25. "Hast du...

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...meine schwarzen Vans gesehen?", rief ich gestresst. Ein verneinendes Brummeln kam aus dem Wohnzimmer. Ich fluchte und machte damit weiter, meinen Schrank zu durchwühlen.
Irgendwo mussten diese verdammten Dinger doch sein.
"Du könntest mir doch bitte helfen, immerhin war es doch deine Sache, du hast mich doch diesem Model-Typen vorgestellt!"
Es stimmte. Vor etwa einer Woche hatte John an einen Bekannten Fotos von mir weitergegeben, da er der Meinung war, dass meine "Schönheit" es wert war, auf allen Titelseiten zu sehen zu sein.
Ich hatte nicht gewusst, ob das ein Kompliment gewesen war, aber als dieser Bekannte ein paar Stunden später angerufen hatte, um einen Termin für ein erstes Fotoshooting zu organisieren, hatte ich doch eingestimmt.
Endlich fand ich die Schuhe ganz unten und zog sie heraus.
Ich hatte keine Lust, mich zu verstellen, deswegen trug ich eine einfache schwarze Jeans und einen weißen Kapuzenpulli. Meine Haare hatte ich zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden. Geschminkt war ich kaum.
"Komm schon, Pauli!", rief John aus meinem Flur. "Wir müssen los!"
Seit wir zusammengekommen waren, hing John immerzu bei mir ab. Bei ihm war ich noch nie gewesen.
Ich musste zugeben, es war mir egal. Auch bei mir konnten wir Spaß haben, auch wenn es immer etwas unangenehm war, dass Max direkt nebenan wohnte.
Schnell schlüpfte ich in die Vans und kam zu John gelaufen.
Er musterte mich.
"Du siehst echt geil aus!", grinste er und legte seine Hände an meinen Hintern. Ich sah ihn verführerisch an und zwinkerte, bevor ich ihm die Cap vom Kopf nahm und durch seine kurzen Locken wuschelte. "Hey!", schimpfte er und versuchte, mir die Cap wieder wegzunehmen, doch ich machte einen Satz zurück und setzte sie mir selbst auf.
Er kniff die Augen zusammen. "Ich könnte sie dir abnehmen, aber sie steht dir echt verdammt gut!"
"Nichts kann eine schöne Frau entstellen. Nicht mal eine Cap!", lachte ich und wich John aus, der nun doch versuchte, mir sein heiß geliebtes Kleidungsstück abzunehmen.
"Wie war das mit Wir müssen los?", lachte ich und quietschte auf, als John mich durch die Wohnung jagte. Hinter dem Sofa blieb ich stehen und war total außer Atem. Meine kurze Pause machte John sich zu Nutze und packte mich. Er hob mich hoch, worauf ich aufkreischte. Er warf mich über seine Schulter, als wöge ich nicht mehr als sein kleiner Hund Sucuk, den ich schon kennenlernen durfte. Ich trommelte mit den Fäusten auf seinen breiten Rücken. "Lass mich runter, bitte!", bat ich. "Biiiitte! Komm schon John! Du kriegst auch deine Cap wieder!", versprach ich dann. Doch John ließ nicht locker. Er öffnete mit einer Hand die Tür, mit der anderen hielt er meine Beine fest.
Ich konnte so viel betteln und machen und tun, er trug mich bis zum Aufzug und ließ mich auch darin nicht runter. Erst, als wir vor seinem Auto standen, ließ er mich los, damit ich einsteigen konnte. Natürlich hielt er mir die Tür auf. Ich stieg ein und machte es mir auf dem großen Sitz gemütlich.
Wie alles, was John gehörte, roch das Auto nach Joints, aber noch in angenehmen Dimensionen.
Etwas später kamen wir am Gebäude der Agentur an und fuhren mit dem modernen Aufzug nach oben in den fünften Stock.
Langsam wurde ich aufgeregt, das spürte auch John, denn er umarmte mich fest. Ich war ihm unheimlich dankbar für diese kleine, aber doch so wertvolle Geste. Dann waren wir oben.

John drückte auf den Klingelknopf, meine Hand in seiner. Es summte und wir traten ein. Es war warm hier drin und von überall hörte ich Telefone klingeln, sowie ich viele Menschen umherwuseln sah. Eine junge Frau, die am Empfang saß, musterte uns kritisch, während sie mit dem Handy eingeklemmt zwischen Ohr und Schulter etwas aufschrieb.
Mein Selbstbewusstsein kehrte zurück und ich trat einen Schritt vor. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich noch Johns schwarze Cap mit dem roten Pusher-Logo trug, setzte sie ab und gab sie ihm zurück. Dann wandte ich mich wieder an die Frau, auf deren Namensschild ich den Namen Natascha las.
Natascha sah mich auffordernd an und schon hatte ich keinen Bock mehr auf die ganze Sache. Wenn der Konkurrenzkampf schon am Empfang ausartete, wollte ich nicht wissen, wie das sonst abging.

Den Neid von so Vielen zu Öl für das Getriebe

Kontra K inspirierte mich wirklich immer wieder. Mit erneutem Ehrgeiz musterte ich sie ebenso abfällig, wie sie mich gerade gemustert hatte.
Natascha war nicht besonders hübsch, eher durchschnittlich.
"Yo, Taschi!", quatschte ich sie an und lächelte. "Ich darf sie doch so nennen, oder?" Sie warf mir einen bösen Blick zu und legte auf. "Haben sie einen Termin?", knatschte sie und lächelte zuckersüß. "So sehen sie nämlich nicht aus." Sie nickte John zu, der sich auf einem der schwarzen Ledersessel niedergelassen hatte und mit seinem Handy Aufnahmen für seine Instagram-Story machte.
Okay, das sollte also ein Battle werden. "Ja, im Gegensatz zu Ihnen habe ich das Zeug dazu, hier einen Termin zu bekommen und nicht nur an die Rezeption gesetzt zu werden.", erwiderte ich also zynisch.
Erschüttert sah sie mich an, fasste sich dann aber wieder.
"Herr Keller?", rief sie dann schließlich doch ihren Chef über das Telefon. "Hier sind zwei Personen, die sich verirrt haben. Ja, okay, ich warte auf sie." Missgünstig warf sie mir einen letzten Blick zu, bevor sie sich ihren Fingernägeln zuwandte.
Ich ging zurück zu John. Erschöpft ließ ich mich neben ihm nieder.
"Unfreundlich sein ist echt anstrengend", maulte ich und nahm wieder seine Hand. "Keine Sorge, Baby, wenn wir weiter zusammen bleiben, lernst du das noch besser.", versprach er mir und knipste spontan ein Foto von mir. Ich hielt eine Hand vor mein Gesicht, um nicht drauf zu sein, war aber zu langsam.
"Lösch das bitte", bat ich ungeduldig und versuchte, einen Blick auf sein Handy-Display zu erhaschen. Doch vergebens.
"John! Schön, dich zu sehen!", hielt ihn eine fröhliche Stimme zum Glück auf, das Bild zu posten.

Mit Den JungzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt