49. Again (Epilog)

1.3K 93 49
                                    

3 Jahre und 9 Monate später

„Wie die Polizei gestern Abend bekannt gab, wurden in einem Einfamilienhaus in Kalifornien drei Skelette gefunden. Es handelt sich hierbei um zwei Erwachsene (ein Mann und eine Frau), sowie einen Säugling. Die Todesursache ist bisher noch ungeklärt, da auf den ersten Blick keine Spuren von Gewalteinwirkung zu erkennen waren."

Seufzend schlug ich die Zeitung zu, nachdem ich die Zeilen laut vorgelesen hatte.

„Das ist wirklich grausam und traurig", sagte ich betroffen.

„Ja, vor allem, wenn man bedenkt, dass uns das gleiche Schicksal hätte ereilen können", kam es trocken von meinem Mann.

Nachdenklich nippte ich an meinem Latte Macchiato, bevor ich zu sprechen begann.

„Du spielst auf den Christmas Eve vor fast vier Jahren an, als wir in unserem Black Room gefangen waren."

„Na klar. Stell dir mal vor, wie das hätte ausgehen können, wenn unser Haus nicht verwanzt gewesen wäre."

„Und Avril nicht durch Kierans Geschrei aufgewacht wäre", fügte ich hinzu.

„Und wenn Kyle keinen Ersatzschlüssel für die Haustür besessen hätte", ergänzte Fionn.

Lachend rundete ich die Ausführungen ab: „Und die beiden nicht laut nach uns gerufen hätten, worauf wir wie die Wahnsinnigen gegen die Kellertür hämmerten."

„Dann könnten wir jetzt diese drei Skelette sein", meinte Fionn. „Und das alles nur, weil das Schloss defekt war."

Worte, die unweigerlich eine Gänsehaut auf meinem Körper produzierten, obwohl das Thermometer auf der Terrasse gerade sommerliche dreißig Grad anzeigte – und dies im September. Aber für Süd-Kalifornien waren das durchaus normale Temperaturen.

„Gott, das war so peinlich, als wir nackt aus dem Keller rannten, um nach Kieran zu schauen."

Noch heute stieg die Schamesröte in mein Gesicht, wenn ich daran dachte. Kyle und Avril hatten sich einen Ast abgelacht, wie sie uns später gestanden. Und sie hatten uns über den Black Room nahezu Löcher in den Bauch gefragt. Als ich an die beiden dachte, spürte ich mal wieder, wie sehr sie mir fehlten. Aber sie hatten nicht ewig hierbleiben können, da keine Notwendigkeit bestand.

In Europa tobte der Krieg zwischen der Mafia und den Behörden. Doch hier waren wir sicher. Seit vier Jahren lebten wir in Ruhe und Frieden und doch blieben wir stets wachsam. Ein Jahr mit Kyle und Avril an unserer Seite hatte uns gut getan. Sie lehrten uns, mit offenen Augen aber nicht ängstlich durch das Leben zu marschieren.

Nach wie vor absolvierte Fionn einmal wöchentlich sein Training in der Shooting Ranch. Ich hatte inzwischen mehrere Selbstverteidigungskurse hinter mich gebracht, welche mich zumindest ein bisschen in Sicherheit wiegten. Natürlich würden diese Kenntnisse nichts gegen eine Schusswaffe ausrichten können, aber ich war dazu in der Lage, jemandem ein Messer aus der Hand zu treten und ihn für eine kurze Zeitspanne außer Gefecht zu setzen. So, dass es im Idealfall für eine Flucht reichte.

„Oh Gott, ich muss los, sonst komme ich zu spät!"

Entsetzt blickte ich auf meine Armbanduhr, erhob mich rasch von meinem Stuhl und gab Fionn einen herzhaften Kuss.

„Kieran kriegt die Krise, wenn ich nicht pünktlich bin", sagte ich, um anschließend ins Haus zu verschwinden.

„Nimm das Cabrio!", rief Fionn mir hinterher.

Grinsend griff ich nach dem Schlüssel seines Wagens, den er sich vor zwei Jahren zugelegt hatte. Einen gebrauchten Mercedes der S-Klasse in schwarzer Lackierung. Er liebte das Auto abgöttisch aber ab und zu kam auch ich in den Genuss, es zu fahren. Und Kieran würde gleich seinen Spaß haben, wenn ich ihn vom Kindergarten abholte. Zwar durfte er nicht vorne sitzen, doch auch im hinteren Teil des Wagens bekam er genügend Fahrtwind ab. Ich freute mich schon auf unseren kleinen Racker, der uns jeden Tag viel Freude bereitete. Kieran war ein fröhliches und aufgewecktes Kind, das gerne mit anderen spielte und kommunizierte. Im November wurde er schon vier – manchmal war es schrecklich, wie schnell die Zeit verging.

„Mami, Mami! Ich hab danz viel Pudding dedessen!", begrüßte mich unser Sohn, als ich durch die Tür zum Kindergarten schritt. Er konnte den Buchstaben G noch nicht richtig aussprechen und machte ein D daraus.

Quietschend kam er auf mich zugelaufen, so schnell seine kleinen Beinchen ihn trugen. Lachend fing ich Fionns Kopie auf und hob ihn hoch. Kierans blaue Augen schauten schelmisch drein. Diesen Blick von seinem Vater hatte er jetzt schon drauf und ich war mir ziemlich sicher, dass er auch später bei den Mädchen seine Wirkung erzielen würde.

„Komm, kleiner Mann. Bist du fertig? Können wir gehen?"

„Ja, Mami."

Seine Freude, als er Fionns Cabrio sah, war riesengroß. Begeistert klatschte er in seine Händchen, als ich ihn im Kindersitz auf der Rückbank anschnallte. In gemächlichem Tempo ging es dann nach Hause. Da noch kein Berufsverkehr herrschte, kamen wir relativ zügig durch.

Als ich den Wagen in unserer Einfahrt parken wollte, erwartete mich allerdings eine Überraschung. Dort stand ein fremdes Auto. Es kam sehr selten vor, dass Fionn beruflich bedingt zu Hause Besuch erhielt. Und wenn, meldeten sich die Leute vorher an. Da er dahingehend nichts erwähnt hatte, betrat ich mit skeptischem Blick und Kieran an der Hand, das Haus. Bereits im Flur schlugen uns Stimmen entgegen, was mich dazu veranlasste, unseren Sohn nicht loszulassen.

„Ich bringe dich nach oben, zum Spielen, okay?"

„Aber ich will zu Papi!"

„Das geht im Moment nicht, er hat Besuch. Er muss arbeiten."

Den letzten Satz verstand Kieran insoweit, dass er Fionn jetzt nicht stören durfte. Wann immer er nämlich an seinen Predigten schrieb, hieß es ebenfalls: „Ich muss arbeiten, ich spiele später mit dir", was unseren Sohn zumindest für eine Weile davon abhielt, in Fionns Arbeitszimmer zu stürmen. Auch wenn er relativ oft nachfragte, wann sein Dad endlich fertig sei. Ich rechnete damit, dass Kieran sich mindestens eine Viertelstunde alleine beschäftigte und diese musste ich nutzen.

Noch war ich mir nicht ganz sicher, doch ich glaubte zu ahnen, wer mit Fionn im Wohnzimmer saß. Wenn sich mein Verdacht bestätigte, bedeutete das womöglich nichts Gutes.

Mit leicht überhöhtem Puls lief ich die Stufen hinab und als ich den ersten Schritt in den Wohnbereich tat, setzte mein Herzschlag beinahe aus. Ich blickte direkt in Alistair Kirklands Gesicht.

Seine Worte, die er mir damals am Flughafen mit auf den Weg gegeben hatte, tauchten unweigerlich in meinem Kopf auf.

„Wenn Sie mich jemals wiedersehen sollten, bedeutet das, dass die Mafia Ihnen auf die Spur gekommen ist."

________________


Hier endet nun Black Room, der erste Teil der Black Reihe. Ich muss ehrlich sagen, ich bin im Zweifel, ob ich auch den zweiten Teil als Non-Fanfiction hier hochladen soll, da nach wie vor die Fanfictions auf meinem Profil existieren. Vielleicht möchtet ihr euch dazu äußern?

Ich danke euch allen fürs Lesen und Kommentieren und dass ihr mich auf dieser Reise begleitet habt.

LG, Ambi xxx

Black RoomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt