Im Quartier ✓

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Als ich mich wieder gefangen hatte, sah ich zu Draco, der in der Tür stand und verwirrt zu uns sah. "Was ist los?", fragte er Sirius wütend. Dieser wollte nicht nochmal wiederholen, was er eben gesagt hatte und vermied es mich erneut stärker in Tränen ausbrechen zu lassen.
Draco kam zu mir und nahm mich auch in den Arm. Remus ging zurück zu Sirius und sagte Draco kurz leise, was Sirius zu mir gesagt hatte. Ich drückte mich dadurch nur fester an Dracos Körper und er schloss seine Arme kraftvoll, aber beruhigend, um mich.
"Wir sehen uns nachher nochmal", sagte Remus und ging aus dem Raum, während er den Mann neben sich aus dem Zimmer scheuchte. Am Ende waren Draco und ich alleine. "Es tut mir Leid. Ich wollte das nicht... es ist meine Schuld", flüsterte er leise.
Ich hörte nicht wirklich zu, doch den Zweifel an sich selbst konnte man in regelrecht greifen.
Der Schock saß noch in meinen Knochen und ich realisierte jetzt erst langsam, was es für mich bedeutete.
Keine Eltern. Waise. Ohne Schutz.
Ich schluchzte erneut auf und Draco legte seinen Kopf auf meinen. "Das wollte ich nicht", wiederholte er. "Es ist nicht deine Schuld", erwiderte ich zittrig.

Ich saß an dem Tisch, an dem wir zuvor bereits gesessen hatten. Meine Augen brannten noch und ich saß schlaff auf meinem Stuhl. Wahrscheinlich waren vom Weinen die kleinen Adern in meinen Augen geplatzt und ließen sie rot schimmern, aber das war momentan meine letzte Sorge.
Das köstlich riechende Essen stand vor mir, und ich stocherte nur appetitlos darin herum. Sonst hätte ich mich bei dem Geruch darauf gestürzt, das wusste selbst Draco schon. Ich spürte die Blicke der anderen auf mir ruhen.
"Entschuldigt mich", sagte ich leise und stand auf, um den Stuhl quietschend nach hinten zu schieben. Danach ging ich in den Flur und lehnte mich mit einem Seufzen an die Wand. Es stand noch jemand auf und Remus kam zu mir. Ich sah niedergeschlagen zu ihm auf und er stellte sich neben mich. Er war lockerer als ich dachte, weil seine Hände in den Hosentaschen vergaben waren.
"Weißt du, das geht vorbei", sagte er und sah zu mir runter. Ich seufzte nur. "Du kannst doch zu deinen Großeltern oder deinen Paten gehen", schlug Remus vor. "Ich habe keine mehr", erwiderte ich belegt. Jetzt wurde auch er unsicher.
"Hey, hör mal", sagte er und müde hob ich den Blick erneut. "Erstmal werdet ihr hier Leben können. Nur wir müssen dann jemanden finden, zu dem ihr könnt. Ich glaube nämlich nicht, dass ihr freiwillig zu den Malfoys zurückgeht."
Ich lächelte bei seiner freundlichen Stimme leicht. "Ganz sicher nicht", bestätigte ich. Remus sah mich zufrieden an und legte die Hand dann sanft auf meine Schulter.
"Du musst wissen, dass du bei uns immer willkommen bist. Du kannst jederzeit zum Orden kommen", bat er an. Belustigt musste ich grinsen. "Nur ich? Draco nicht?"
"Doch, natürlich! Er auch, ihr beide seid herzlich willkommen."
"Danke", murmelte ich. "Warum sind wir beide eigentlich hier? Draco und ich sind Slytherins. Wir passen nicht hierher, außerdem dachte ich nur, dass hier Potter... Harry, Hermine und die Weasleys hinkommen dürfen", sagte ich. Dracos Gerede von 'Potter hier' und 'Potter da' färbte auf mich ab.
Remus zog eine Augenbraue hoch. "Bist du dir da sicher?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf. "Trotzdem, Draco ist ein... Todesser", stotterte ich. Meine Stimme wurde piepsig hoch als ich es erwähnte. "Ihr seid genauso wie wir. Ihr seid Zauberer und Draco kann nichts dafür. Sein Vater hat ihn dazu gezwungen."
Ich presste die Lippen aufeinander. Ein schwarzer Schatten kam angelaufen. Der große dunkle Hund, der plötzlich neben mir auftauchte, stupste mir an mein Bein. Verwirrt sah ich ihn an. "Sirius, erschreck sie nicht so", mahnte Remus. Der Hund winselte kurz auf. "Schon in Ordnung, habe mich nicht erschreckt. Ich bin bloß überrascht", klärte ich murmelnd und blinzelte zu dem Hund hinab. Der Sirius-Hund sah zu mir hoch und gab ein Brummen von sich. Als ob sich dieser Fremde in einen Hund verwandeln konnte...
"Ich glaube er will dir etwas zeigen", sagte Remus und sah mich auffordernd an. Ich blinzelte kurz und nickte. Danach lief Sirius los und ich ging hinterher. "Sirius, mach langsam, bitte", keuchte ich als er die Treppen nach oben rannte. In diesem Haus hatte ich Angst den Anschluss zu verpassen. Er blieb kurz stehen und ich stieg die Treppen hinterher. "Du hast momentan vier Beine und bist definitiv schneller als ich", sagte ich lächelnd. Sirius bellte kurz auf und tappte in einen Raum. Ich zögerte und sah seinen Schweif wedeln. Danach ging ich in den Raum und sah mich um.
Sirius saß unter einem runden Bild, welches in der Tapete eingearbeitet war. Ich trat näher zu ihm und er schob mich von hinten mit dem Kopf an die Wand. "Hey!", rief ich auf und lachte kurz. Das Bild erregte meine Aufmerksamkeit und ich musterte es genau.
"Das ist Bellatrix", sagte Sirius. Er stand mit einem Mal neben mir in einem schwarzen Mantel, Jeans und Pullover. "Jetzt hast du mich wirklich erschreckt", sagte ich und sah ihn mit riesigen Augen an. Er grinste kurz belustigt.
"Sie ist eine Todesserin", sagte er. Ich zuckte zusammen. "Du hast keine tollen Erfahrungen mit Todessern gemacht, ich weiß. Aber sie war damals dabei, in Amerika. Sie ist meine Schwester." Ich sah von ihm wieder auf das Bild. Wie unterschiedlich Geschwister doch sein konnten.
"Warum zeigst du mir das?", fragte ich. Doch Sirius war schon wieder ein Hund und lief aus der Tür. "Warte auf mich!", rief ich hinterher. Er tappte die Treppen wieder klackernd hinab, weil seine Krallen auf dem Holz kratzten, und blieb an einer Tür stehen. Als ich rein ging, sah ich, dass Draco auf dem Bett saß und zu mir hochsah.
"Danke", sagte ich zu Sirius und er verschwand wieder, während die Tür hinter ihm automatisch zufiel. Ich ließ mich neben Draco nieder und wir redeten noch eine Weile über alle möglichen Sachen und Erinnerungen aus meiner Kindheit - selbstverständlich mit meinen Eltern. So schmerzhaft es auch war, es half mir. Und somit träumte ich von meinem ersten Besuch in der Schule für Zauberei in Amerika...

~Deine Geschichte~ | ×Drayou× ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt