Kapitel 9

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Amys Sicht


"Nein, keine Sorge. Es ist nur eine einzige Frage." Er rutsche etwas weiter auf eine Hälfte des Bettes und deutete mit einer Handbewegung neben sich. Lächelnd setzte ich mich zu ihm. "Also? Was willst du wissen?", fragte ich ihn sobald ich saß. Für einen kurzen Moment sah er mir  in die Augen. "Wieso hast du mich eben beim Essen so angeschaut?" Mein Herz schlug schneller. Ich hatte gehofft, das es ihm nicht aufgefallen war. Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte. Er sah mich fragend an, aber in seinem Blick lag kein Druck. Kurz versuchte ich mich wieder zu sammeln. Dann schloss ich die Augen und holte tief Luft, bevor ich begann zu erzählen. "Vor den Sommerferien, ist mein kleiner Bruder Jay.. gestorben.. und als ich dann gehört habe das ich hier auch sozusagen einen kleinen Bruder haben würde, war das etwas viel für den Moment. Ich gebe mir noch immer die Schuld an seinem Tod." Meine Augen hatten sich mit Tränen gefüllt, dennoch versuchte ich sie wieder runterzuschlucken und mich zusammen zu reißen. Sein Blick war mitfühlend auf mein Gesicht gerichtet. "Ich bezweifle, dass du jetzt eine halbe Predigt von wegen >das tut mir ja so leid< oder >du arme< hören möchtest." Ich nickte. "Ja, davon hatte ich echt schon genug." "Wie ist er denn gestorben? Und wie kannst du denn Schuld daran sein? Ich dachte du warst auf einem Internat?" "Er hatte einen Unfall und hat ihn nicht überstanden. Ich war nicht da um auf ihn aufzupassen. Und während er im Krankenhaus lag, haben meine Eltern mir nicht erlaubt ihn zu sehen. Und nach seinem Tod haben sie vollständig den Kontakt zu mir abgebrochen, weshalb ihr mich jetzt auch am Hals habt." Er grinste bei dem letzten Teil. "Aber dann ist es doch nicht deine Schuld. Und ich bin sogar ziemlich froh das du hier bist. Erst war ich nicht ganz überzeugt. Eine große Schwester? Ernsthaft? Aber du scheinst echt in Ordnung zu sein." Dankbar sah ich ihn an. "So, jetzt weißt du etwas über mich. Kann ich jetzt auch mal was über dich wissen?", fragte ich, während ich mir die Tränen wegwischte. "Was willst du denn wissen?" "Wie wäre es für den Anfang mal mit deinem Namen?" "Andrew", antwortete er, "und wenn du willst stelle ich dir morgen einen Steckbrief zu mir zusammen." Zusammen lachten wir. Andrew schien auch ganz in Ordnung zu sein. Wir redeten an diesem Abend noch lange, bevor ich letztlich in mein eigenes Zimmer ging und mich sofort ins Bett legte. Aber bevor ich einschlief wollte ich noch kurz mit Cole schreiben. 

Hey :)

Am! Ich hatte gehofft das du mir schreibst :) Wie geht es dir?

Okay soweit. Und euch? Sag Amber bitte das es mir leid tut das ich nicht auf wiedersehen gesagt hab, ja? Und Cal und Dylan auch!

Geht klar ;) Das Zimmer ist viel zu leise wenn du nicht da bist um zu lachen :(

Das wird schon. Ich war am Anfang ja auch nicht da

Ja, aber da wusste ich auch noch nicht wie schön dein Lachen ist :)

<3  :*
Ich geh jetzt schlafen okay? Wir schreiben morgen, versprochen. Oder wir telefonieren. Ich schreib dir wie es in der neuen Schule ist -_- :* Liebe dich, schlaf(t) gut!

Du auch Am :* Bis morgen!


Damit schaltete ich das Handy aus und steckte es an das Ladekabel. Kurze Zeit später schlief ich ein. 

Der Morgen verlief Ereignislos. Andrew hatte mich geweckt, viel zu früh meines Erachtens, aber wie auch Caleb, Dylan und Cole, hatte er gedacht ich würde länger im Bad brauchen. Zur Schule mussten wir den Bus nehmen. Man, ich war seit über einem Jahr nicht mehr Bus gefahren, geschweige denn auf eine öffentliche Schule gegangen. Aber wo war da schon der Unterschied, abgesehen davon das man halt nicht dort schläft. Als wir ausstiegen, wurde Andrew bereits von mehreren Jungs begrüßt. Ich hielt mich im Hintergrund, denn ich hatte weder vor mich, noch ihn zu blamieren. "Hey Jones, wen hast du da mit angeschleppt?", fragte auf einmal einer der Jungs. Andrew drehte sich zu mir um und erst jetzt fiel hm auf das ich anscheinend gemeint war. "Oh, das ist Amy. Amys das ist meine Gruppe." "Deine Gruppe? Ha, träum weiter", lachte der größte von allen. "Ach, du weißt wie ich das meine, Tony!" Alle lachten. "Also? Amy? Wie habt ihr euch kennengelernt? Schon das erste Date gehabt?" Ich wurde knall rot. "Nein, so ist das nicht", gab ich lachend zu. "Auch okay, weißt du, ich wäre auch noch zu haben", meinte Tony. "Okay, Leute das reicht. Amy ist meine Adoptivschwester-" "Außerdem habe ich nen Freund", warf ich dazwischen.  "Und sie ist 'n Senior", beendete Andrew den Satz den er angefangen hatte.  Mehrere Jungs, Andrew mit eingeschlossen, machten große Augen. Amüsiert rollte ich mit den Augen. "Kann mir jetzt irgendeiner von euch sagen wo lang es zum Sekretariat geht?", versuchte ich es, indem ich direkt alle ansprach. Augenblicklich standen alle in irgendeiner Weise neben mir und wollten mich dort hin bringen. Notiz an mich selbst; Plural ist nie die richtige Entscheidung. 

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