46. Arrangements

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Sienna


Keuchend lief ich Fionn hinterher, der mit panischem Gesichtsausdruck auf das Paket starrte, welches er in seinen Händen hielt. Meine Vermutung, dass sich eine Bombe darin befinden könnte, wurde somit untermauert.

„Schmeiß es weg!", flehte ich ihn an.

Doch er bewegte sich nicht. Er schien wie erstarrt zu sein und presste seine Lippen aufeinander. Sekundenlang standen wir beide einfach nur da, ohne ein Wort zu sprechen und ohne uns zu rühren. Erst als das Brummen eines Motors zu vernehmen war, schien Leben in Fionn zu kommen.

„Verdammt!", fluchte er, ganz und gar nicht in der Art eines Pfarrers. „Kyle! Avril! Haltet euch fern!"

Unsere Nachbarn schienen jedoch seinen Rat nicht befolgen zu wollen. Gemächlich stiegen sie aus ihrem Auto aus und schlenderten Hand in Hand auf uns zu.

„Was ist denn los?", fragte Kyle mit hochgezogenen Augenbrauen.

„In diesem Paket befindet sich wahrscheinlich eine Bombe, also geht weg", erwiderte Fionn keuchend.

Ich zitterte wie Espenlaub, als Kyle Avrils Hand losließ, um auf meinen Mann zuzugehen.

„Zeig mal her."

Ohne zu zögern nahm er ihm das Paket aus der Hand, was meinen Atem zum Stocken brachte. Mit dem Rücken an die Hauswand gepresst, verfolgte ich, wie Kyle den braunen Pappkarton gründlich in Augenschein nahm.

„Wie kommst du denn darauf, dass da eine Bombe drin sein könnte, James?", fragte er leicht irritiert.

„Weil wir den Absender nicht kennen", stieß ich hervor, bevor Fionn etwas dazu sagen konnte.

„Aha. Und warum sollte euch ein fremder Mensch eine Bombe schicken?"

Kyle schaute ziemlich belustigt drein, so, als ob wir beide verrückt seien.

„Weil..." Verzweifelt rang ich nach Worten. Keinesfalls durften wir mit der Wahrheit herausrücken, sonst waren wir geliefert.

Zu meiner Überraschung ließ Fionn plötzlich einen Satz los, der meine Gedanken gewaltig ins Schleudern brachte.

„Bevor du uns das fragst, Kyle, hätte ich gerne gewusst, für wen Avril und du wirklich tätig seid."

Stille kehrte ein, zumindest für einen Moment.

Avril war schließlich die Erste, die ihre Sprache wiederfand. „Ähm, wie meinst du das jetzt?", erkundigte sie sich vorsichtig.

Gerade als ich mich fragte, ob ich irgendetwas verpasst hatte, bequemte sich Fionn darauf zu antworten.

„Ich habe in der Firma angerufen, für welche ihr angeblich arbeitet. Man versicherte mir, dass dort weder ein Kyle Waters, noch eine Avril Jones angestellt seien. Entweder, ihr habt uns falsche Namen genannt, oder ihr habt sonst wie Dreck am Stecken. Raus mit der Sprache!" So angepisst hatte ich Fionn noch nie erlebt.

In aller Seelenruhe kreuzte Kyle die Arme vor seiner Brust, nachdem er das Paket an Avril weitergereicht hatte, die dieses relativ entspannt in ihren Händen hielt. Obwohl Fionn die Warnung mit der Bombe losgelassen hatte. Waren die beiden etwa lebensmüde? Und was bitte hatte mein Mann da herausgefunden? Sie arbeiteten nicht für Qualcomm in San Diego?

Mit klopfendem Herzen starrte ich die beiden an, unfähig, etwas von mir zu geben.

„Um mal eines klarzustellen", unterbrach Kyle das konstante Schweigen, „Avril und ich laufen auf keinen Fall mit falschen Namen durch die Gegend."

Black RoomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt