•Special 10•

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Ängstlich sah ich die Pumas neben mir zur Seite weichen, als jemand den Raum betrat. Es war zwar dunkler geworden, aber es war noch immer ausreichend Licht um zu erkennen, dass es sich um jemanden handelte, den ich kannte. Doch Luciu's Drohung ging mir wieder durch den Kopf. Wenn ich nur ein einziges Zeichen geben würde, welches Draco einen Hinweis auf meine Existenz in diesem Käfig gibt, wäre es vorbei. Die Dementoren würden mir qualvoll die Seele aus dem Leib saugen und sich selbst daran erfreuen, dass meine Dummheit und Angst mich so weit getrieben hatten.
Es schien Jahre zu dauern, in denen der schwarze, alt aussehende und zerlöcherte Lappen mit schlechten Absichten Draco anstarrte und Draco ihn. Er schien keine Angst zu haben, aber je weniger das Licht wurde, umso schlechter die Bedingungen, dass man mit nur einem Zauberstab einen Dementoren abwehrte, der mit der Dunkelheit verschmolz.
Doch schließlich raffte sich Draco zusammen und richtete den Zauberstab auf den Dementoren, der sich schon leicht nach vorne beugte. Draco, ich bitte dich. Beeil dich, sonst wirst du sein Opfer werden!
Mit weichen Knien lehnte ich mich an den vertrauten Pelz neben mir und dachte kurz nach. Draco war Todesser gewesen, könnte er dann etwas wie einen Patronus heraufbeschwören?
"Hey, ganz ruhig", sagte Eleonore und leckte sanft über meinen Kopf. Doch das schien der zottelige Lappen zu merken und drehte seinen grässlichen Kopf zu uns, oder das, was der Kopf hätte sein müssen. Mit einem hohen Kreischen brachte er jeden im Raum fast dazu, dass man sich wünschte, dass das Hirn endlich platzen würde. Dieser Schrei war das grausamste, was wir alle jemals gehört hatten.
Als der Ton abrupt nachließ, hörte ich die Pumas um mich aufatmen. Mehr machte mir aber immernoch der Gedanke an einen Patronus von Draco's Seite zu schaffen, ebenso wie der Fakt, dass dieser laut kreischende Dementor ihn anscheinend so sehr Schmerzen zugefügt hatte, dass er gekrümmt an der Wand stand und sich die Ohren zuhielt. Ich hatte keine Ahnung, ob das für ihn so schlimm war, dass er vielleicht gar nicht mehr gegen Luciu's Wache über uns kämpfen konnte. Unser verwester Lappen-Feind schien es zu stärken, sogar regelrecht zu erfreuen, aber er kannte Draco nicht. Er wusste nicht, dass er es nur herauszögerte. Und so schlau wie der Dementor angeblich sein mochte, er sah Draco's Blick nicht, der entschlossen zu uns Pumas schielte und sich dann wieder aufrichtete.
Mit einem deutlichen "Expecto Patronum"... passierte nichts. Nichts, was uns alle hätte vor einem schrecklichen Schicksal bewahren können. Mit einem entsetzten Blick und Panik in den grauen Augen versuchte Draco es noch einmal. Erneut kam nicht ein Funken blaues Licht, wie ich es so oft schon beobachtet hatte. Mit wachsender Angst sah ich zu ihm. Unsere Blicke trafen sich - und er schien zu wissen, wer ich war. Gerade als er seinen Mund öffnen wollte, stürzte der Dementor herab und Draco stürzte auf die Knie. Ein seltsamer, schwarz flimmernder Strudel reichte von der toten Kapuze in Draco's Mund und ich schrie auf. Mit großen Sprüngen rannte ich voll vor das Gitter und sah entsetzt zu. Er war dabei Draco die Seele auszusaugen!
"Nein, hör auf!", schrie ich, aber das wird für Draco wahrscheinlich bloß ein wütendes Jaulen oder Knurren gewesen sein - falls er mich überhaupt hörte. Wimmernd und mit eingeklemmten Schweif beobachtete ich, wie der Dementor fester saugte und der Körper vor ihm erzitterte, bis dieser dann vollends in sich zusammenfiel. Eine blau strahlende Wolke kam zu dem Dementoren und er schien regelrecht ungeduldig zu werden. Er wollte diese Lichterscheinung unbedingt haben. Jaulend rüttelte ich an den Gittern. "Wenn du ihn schon tötest, dann kannst du mich auch gleich töten!", schrie ich belegt und blieb erschöpft und traurig am Gitter sitzen. Zusehen wollte ich nicht mehr, Draco's Seele würde von dem Dementoren gefressen werden und er selbst wäre nie wieder in der Lage zu leben.
Selbst als die Steinwand erneut zur Seite schwenkte, rutschte ich nicht weg. Selbst wenn es Lucius gewesen wäre, hätte er mich so viel wie möglich foltern können.
Draco war die einzige Person, an der ich halt fand, als ich nach Hogwarts kam. Er hatte mich auch enttäuscht, er war ein Todesser, aber dennoch konnte ich ihm mehr vertrauen als allen anderen. Und dazu kam unsere Liebe zueinander. Wenn man ihn mir nehmen würde, würde man einen Teil meines Körpers nehmen.
Ich wusste nicht, dass meine Augen geschlossen waren. Geschweige denn, dass es nicht Lucius war, der herein gestürmt war. Doch plötzlich sah ich vor meinen geschlossenen Lidern ein helles, blaues Leuchten und ich steckte den Kopf zwischen die Pranken. Jetzt wäre es vorbei. Mit einem wehleidigen Maunzen ließ ich mich fallen.
Erneut schien die Zeit nicht zu vergehen. Die Stimmen, die an meine Ohren drangen, waren vertraut. Aber ich wollte sie nicht hören. Nicht, wenn nicht auch Draco's zu hören war... und das war sie nicht.
"He!", machte Eleonore neben mir. Stur kniff ich die Augen zusammen. Sie und Abban stießen mich mit ihren Schnauzen kräftig auf die Beine, sodass ich doch die Augen öffnen musste. Und schoben - schoben mich durch das Gitter?
Überrascht riss ich meine Augen auf und sah die Lehrer vor mir stehen. McGonagall, Hagrid, Lupin... blinzelnd sah ich den Mann mit der Narbe im Gesicht an, als er mir mein Halsband wieder anlegte und mich fröhlich anlächelte. War es sein Ernst? Hatte er uns zwei Slytherin so sehr hintergangen, dass er nach Draco's Tod lächeln konnte?
Knurrend wich ich zurück und sah durch Zufall den schlappen Körper von meinem Freund in den Armen von Hagrid liegen. Lebte er also doch noch? Neue Hoffnung keimte in mir auf und ich sah mit großen Augen zu Hagrid auf. Anscheinend schien er meinen Blick richtig zu deuten. "Deinem Freund wird es bald wieder bestens gehen!", polterte er und meine Ohren stellten sich fröhlich auf.
Der Trank gegen das Pumasein!
Erst jetzt fiel mir es wieder ein. Aber eim Trank war doch nicht dafür geeignet, um mich gezwungenermaßen wieder zum Menschen zu machen. Mit einem Blick auf McGonagall zog sie dennoch einen Trank aus ihrer Tasche. "Es tut mir Leid, aber wir müssen es versuchen, Miss", sagte sie und meine Ohren hingen so schnell wieder erschöpft am Kopf, wie sie eben vor Freude gestanden hatten. Wenn doch bloß jemand etwas aufmunterndes sagen würde!
Als die Pelze von Eleonore und Abban neben mir auftauchten, sah ich mich um. Alle anderen Pumas waren schon weg - sicherlich geflüchtet, als das Gitter gesprengt wurde. "Was macht ihr noch hier?", fragte ich verwirrt. "Wir möchten dir danken und werden dann zusammen in die Wälder gehen." Mit einem Schnurren sah Abban zu dem Puma neben mir und ich verstand. Sie waren Gefährten geworden. "Aber warum bedankt ihr euch bei mir, wenn ihr wegen meiner Schuld hier eingesperrt wart?", fragte ich verwirrt und blinzelte sie groß an.
Eleonore leckte mir tröstend über das Ohr. "Weil du der beste Puma warst, den wir kannten."
Warte, kannten? Sollte das etwa ein Abschied werden?
"N-nein!", quiekte ich und duckte mich auf den Boden. "Ihr solltet doch mit nach Hogwarts kommen", jammerte ich und schloss traurig die Augen. Das ist ungerecht...
Abban seufzte kurz auf. "Ich weiß nicht, ob das so gut wäre...", murmelte er, doch Eleonore schien es sich erneut überlegt zu haben. "Abban, der Wald hier ist anders. Wer weiß, was dort auf uns wartet. Und wenn wir mit nach Hogwarts gehen, scheint es dort vielversprechenden Schutz für uns zu geben. Und nicht nur den, wir können dort mit den Kindern wie ihr spielen und sie könnten vielleicht von uns lernen."
Fröhlich sah ich zu Abban. Er schien das Thema langsam satt zu haben, auch wenn der Wald ihn anscheinend mehr lockte. Letzendlich gab er nach. "Gut, ich werde mitkommen", seufzte er und ich wedelte mit dem Schweif. "Ihr werdet mich als Menschen noch verstehen, aber ich euch nicht. Aber macht euch keine Sorgen, ich werde euch dann oft genug als Puma besuchen kommen", sagte ich lächelnd, als McGonagall mir den Trank ins Maul träufelte und ich nach ein paar Momenten begann schlanker zu werden, mich aufzurichten und meinen Umhang mit dem Wappen der Slytherins zu tragen. Ebenso die Kette an meinem Hals. Mit einem Lächeln sah ich Lupin vor mir stehen und er zog mich in eine feste Umarmung. "Schön dich wieder zurück zu haben."

Nach einem Jahr...
Ich hatte mit einem strahlenden Lächeln einen der Welpen im Arm, der einen braunen Streifen und wundervolle, blaue Augen hatte. Abban und Eleonore lagen vor meinen Beinen im Innenhof auf dem Rasenstück in Hogwarts. Mit einem fröhlichen Lächeln drückte ich den kleinen Welpen. Er hatte noch zwei weitere Geschwister und ich war stolz auf die beiden, dass sie Eltern wurden. "Ich werde euch ganz bald als Puma besuchen kommen. Meine Ein-Jahr-Sperre ist bald vorrüber und ich darf mich dann wieder verwandeln", sagte ich lächelnd und tätschelte sanft ihre Köpfe, was ihnen ein tiefes, zutrauliches Schnurren entlockte. Winkend ging ich wieder in das Schloss und hoch in die Große Halle, um nach Draco zu suchen.
Der Dementor kam damals nicht mehr so weit, dass er ihm die Seele komplett aussaugte. Lupin und sein Patronus retteten ihn, was auch das blaue Licht vor meinen Augen erklärt hatte. Und kurz nachdem Draco wieder zum Unterricht durfte, musste er sich mit vor Peinlichkeit geröteten Wangen eingestehen, dass er nie lernte, einen Patronus heraufzubeschwören. Das letzte, was Lupin ihm in diesem Jahr beibrachte, war genau das zu lernen. Und warum auch immer, sein Patronus war ausgerechnet ein weiblicher Puma.
Lächelnd ließ ich mich neben ihm fallen und er legte einen Arm um mich. Ob es sich nur so anfühlt oder ob es wirklich so war: Durch die Angst mich zu verlieren ist Draco's Herz sanfter geworden, als es zuvor schon war. Auf meinem Platz stand eine Schüssel mit Pudding und ich lächelte belustigt. "Die Welpen von den beiden sind so süß", sagte ich lächelnd und lehnte den Kopf an seine Schulter. "Eigentlich sollte ich die Schnauze von Pumas voll haben, aber die Kleinen sind wirklich zu süß, um sie nicht gern zu haben. Die neuen Schüler sind regelrecht besessen von den Kleinen", erwiderte Draco und lachte kurz. "Nimm es mir nicht übel, aber Pumas kann ich so langsam wirklich nicht mehr sehen."
Lächelnd stieß ich ihn an und grinste. "Das ist unser letztes Jahr. Meinst du, dass wir Abban und Eleonore besuchen können, wenn wir nicht mehr hier sind?", fragte ich und blinzelte zu ihm auf. Bestätigend nickte Draco. "Das werden wir machen dürfen. Mach dir darüber keine Sorgen, sie sind schließlich irgendwie unsere besten Freunde hier geworden."
Mit einem zustimmenden Nicken setzte ich mich gerade hin, um den Pudding zu essen. "Aber bitte, keine weiteren Abenteuer mehr für unser letztes Jahr, okay?"
"Keine weiteren Abenteuer", versprach ich lächelnd und gab ihm noch einen Kuss, ehe ich anfing die Schüssel zu leeren.

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*sniff* Das letzte Kapitel dieser Fanfiction... ehrlich gesagt schmerzt es, dass sie nun vorbei ist und meine Brust zieht sich zusammen, weil es traurig ist meinen Liebling hier jetzt zu beenden. Aber ich wollte das letzte Kapitel vom Special auch als letztes Kapitel vom Buch festlegen *sniff... cries*

Ich danke allen, die in diesem ganzen Jahr meine Fanfiction gelesen, mitgefiebert und dafür gevotet haben und ich hoffe, dass sie noch vielen weiteren Menschen Spaß bereiten wird.
Danke für eure lieben Kommentare und vielleicht sieht man sich später nochmal ^^~💜

I'm gonna miss you ;-;

Mit lieben Grüßen,
Lilia

~Deine Geschichte~ | ×Drayou× ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt