner Eltern folgte. Er jedoch hielt mich auf und sah mich blinzelnd an.
"Wir sehen uns morgen, so war es ausgemacht."
"Ja, natürlich. Ich weiß doch", sagte ich lächelnd. Danach umarmten wir uns kurz und ich ging mit meinen Eltern, während wir meinen Freund hinter unseren Rücken allein am Bahnhof stehen ließen.
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~Deine Geschichte~ | ×Drayou× ✓
Fanfiction{Abgeschlossen} [Draco X Reader] Neu in Hogwarts. Neu in Slytherin. Neue Freunde und die große Liebe. Als du endlich Anschluss in deiner Schule findest, schiebt dich eine gute Freundin im Aufenthaltsraum zu dem mysteriösen Jungen. Eigentlich wollt...