eine Woche später
Coles Sicht
Endlich durfte ich nach Hause. Endlich würde ich sie wiedersehen, endlich war ich nicht mehr an dieses Bett gekettet. Gerade hievte ich meine Tasche die Treppen zu unserem Zimmer rauf als ich Dylans Stimme hörte. "Du bist wieder da? Wieso schleppst du den ganzen Kram alleine hier rauf man?" Er holte zu mir auf und nahm mir meine Tasche ab. Ich verdrehte die Augen sagte aber nichts, da meine Seite tatsächlich jetzt schon wehtat.
Es war echt ätzend. Als ich den Arzt gefragt hatte, wann ich wieder Sport würde machen können, wurde meine Frage mit einem Lachen quittiert. Nachdem er sich weder einbekommen hatte, meinte er, dass ich frühstens in einem halben Jahr wieder anfangen dürfe mit dem Laufen oder ähnlichem. Schnaufend kam ich mit Dylan vor unserer Zimmertür zum stehen.
Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich die Klinke hinunterdrückte und wir gemeinsam den Raum betraten. Caleb und Tobi lagen auf Calebs Bett und starrten auf den Bildschirm seines Laptops.Als die Tür hinter Dylan und mir knarrend zuging, ruckten ihre Köpfe zu uns herum. Calebs Augen wurden größer und er stand hastig auf. Schnell kam er auf mich zu und umarmte mich. Ich erwiederte die Umarmung nur halb, und schirmte meine schmerzende Seite leicht ab. "Hey Bruderherz", lachte ich während ich ihn von mir schob. Ich drängelte mich an ihm vorbei und lies mich auf mein Bett sinken. "Mann, es tut gut wieder hier zu sein." Dylan warf meine Tasche mit einem grinsen auf mein Bett. "Gut dich wieder hier zu haben. So langsam hat dein Schnarchen echt gefehlt."
Augenverdrehend warf ich ein Kissen nach ihm, welchem er lachend auswich. Mein Blick ging durchs Zimmer und blieb an Andrews Bett hängen. Ob er wohl gerade bei Am war? Während ich mich daran machte meine Tasche auszupacken und die gebrauchte Wäsche in die Wäschetonne zu sortieren lies ich meine Gedanekn weiter schweifen. Ich dachte daran was Cal mir erzählt hatte. Dass Am nach Hause gelaufen war, mit keinem geredet hatte und sich anscheinend von allen abgrenzte.
Ich musste dringend mit ihr reden. Ich wusste nicht was in ihr vorging, aber wenn sich Amy Peters von ihren Freunden abwandte, konnte es nichts gutes sein. Zum mittlerweile bestimmt hundertsten Mal ging ich den Vorfall im Krankenhaus durch. Wie Am einfach aus dem Raum gegangen war, während meine Tante und mein Vater stritten. Meine Tante.. Ich musste mit ihr reden. Sie hatte doch mit sicherhet eine Ahnung was mit Am los war, oder? Wenn sie nach Hause gelaufen war, und Cal das wusste, hatte er es ihr doch bestimmt gesagt.
Auf dem Weg nach unten zu ihrem Büro nahm ich die Wäschetonne mit und stellte sie an den Eingang zum Waschkeller. Anchließend klopfte ich an die Tür meiner Tante. "Herein?", erklang es von der anderen Seite der Holztür. Als ich den Raum betrat saß sie mit ihrer Lesebrille auf der Nase über verschiedenste Unterlagen gebeugt. Kurz blickte sie auf. Als sie mich entdeckte setzte sie sich aufrechter hin und legte ihre Brille beiseite.
"Schön das du wieder hier bist, Cole." Knapp nickte ich. "Wie kann ich dir helfen?" "Weißt du was mit Amy los ist?"
"Wieso?" Jeder andere hätte ihr dieses ahnungslose Getue wahrscheinlich ohne weiteres geglaubt. Aber ich kannte diese Frau mein Leben lang und ihre Augen verrieten sie, indem sie beinahe krampfhaft meinem Blick standhielt."Ich meine es ernst, was ist mit Am los?" Kurz hielt sie meinem Blick noch gegen, dann seufzte sie.
"Ich habe mit ihr geredet nachdem sie im Krankenhaus einfach ohne ein weiteres Wort gegangen war. Es war ihr sichtlich unangenehm mit mir darüber zu reden. Sie ist meinen Fragen ausgewichen und hat lediglich immer wieder eingeworfen das alles in Ordnung sei."
Diesmal war ich es der seufzte. Es war offensichtlich das irgendetwas nicht stimmte, aber was?
Den Rest des Tages schwirrte mein Kopf nur so. Ich war zur Mittagszeit angekommen, weshalb ich Am nicht beim Mittagessen hatte abfangen können. Die Jungs hatten am Nachmittag noch Kurse, ich hingegen würde erst morgen wieder im Unterricht erscheinen müssen. Beim Abendessen würde ich mit Amy reden. Ich musste einfach. Diese ganze Zeit der Funkstille ohne das ich wusste wieso.. dass setzte mir um ehrlich zu sein mehr zu, als die Verletzungen.
Gedankenverloren starrte ich an die Decke des Zimmers. Winzige Risse zogen sich wie ein beinahe unsichtbares Netz durch den Putz. Ich verfolgte jede der Linien mit meinem Blick. Meine Gedanken waren so fokussiert, dass ich gar nicht mitbekam wie Caleb den Raum betrat. Erst als der Fußboden knarrte als er näherkam, kehrten meine Gedanken ins hier und jetzt zurück.
"Wie geht's, Bruderherz?"
Stöhnend richtete ich mich auf, was er mit einem Grinsen quittierte. Die Samthandschuhe hatte er anscheinend im Krankenhaus gelassen. Gott sei dank.
"Hast du Am gesehen?", überging ich seine Frage.
Ich meinte, wenn auch nur für eine Millisekunde, etwas wie Bedauern in seinem Blick aufflammen zu sehen. Kurz darauf war es aber wieder verschwunden und er senkte den Blick. Seufzend nickte er.
"Ja, ich hatte einen meiner Kurse mit ihr zusammen, aber als ich versucht habe sie nach dem Klingeln abzufangen, war sie so schnell aus dem Raum raus, dass ich keine Chance hatte mit ihr zu reden."
Was war bloß los mit ihr? Wieso verhielt sie sich so? Anscheinand war sie ja sauer auf mich, aber wieso distanzierte sie sich auch von allen anderen?
Diesmal war ich es, der seufzte. Ich war mittlerweile dermaßen veriwrrt und mit der ganzen Situation überfordert, das mein Kopf erneut zu dröhnen begann. Ich lies mich wieder gegen den Kissenberg an meinem Kopfende sinken und schloss die Augen, während ich mir zwei Finger an die Nasenwurzel drückte. Neben mir schnaubte Cal auf einmal.
Ich lies die Hand wieder sinken und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Du sahst aus wie Dad. Wenn er getrunken hatte und in Selbstmitleid versank."
Mein Körper erstarrte so abrupt, dass ein stechender Schmerz meine linke Seite durchzuckte. Entschuldigend sah mein Bruder mich an. Für kurze Zeit konnte ich mich nicht bewegen. Erst als die Tür erneut aufging, schreckte ich aus meiner Starre und Cal unterbrach den Blickkontakt.
Schlimmer konnte dieser Tag einfach nicht mehr werden.
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Revelles Twins 2
RomanceNach Jays Tod ist Amy am Boden zerstört. Sie wendet sich von allen ab - von Amber, Dylan, Caleb, aber vor allem von Cole. Jedoch lässt dieser nicht so leicht locker; er tut alles Mögliche um Amy wieder glücklich zu sehen, um die glückliche Am wieder...