Fionn
Nachdem wir uns von dem ersten Schrecken erholt hatten, versuchten Sienna und ich unsere verbleibende Zeit so gut wie möglich zu genießen. Alistair brachte uns nach Ballinskelligs und verschwand gleich darauf mit dem Hinweis, dass er am Sonntag gegen fünf Uhr nachmittags wiederkommen würde, um uns beide abzuholen.
Es war mir sogar lieber, einen Tag eher nach London reisen zu dürfen, somit musste ich den Sonntagabend nicht alleine im Haus verbringen. Doch Sienna würde mir trotzdem fehlen, denn unsere räumliche Trennung, sobald wir in London eintrafen, war leider unumgänglich. Daran dachten wir beide jedoch im Augenblick nicht.
Kaum befanden wir uns alleine im Haus, nahmen wir unsere Plätze auf dem Sofa vor dem Kamin ein, wo Sienna sich sofort in meine Arme kuschelte. Seit gestern durfte sie sich meine Frau nennen – das fühlte sich noch immer surreal an, aber gleichzeitig auch unsagbar toll.
Immer wieder betrachteten wir gegenseitig unsere Eheringe und konnten es beide nicht so richtig fassen, dass wir nun verheiratet waren. Was meine Eltern wohl dazu gesagt hätten? Und meine Großmutter? Es tat mir unendlich leid, dass ich meiner Familie diese Dinge hatte vorenthalten müssen, so, wie mein restliches Leben auch. Vermutlich würden sie nie erfahren, dass sie ein Enkelkind hatten, was mich ziemlich traurig machte. Aber da musste ich jetzt durch. Ich hatte mich für diesen Weg entschieden.
„Was denkst du? Schaffen wir es?", holte Siennas leise Stimme mich aus meinen Gedanken, als sie in meine Augen blickte.
„Ja, wir schaffen es", erwiderte ich mit fester Stimme.
Es blieb unausgesprochen, was wir damit meinten, doch das verstanden wir beide auch ohne zusätzliche Worte. Wir konnten nicht wissen, ob es ein Leben lang zwischen uns gut gehen würde, geschweige denn, was in den nächsten Jahren bezüglich der Mafia alles auf uns zukommen würde. Uns blieb jedoch nichts anderes übrig, als das Beste daraus zu machen. Gott sei Dank war unsere Liebe im Moment stark genug, alles zu überstehen, selbst die ständigen Trennungen.
Viel zu schnell gingen der Abend und auch die Nacht in Irland vorüber, welche wir sehr genossen. Es war definitiv anders mit Sienna in einem normalen Raum Sex zu haben, als im Black Room, obwohl dieser natürlich seinen Reiz besaß. Aber wir waren so ineinander verliebt, dass wir den anderen ständig anschauen wollten. Außerdem war es mir lieber und sicherer sie beobachten zu können, zumindest während der Schwangerschaft. Ihr Gesichtsausdruck ließ mich wissen, ob es ihr dabei gut oder schlecht ging und dies erachtete ich als äußerst wichtig. Siennas Wohlbefinden stand für mich an oberste Priorität, selbst wenn ich dabei zurückstecken musste.
Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, fühlte es sich so toll an, miteinander zu schlafen und generell jede Minute miteinander zu genießen. Doch ehe wir uns versahen, stand Alistair am Sonntag mit seinem Mietwagen vor der Tür, um uns abzuholen.
„Na, wie hat das Ehepaar heute genächtigt?", erkundigte er sich mit einem Augenzwinkern.
„Danke, gut", erwiderte ich ebenso grinsend.
„Fein, dann habt ihr wohl jetzt nichts dagegen, wenn ich euch die Ringe jetzt abnehme."
„Was?!" Sienna starrte den laufenden Meterfünfzig an, als sei dieser nicht ganz bei Sinnen, doch ich konnte mir sofort denken, was es damit auf sich hatte.
Ohne zu zögern zog ich den Ring vom Finger, um diesen an Alistair zu überreichen.
„Hier, ich hoffe, du passt gut darauf auf."
„Das werde ich, mein Junge. Wenn es an der Zeit ist, bekommst du ihn wieder."
Ein wenig zögerlich streifte Sienna nun ihren rotgoldenen Ehering ab.
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Black Room
General FictionDunkel, aufregend und geheimnisvoll. - Sienna, jung und lebenslustig, entschließt sich, die Vorzüge eines sogenannten „Black Room" zu nutzen, in welchem man absolut nichts sieht. Dort trifft sie auf Fionn, der ihr Leben binnen weniger Wochen komplet...