34. Unreal

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Sienna


Die Stunden mit Seth und Harvey flogen nur so dahin. Manchmal wünschte ich, die Zeit einfach anhalten zu können, in der nächsten Sekunde sehnte ich jedoch das kommende Wochenende herbei. Ich konnte es kaum erwarten, Fionn in Irland zu besuchen. Doch vorher hatte ich noch eine spannende Sache hinter mich zu bringen. Die Ultraschalluntersuchung bei meiner Frauenärztin.

Meine Aufregung war groß, als ich am Montagmorgen im Behandlungsraum lag und erwartungsvoll in Richtung Monitor blickte.

„Es ist alles in bester Ordnung, Sienna. Machen Sie sich keine Gedanken, das Baby entwickelt sich völlig normal."

Erleichtert atmete ich auf.

„Möchten Sie wissen, was es wird? Man kann es nämlich sehen."

„Nein!" Entschieden kam das Wort über meine Lippen. Ich würde mir erst sagen lassen, welches Geschlecht das Baby hatte, wenn Fionn und ich gemeinsam einer Ultraschalluntersuchung beiwohnen durften.

„Ok, dann nehme ich das so zur Kenntnis." Die Frauenärztin schmunzelte und zwinkerte mir zu. „Wir sehen uns in vier Wochen wieder und bis dahin wünsche ich weiterhin alles Gute."

Stolz nahm ich das neue Bild der Ultraschalluntersuchung in Empfang, um dieses im Mutterpass zu verstauen. Ich konnte darauf rein gar nichts erkennen, was das Geschlecht betraf, was die Sache umso einfacher machte.

Mit einem Lächeln auf den Lippen traf ich im Büro ein, denn heute würde ich die Karten auf den Tisch legen. Eigentlich hatte ich dies schon letzte Woche tun wollen, doch ich fühlte mich nicht in der Lage dazu, da meine Gedanken nur um Fionn kreisten. Jetzt war ich ein wenig gefestigt und betrat das Büro meines Chefs mit dem Mutterpass in der Hand. Wie zu erwarten fiel mein Boss aus allen Wolken, als ich ihm die freudige Mitteilung machte.

„Das kommt jetzt aber unerwartet aber ich gratuliere dir natürlich!", sagte er einigermaßen überrascht.

„Danke. Ich bin jetzt in der vierzehnten Woche, es dauert also noch, bis das Baby kommt. Und ich werde nach der Geburt erstmal zuhause bleiben."

Dieser Satz kam relativ leicht über meine Lippen.

„Ja, das verstehe ich. Dann verdient der Vater wohl sehr gut?"

„Allerdings tut er das."

In Wahrheit hatte ich noch immer keine Ahnung, wie das Gehalt eines Pfarrers aussah, aber ich ging davon aus, dass es für uns drei vorerst reichen würde. Im Moment hatte ich meine Ansprüche mächtig nach unten geschraubt, denn die Sicherheit unserer aller Leben stand noch immer vor den materiellen Dingen. Dafür konnte ich auf so einen Scheiß wie Gucci Handtaschen gerne verzichten.

„Du solltest keine Überstunden mehr machen, Sienna", wies mein Boss mich an. „Und wenn du dich nicht gut fühlst, lässt du mich das bitte wissen, ok?"

Manchmal vergaß ich, dass er selbst Vater zweier Kinder war und mit Sicherheit wusste, dass eine Schwangerschaft nicht unbedingt einem Zuckerschlecken gleichkam.

„Danke, das werde ich", erwiderte ich, bevor ich sein Büro verließ.

Noch vier Tage und ich würde Fionn wieder in Irland besuchen, dafür nahm ich die Arbeit gerne als Ablenkung in Anspruch.

Am Abend erwartete mich jedoch eine Überraschung. Alistair meldete sich bei mir, gerade als ich es mir auf dem Sofa gemütlich machen wollte.

„Hallo, Sienna, wie geht es Ihnen?"

Black RoomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt