29. Es klingelte...

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...an meiner Tür.
Es war ein Tag vergangen, seit ich bei John gewesen war.
Ohne jegliche Motivation stand ich auf und ging schlapp zur Tür.
Wer konnte das nur sein?
Ich öffnete und erstarrte.
"Hallo, mein Engel"
Es war mein Vater.
"Papa, was machst du hier?!", fragte ich erschüttert und starrte ihn an. "Paulina, wir haben seit zwei Monaten nichts voneinander gehört, ich wollte dich mal wiedersehen", sagte der große, grauhaarige Mann im Anzug.
Ich musterte ihn kritisch. Das war nie und nimmer der einzige Grund.
Und eigentlich hatte ich anderes zu tun, als meinen Vater zu beherbergen.
Trotzdem, ich konnte ihn ja schlecht rauswerfen.
"Komm doch rein", lächelte ich daher gezwungen und er trat ein. Er befreite sich von seinem Jackett und drückte es mir in die Hand. Während ich es noch aufhing, ging er schon ins Wohnzimmer. Ich kam so schnell es ging hinterher und bat ihm einen Platz auf der schwarzen Ledercouch an.
"Willst du was trinken?", fragte ich dann und bekam ein Nicken als Antwort.
Ich lief schnell in die Küche und holte uns beiden ein Glas Wein.
Mein Vater nahm seins dankend entgegen.
Ich setzte mich zu ihm und sah ihn interessiert an.
"Aber wenn du mich sehen wolltest, warum hast du dann Mama nicht mitgebracht?", fragte ich provokant und erwischte den richtigen Punkt. "Ich gebe zu, dass ich nicht nur aus diesem Grund da bin, ich habe auch noch einen Geschäftstermin."
Aha. Daher wehte der Wind.
"Ach, hat Johannes dir schon einen Besuch abgestattet? Er wohnt ja jetzt auch wieder in Hamburg", versuchte er dann, beiläufig das Thema zu wechseln.
Ich sah ihn strafend an. "Ja, ich hatte schon das Vergnügen, dank dir!"
Mein Vater hob verteidigend die Hände. "Er liebt dich noch immer, und ich verstehe immer noch nicht, warum du deine Beziehung zu ihm beendet hast"
Ich stöhnte. Jetzt ging das schon wieder los.
"Papa, er hat mich betrogen!", versuchte ich, ihm klar zu machen. "Er ist hier einfach aufgetaucht und hat mich belästigt! Mit Worten zwar, aber wer weiß, was das kranke Schwein als nächstes macht!"
Jetzt hatte ich ihn zum Schweigen gebracht. Erst nach einigen unangenehmen Minuten ohne ein Wort, begann er wieder zu sprechen
"Er hat mir erzählt, dass du eine schwere Verletzung hattest"
Ich lehnte mich zurück und sah ihm fest in die Augen.
"Jemand hat mir in die Schulter geschossen", sagte ich trocken und nahm einen Schluck von meinem Wein.
Er sah mich entsetzt an. "Wer? Und warum hast du mir nichts davon erzählt? Warum musste ich das von Johannes erfahren?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, wer es war. Und ich habe nichts erzählt, weil ich die allerbesten Freunde gefunden habe, die sich mehr um mich kümmern können, als meine Familie, die tausende Kilometer von mir entfernt lebt!"
"Ich wäre sofort gekommen, Liebes, sofort! Hättest du nur was gesagt!", er stand auf, stellte das Glas ab und raufte sich die Haare.
"Komm runter, mir geht's ja gut", hatte ich jetzt Mitleid mit meinem Vater. Ich stand ebenfalls auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er nahm mich fest in den Arm.
"Pass auf dich auf, ich hab doch nur die eine Tochter!", flüsterte er und ich seufzte. Ich wusste ja, dass er mich liebte, auch wenn er das manchmal nicht so ausdrücken konnte.
Als er mich wieder losgelassen hatte, sah er sich um.
"Schön hast du's hier", schmunzelte er und ich bedankte mich. "Von außen sieht das Haus ja nicht allzu vielversprechend aus", meinte er dann und ich dachte an die große Villa, die wir in Rom besaßen. Verglichen dazu war diese Wohnung natürlich ein nichts.
Ich führte ihn ein wenig durch die Wohnung, dann beschlossen wir, einen kleinen Spaziergang durch die Straßen Hamburgs zu machen.
"Da hab ich mal gearbeitet, einfach aus Spaß", merkte ich an, als wir an dem kleinen Kiosk vorbeikamen.
Meine Gedanken schweiften zu dem Tag, als ich dort angefangen hatte und Max und Alex hereingekommen waren. An diesem Tag hatte ich auch John kennengelernt. John...
Ich riss mich zusammen und schob die Trauer beiseite.
Mein Vater nickte. "Erzähl mir doch mal was über deine neuen Freunde hier.", forderte er mich dann auf.
Ich wurde rot. Was sollte ich erzählen?
"Naja, da sind zum einen Alex, Jonas, Max und Sa4...", begann ich. "Sa4?" "Ein Spitzname.", sagte ich schnell. "Die machen Musik." Mein Vater nickte verstehend. "Du hattest schon immer einen guten Geschmack, was Freunde angeht.", lächelte er. "Musiker..."
Nicht die Art Musik, an die du denkst, Papa!, wollte ich ihm sagen, ließ es aber.
"Und ein paar Mädels, Antonella und Viona"
"Schön, schön", lächelte mein Papa und legte mir einen Arm um. John erwähnte ich nicht. Warum eigentlich? Wir waren doch zusammen, er war doch mein Freund, oder?

Es war schon spät, als ich wieder nach Hause kamen. Wir waren noch Essen gewesen, dann hatte mein Vater ein Taxi gerufen, dass mich nach Hause brachte. Er selbst wohnte in einem Hotel in der Innenstadt.
"Wir treffen uns auf jeden Fall nochmal", hatte er mir beteuert. "Ich bleibe noch mindestens zwei Wochen"

Erledigt wollte ich gerade die Tür aufmachen, als mir jemand auf die Schulter tippte.
Ich fuhr zusammen und drehte mich um, wo ich Max entdeckte.
"Max!", motzte ich und boxte ihn auf den Arm. Er lachte und ließ den nicht so harten Schlag über sich ergehen. "Ich freu mich auch, dich zu sehen!"
Wir gingen in meine Wohnung und setzten uns aufs Sofa.
"Was gibts?", fragte ich, als ich ihm im Schneidersitz gegenübersaß.
Er setzte seine Cap ab und spielte damit herum. "Naja...", druckste er.
"Jetzt sag schon", forderte ich.
"Es geht um John", sagte er schließlich und allein diese vier Worte ließen mein Herz höher schlagen.
"Ja?" "Er vermisst dich und meinte, dass du nicht ans Handy gehen würdest, wenn er dich anruft." Verwirrt sah ich Max an. War er jetzt Johns "Postbote"?
"Okay...", sagte ich langgezogen. "Er wollte dich einladen. Zu ihm. Morgen um zwölf."
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus.
"Danke", sagte ich und fiel Max um den Hals. Überrascht tätschelte er meinen Rücken.
Morgen würde der beste Tag überhaupt werden!

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