03. Discover me

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Seine Stimme besaß eindeutig einen irischen Akzent. Bestimmt hatte er rote Haare und Sommersprossen.

„Fionn?", wiederholte ich.

„Ja, Sienna."

Ich mochte es, wie er meinen Namen aussprach. Es klang, als ob dieser etwas Besonderes für ihn wäre. Mein Herz pochte schneller, als ich meine nächste Frage an ihn richtete.

„Bist du Ire?"

Sein leises Lachen durchdrang die vollkommene Dunkelheit, die uns umgab.

„Ja, ich bin Ire. Das macht dir doch nichts aus, oder?"

„Nein, nein, ich bin nicht rassistisch veranlagt."

Oh Gott, das war mir jetzt nicht wirklich herausgerutscht? Ich schalt mich selbst einen Narren, als ich verzweifelt versuchte, meine Worte wieder geradezubiegen.

„Also ich meinte, dass..."

Doch Fionn unterbrach mich, dieses Mal mit einem lauteren Lachen, welches sehr sympathisch klang.

„Es ist schon ok, Sienna. Deinem Akzent nach zu urteilen, kommst du aus London."

Eigentlich hatte ich immer gedacht, dass ich gar keinen Akzent besaß, doch sein Gehörsinn schien bereits in Alarmbereitschaft zu sein. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn ich mich nun auch auf meine anderen Sinne verlassen würde. Meine Augen nützten mir nämlich im Moment nicht das Geringste, ein Umstand, der mir ein wenig Angst einjagte und mich nervös werden ließ. Doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass es Fionn wohl ebenso erging.

„Weißt du, Sienna", begann er zögernd, „ich mache das hier zum ersten Mal, und deshalb habe ich ein bisschen Herzklopfen."

Erleichterung machte sich in mir breit.

„Ich auch", gestand ich sofort. „Ich bin zum ersten Mal in einem Black Room und auch zum ersten Mal in einem Swinger Club."

Ich hielt es für fair, ihm das zu sagen, denn er hörte sich so nett an, dass er dies bestimmt nicht zu seinem Vorteil ausnutzen würde. Komisch, dass ich mir nach den wenigen Minuten bereits solch ein Urteil über einen komplett fremden Menschen gebildet hatte, dessen Gesicht ich noch nicht einmal vor mir sah.

Fionn räumte etwaige Bedenken im Handumdrehen aus, indem er antwortete: „Mach dir mal keine Gedanken, ich war auch noch nie in einem Swinger Club. Aber ich glaube, wir werden das schon hinkriegen."

Die erste Hürde war genommen. Ich mochte ihn irgendwie, trotzdem konnte ich meine Nervosität nicht so ohne weiteres ablegen. Zum Glück machte Fionn jedoch einen Vorschlag, dem ich sofort zustimmte.

„Was hältst du davon, wenn wir erst Mal den Raum erkunden? Sicher gibt es hier einiges zu entdecken."

„Einverstanden", erwiderte ich lächelnd.

„Darf ich dich an die Hand nehmen? Dann können wir uns nicht verlieren", meinte er und ich war mir ziemlich sicher, dass er jetzt ebenfalls lächelte.

„Natürlich darfst du."

Ein wenig unsicher streckte ich meine Hand aus, die prompt ins Leere glitt.

„Mist, ich weiß nicht, wo du bist", fluchte ich leise, worauf er lachte.

„Du musst zuhören, Sienna. Ich kann mir ziemlich genau vorstellen, wo du gerade stehst."

Nach diesem Satz fühlte ich plötzlich seine Hand, die meine wie selbstverständlich umfasste. Diese Berührung löste urplötzlich ein Kribbeln in mir aus, welches ich als angenehm und aufregend empfand.

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