32.Ich fuhr herum...

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...und sah ihn die braunen Augen des Polizisten, Herrn Özgür. Er war nun zivil gekleidet mit einem dunklen blauen Hemd und schwarzen Jeans.
Auch ohne seine Uniform war er gutaussehend.
Matti grinste verächtlich. "Was willst du denn, scheiß Kanacke?"
Mein Gegenüber war ruhig und beherrscht und versuchte, die Anfälligkeit von Matti zu ignorieren.
"Die junge Frau meinte, sie will, dass sie Sie in Ruhe lassen, also sollten sie das auch tun, sonst muss ich Konsequenzen ziehen", sagte er freundlich.
"Du willst mich wohl verarschen, bist'n scheiß Cop oder was?", lachte Matti und erstarrte, als er ihm seine Dienstmarke vors Gesicht hielt. Matti sah sich um und suchte so schnell das Weite, wie es ging.
Als er weg war, lächelte mich mein Retter an. "Man trifft sich ab jetzt immer drei Mal im Leben" Ich nickte. "Paulina, richtig?", fragte er und ich nickte erneut. "Ich heiße Deniz", stellte er sich nun auch vor. "Danke, Deniz", lächelte ich. "Das kam echt in letzter Sekunde."
"Kein Ding, ist ja mein Beruf", Deniz grinste und schob sich die Ärmel seines Hemds nach oben.
"Ich glaube, ich geh jetzt" Deniz nickte verständnisvoll. "Soll ich dich begleiten?", fragte er dann und ich bejahte, verwirrt von seiner Fürsorge.

Wir verließen gemeinsam den Club, ich hatte mich bei Deniz eingehakt und spürte seine Muskeln durch diese Berührung.
Immer wieder streiften sich unsere Blicke wie zufällig, jedes Mal wurde der Ertappte rot und wandte beschämt grinsend den Blick wieder ab.

"Warum warst du alleine?", fragte Deniz schließlich. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich hab Geburtstag, aber keine Freunde.", gab ich zu. Er blieb stehen und sah mich an. "Du hast Geburtstag?" Ich nickte. "Das kann ja nicht so zu Ende gehen! Immerhin ist es dein Ehrentag, da solltest du gefeiert werden und nicht fast vergewaltigt!"
Seine Erschütterung brachte mich zum Lächeln. "Ist schon okay, ich komm damit klar", erwiderte ich, hoffte aber, dass Deniz noch etwas dagegen sagte. Tat er auch.
"Nein, du kommst mit, wir gehen jetzt Essen!", entschlossen zog er sein Handy aus der Hosentasche. Ich war erstaunt über seine Entschlossenheit.

Er rief ein Taxi und nannte dem Fahrer eine mir unbekannte Adresse.
Etwa zwanzig Minuten später kamen wir an einem ziemlich nobel aussehenden Restaurant an und stiegen aus, wobei Deniz mir die Tür aufhielt.
"Haben sie noch etwas frei?", fragte er den Mann im Frack an der Eingangstür, der uns einen kleinen Tisch zuwies.
Auf dem Tisch stand eine kleine Kerze und eine Rose in einer hohen Vase.
Deniz schob sogar den Stuhl für mich zurück und wieder ran, als ich saß.
Er war ein echter Gentleman.
"Such dir was aus, ich zahle", lächelte er freundlich und kleine Grübchen in seinen Wangen erschienen.
"Musst du nicht, ich...", begann ich, doch er unterbrach mich. "Mein kleines Beamtengehalt ist zwar nicht die Welt, aber für eine so schöne Frau kann ich noch grade so das Essen zahlen"
Daraufhin erwiderte ich nichts mehr.

"Wie geht's deinem Arm?", fragte er, als wir unser Essen hatten. "Alles gut, Danke", schmunzelte ich. "Warum warst du nicht mit deinen Freunden von 187?", stellte er erneut eine Frage. "Ach, irgendwie ist unser Verhältnis nicht mehr so gut, es ist kompliziert", antwortete ich und wurde schon wieder traurig und als schien Deniz das zu merken, wechselte er schnell das Thema.
Wir unterhielten uns noch viel länger, als wir eigentlich gebraucht hätten, um fertig zu essen. Deniz war Anfang dreißig, aufgewachsen in Frankfurt und mit seiner Freundin hierher gezogen, weil sie hier studieren wollte und er einen Arbeitsplatz als Polizist angeboten bekommen hatte.
Doch die Beziehung hatte nicht mehr lange gehalten und schon nach drei Monaten Hamburg hatten sie sich getrennt. Von da an hatte er allein in der Innenstadt gewohnt.
Da sah ich mal, es gab auch Leute, die es länger allein aushielten, also sollte ich nicht so rumheulen.
Schließlich verließen wir das Restaurant und fuhren zu mir.
"Willst du noch mit reinkommen?", lächelte ich verführerisch und Deniz nickte grinsend. Also fuhren wir mit dem Aufzug nach oben und betraten meine Wohnung.
Direkt nachdem die Tür zugefallen war, hielt uns nichts mehr zurück und wie Magneten zogen wir uns an, beziehungsweise aus.
An John und die Jungs dachte ich gar nicht mehr.

Mit Den JungzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt