12. Bullet

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„40 Inches Schneefall in London."


Fionn


Das letzte Wochenende hatte meine Beziehung zu Sienna auf ein neues Level gebracht. Sie nistete sich langsam aber sicher in meinem Herzen ein. Diese Erkenntnis traf mich zwar nicht wie ein Blitz, aber sie ging auch nicht spurlos an mir vorüber.

Sich wieder zu verlieben war etwas, was ich vier Jahre lang erfolgreich vermieden hatte, aber nun war ich an dem Punkt angelangt, an dem ich es nicht mehr verleugnen konnte. Mein entscheidender Vorteil war jedoch, dass ich in naher Zukunft die Priesterweihe erhalten würde und somit aus dem Rennen war, was eine feste Beziehung anging.

Aus diesem Grund drängte ich meine Gefühle für Sienna nicht zurück, sondern ließ diese an die Oberfläche kommen. In wenigen Wochen legte ich mein Keuschheitsgelübde ab, doch ich würde es brechen so lange sich Sienna mit mir im Black Room treffen wollte. Das dies eines Tages zu Ende ging, stand völlig außer Frage. Sie war eine tolle Frau und irgendwann würde sie den Richtigen finden. Jemand, mit dem sie vielleicht sogar eine Ehe einging. Doch bis dahin sollte sie mir gehören.

Mit einem Grinsen auf den Lippen stand ich in der Schleuse, um mich meinen Klamotten zu entledigen. Gleich würden wir uns wieder in diesem schwarzen Raum treffen, der mir anfangs zwar ein bisschen Angst eingejagt hatte, nun aber so etwas wie eine zweite Heimat war. In Siennas Gesellschaft fühlte ich mich zuhause.

Kaum öffnete sich die Tür zum dunklen Paradies, tastete ich mit den Händen an der Wand entlang, während ich vorwärts ging.

„Sienna?"

„Ja, Fionn?"

Ihre Stimme löste augenblicklich einen angenehmen Schauer in meinem Körper aus.

„Bleib stehen, ich komme heute zu dir", hörte ich sie sagen.

Schmunzelnd und mit klopfendem Herzen wartete ich, bis ich endlich ihre Hand fühlen konnte, welche sich vertrauensvoll auf meine legte.

„Baby, da bist du ja, ich hab dich schon vermisst", raunte ich ihr ins Ohr und ließ meine Hände über ihren wundervollen Körper wandern.

„Ich dich auch."

Als sie sich mir entgegendrängte, spürte ich, wie sie es heute brauchte. Sanft, zärtlich, aber gleichzeitig leidenschaftlich und zügellos.

Vorsichtig umfasste ich ihr Gesicht mit meinen Händen, um einen Kuss auf ihre vollen Lippen zu platzieren, den Sienna ohne zu zögern erwiderte. Im gleichen Moment schoss unser Gespräch bezüglich der blinden Menschen durch meinen Kopf, das wir vor einiger Zeit geführt hatten.

Sienna dachte ernsthaft, man würde sich nicht verlieben können, wenn man den anderen nicht zu Gesicht bekam. Für mich stand dies jedoch völlig außer Frage, denn Blinde verliebten sich so, wie ich es in diesem Black Room getan hatte. Durch tasten, hören, fühlen und riechen.

Es war wundervoll, eine total neue und aufregende Erfahrung, der ich ausgesetzt wurde. Ich würde sie nie vergessen, obwohl ich Sienna eines Tages wieder aus der Dunkelheit zurück ins Licht wandern lassen musste.

Aber in jenen Stunden, die wir zusammen verbrachten, gab sie mir Hoffnung, Liebe, Leidenschaft, aber auch die Gewissheit, dass ich für immer alleine bleiben würde. Gott wollte es so. Nelly wurde auf grausame Art und Weise aus dem Leben gerissen, um mir bewusst zu machen, dass ich nicht für eine Beziehung geschaffen war.

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