46.So schnell...

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...er konnte, verschwand Gazo in seinem Zimmer und zog sich ein Shirt über.
Ich tigerte währenddessen nervös auf dem Flur auf und ab.
Das konnte, das musste ein Missverständnis sein!
Das letzte Mal, dass wir uns gesehen hatten, war vor nur 12 Stunden gewesen, und da hatte er mir seine Liebe gestanden.
Entweder, irgendetwas lief falsch, oder John war das größte Arschloch der Geschichte.

"Er hat mir geschrieben!", rief Gazo mir zu, als er aus seinem Zimmer kam.

Sofort versuchte ich, neugierig wie ich war, einen Blick auf sein Handy zu erhaschen.

"Yo Mann, hol mich bitte schnell ab", las er vor und nannte dann eine Adresse.

Ich fasste es nicht. Einfach zu verschwinden war die eine Sache, seinen Kumpel anzuschreiben, um klammheimlich irgendwie zurück ins Hotel zu kommen, die andere. Das war einfach nur dreist und unverschämt.

Gazo und ich verließen das Hotel, sprangen in den Kleinbus und machten uns auf den Weg zu genannter Adresse. Die Fahrt über war ich sehr nervös. Ich wusste nicht, wollte gar nicht wissen, was John getan hatte, aber irgendwas zwang mich dazu, es herausfinden zu wollen.


Wenig später kamen wir an. Es war ein kleines Haus in der Vorstadt, nicht gerade, was ich erwartet hatte. Ich machte mich klein auf meinem Sitz, ich wollte erst sehen, was John machte. Gazo war mit dem Plan einverstanden, John ins offene Messer rennen zu lassen. Ich fand das bemerkenswert, immerhin gab es diesen komischen Bro-Kodex oder so, aber bei mir schien eine Ausnahme gemacht zu werden.

Gazo schickte John eine Nachricht, dass er jetzt da war, und schon öffnete sich die Tür.

Als ich John sah, ballte sich alles in mir zusammen. Sein glückliches Lachen, als er sich von einer Frau verabschiedete, die meine ältere Schwester hätte sein können, so ähnlich sah sie mir. Er küsste sie zum Abschied und ich fühlte kalte Wut in meinem Inneren aufsteigen.

Es war also wahr. John hatte mich betrogen.

"Hey, Mann, Danke fürs Abholen!", grinste John und wollte Gazo einen Handschlag geben, doch dieser kniff nur die Augen zusammen.
"Diggi, du hast eine Freundin, ist dir klar, oder?", fragte er dann, worauf John nur grinste.
"Ja, ich weiß, aber ich kann die alten Gewohnheiten nur deswegen doch nicht aufgeben"
Das war mir jetzt zu viel. Ich setzte mich gerade auf und ergötze mich an dem panischen und verwirrten Blick von John.
"Du bist echt das größte Arschloch der Welt", zischte ich. Ja, ich wollte nicht, dass unsere Beziehung endete, aber jetzt hatte er es sich mit mir verscherzt.
"Du kleiner Hurensohn denkst, dass ich nicht genug bin? Gut, einverstanden. Hab Spaß mit deinen Groupies, fahr in deinem fetten Mercedes, aber ich bin weg", damit stieg ich aus, knallte die Autotür hinter mir zu und lief einfach in die erstbeste Richtung.
"Pauli!", reif John hinter mir her und dieses Mal lief er mir sogar nach, doch dieses Mal wollte ich das gar nicht. Er packte meinen Arm, doch ich fuhr wütend herum.
"Fass mich nicht an!", fauchte ich. Sein Gesicht war nicht einmal beschämt, ihm gefiel es, mehrere Frauen gleichzeitig zu haben, so schien es mir zumindest.
"Ich fasse dich an, wenn ich will", zischte John zurück. "Du kommst jetzt mit, du machst mein Image nicht kaputt!"
Erschrocken weitete ich die Augen.
"Darum ging es dir die ganze Zeit? Um dein verficktes Image?", schrie ich, die Wut war verflogen, nun bahnten sich die Tränen ihren Weg über meine Wangen.
Wie ausgewechselt sah John mich nun wieder verliebt und bereuend an.
"Nein, ich liebe dich wirklich, aber ich...ah scheiße, ich war gestern so verdammt dicht! Und da hat es mich einfach überkommen!"
Bevor ich es selbst realisieren konnte, hatte ich ihm eine heftige Schelle verpasst, dass es nur so klatschte.
Erschrocken über mich selbst zog ich schnell die Hand zurück und hielt sie mir vor den Mund.
John sah mich genauso erschrocken an und legte langsam seine Hand auf seine rote Wange.
"Du bist ein Arschloch", hauchte ich. "Warum habe ich das nicht vorher schon gesehen?", fragte ich eher mich selbst.
Johns Augen glänzten verdächtig. Ich wusste, wie sehr er es hasste, Schwäche zu zeigen, doch wie es aussah, nahm ihn die ganze Geschichte etwas mehr mit.
"Pauli, ich liebe dich, ehrlich! Es tut mir so..."
"Lass stecken", sagte ich verbittert und drehte ihm meinen Rücken zu.
"Bitte, gib mir noch eine Chance! Bitte!", bettelte John, an seiner Stimme hörte ich, dass auch er weinte.
Kein Mitleid, Paulina, kein Mitleid!
"Nein, du hattest genug Chancen. Ich gehe noch mit ins Hotel und packe meine Sachen, dann bin ich weg", sagte ich so trocken wie möglich, drehte mich um und sah für einen kurzen Moment in Johns Gesicht.
Er...weinte. Um mich, um unsere Beziehung.
Doch ich konnte das nicht. Zu oft hatten mich meine festen Freunde betrogen, zu oft hatte ich Chancen vergeben und zu oft war es wieder passiert. Dieser Fehler würde mir dieses Mal nicht passieren.

Mit Den JungzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt