47.Schweigend...

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...saß ich hinten im Auto, vor mir John und Gazo, die ebenfalls schwiegen.
Die Stimmung war angespannt, eine gewisse Unruhe lag in der Luft.
Gazo stoppte den Wagen vor dem Hotel und ich hastete so schnell ich konnte in das Hotel.
In unserem Zimmer stopfte ich mit zitternden Händen alle meine Sachen in meinen Koffer und machte ihn zu.
Das war es jetzt also.
Ich hob den Koffer an und verließ das Zimmer. Ich lief die Treppe schnell herunter und ging durch die Eingangstür nach draußen.
Vor dem Hotel blieb ich noch einmal kurz stehen, dann kramte ich den Backstagepass aus meiner Jackentasche und ließ ihn fallen.
Der Regen, der vom grauen Himmel fiel, benetzte die laminierte Karte mit Wassertropfen.
Ich beobachtete, wie sich mein mit Folienstift geschriebener Name langsam wegwusch.
Enttäuscht riss ich mich von dem Anblick los und machte mich auf den Weg zum Bahnhof.

Das ruhige Ruckeln des Zuges machte mich schläfrig. Ich saß nun also im Zug zurück nach Hamburg. Toll gelaufen.
Mich fror, deshalb legte ich meine Jacke wieder um. Die Fahrt würde mindestens 7 Stunden dauern, daher konnte ich ja etwas schlafen.
Die Gedanken schweiften immer wieder zu John.

Ich liebe dich auch dafür, dass du für mich da bist, dass du mich zum Lachen bringst, dass du auf mich aufpasst.

Das hatte er kurz davor gesagt, bevor er mich betrogen hatte. Ohne mit der Wimper zu zucken.

Ich war gestern so verdammt dicht!

Das war doch definitiv keine Ausrede, hallo?! Er war doch immer dicht, immer! Und nie hatte er mich betrogen, oder?
Plötzlich war ich mir gar nicht mehr so sicher...
Oder ich hatte etwas falsch gemacht. Aber wenn ja, was? Ich hatte keine Ahnung.

Schließlich konnte ich doch noch die Augen schließen.

"Hauptbahnhof Hamburg. Endhaltestelle", die knarzend elektronische Stimme weckte mich.
Schon da? Ich musste ziemlich tief geschlafen haben, aber wer konnte es mir verdenken. Ich hatte immerhin kaum geschlafen in letzter Zeit.

Erschöpft hob ich meinen Koffer über den kleinen Spalt zwischen Zug und Gleis, bevor ich wieder auf Hamburger Boden stand. Endlich.
Ich atmete einmal ein und zog dann den Griff meines Gepäckstücks heraus, sodass ich es besser hinter mir herziehen konnte.
Schritt für Schritt bewegte ich mich auf den Ausgang zu und stöhnte, als ich mich draußen befand. Hamburg empfing mich mit dem typischen Nieselregen.
Ich nieste und spürte, dass eine Erkältung im Anmarsch war.
Ich zog den Koffer hinter mir her und als ich in eine Pfütze trat, fluchte ich laut auf Italienisch. Heute lief aber auch alles mächtig falsch, oder?

Mit Den JungzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt