Kapitel 34

1.2K 67 10
                                    

Amys Sicht

Ich rollte mich auf Coles Bett zusammen, vergrub das Gesicht in seinem Kissen und sog seinen Geruch ein. Mein Blick viel auf den Wecker der auf dem Nachttisch stand. Noch über drei Stunden die ich totschlagen musste. Ein Seufzen entfuhr mir. Jede Sekunde fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Ich wollte wissen wie es Cole ging.

Ich entschied mich dafür die Zeit mit Netflix zu überbrücken. Als ich mein Handy endlich gefunden hatte, öffnete ich schnell die App und tippte auf eine Folge Modern Family.  Die Serie hatte ich mit Cole irgendwann mal angefangen und sie war eigentlich wirklich lustig. Ich schaffte ungefähr zweieinhalb Folgen bis ich Schritte auf dem Flur näher kommen hörte. Ich tippte auf den Pause Button und sah zur Tür. Kurz darauf wurde diese von einem dunklen Haarschopf aufgedrückt. Es schien Caleb nichtmal zu wundern das ich einfach so in deren Zimmer saß. "Hey Am", sagte er kurz danach, "wie geht es dir? Hat der Polizist dich doll ausgequetscht?" "Hi Cal, mir geht's...Okay.. Der Beamte hat nur Standart Sachen gefragt. Wie es zu der Prügelei gekommen war, wer angefangen hatte und warum. Wieso bist du schon hier? Hast du nicht noch Bio?" Er schüttelte grinsend den Kopf. "Entfall. Mr Langeweile ist krank." Wieso Aussage ließ auch mich grinsen. Wenn er wirklich krank war, würde ich morgen erst zur dritten Stunde in den Unterricht müssen.

"Tust du mir einen Gefallen Am?" "Hm?" "Sag meinem Bruder nachher das ich ihn lieb habe, ja?" Plötzlich fühlte ich mich schlecht das ich nachher zu Cole fahren würde, und sein eigener Bruder nicht. "Soll ich nochmal mit deiner Tante reden? Vielleicht kannst du ja auch mitkommen. Dann kannst du es ihm selber sagen." Cal schüttelte lächelnd den Kopf. "Nein, alles gut. Ich muss noch lernen. Außerdem Darling, ich mag zwar schwul sein, aber nicht Klischee genug um meinem Bruder ins Gesicht zu sagen das ich ihn liebe. Dafür bin ich zu sehr 'n Kerl." Diese Aussage brachte mich zum Lachen. Aus diesem Grund habe ich es auf diesen Zimmer geliebt. Ich war für sie nicht einfach ein Mädchen. Ich gehörte dazu. Sie haben mich vor über einem Jahr aufgenommen, und waren für mich da. "Caleb?" Er hob den Blick. "Danke. Für alles. Vor über einem Jahr haben mich meine Eltern hier her gesteckt. Ich war stinksauer auf sie. Aber obwohl wir Anfangs nicht wirklich miteinander klar kamen, ihr seid wie eine neue Familie für mich geworden. Das Cole jetzt im Krankenhaus liegt ist meine Schuld. Ich habe nicht auf ihn gehört und mich nicht von Brandon ferngehalten. Ich war zu stur. Und ihr habt schon so viel für mich getan und alles was ich tue ist Cole ins Krankenhaus bringen.. Also von daher; Danke und Sorry." "Hast du was genommen oder woher kam das jetzt auf einmal?", lachte Cal. "Keine Ahnung, aber ich meine es ernst." "Das ist süß von dir Sweety, aber du hast nicht nur dafür gesorgt das mein werter Bruder sich geprügelt hat. Du hast uns alle verändert. Du hast uns von diesem arroganten Image abgebracht, auf das wir so versessen waren." Dankbar lächelte ich ihn an. Mit ihm zu reden tat gut. Wir verbrachten noch den restlichen Tag mit quatschen. Gegen mittag stießen die anderen noch zu uns. Es ist schon länger her das wir alle so beieinander gesessen haben und einfach nur geredet haben. Ich konnte all die Sorgen, die ich mir um Cole machte, für einen gewissen Zeitraum vergessen. Dennoch holte mich die Realität schnell wieder ein, als der Timer klingelte, den ich mir gestellt hatte, um mich daran zu erinnern, dass mein Taxi jeden Augenblick da sein würde. 

Den Großteil der Fahrt verbrachte ich damit, aus dem Fenster zu starren und mir darüber Gedanken zu machen, was ich Cole sagen könnte. Eine Entschuldigung ist das Mindeste. Als der Wagen vor dem Krankenhaus hielt, erwachte ich aus meiner Starre. Meine Muskeln waren noch wie gelähmt als ich langsam aus dem Wagen stieg und die Treppen zum Eingang hinaufstieg. Wieso haben Krankenhäuser manchmal eigentlich Treppen? Das muss doch voll umständlich sein, die Leute hier rauf zu transportieren. Meine Gedanken rasten. In eine nicht sehr hilfreiche Richtung, aber besser als Trübsal zu blasen und gleich keinen Ton raus zu bekommen. Tief sog ich die Luft ein, bevor ich an den Empfangstresen vortrat und mich räusperte, da die gnädige Frau wohl nicht bereit war, freiwillig von dem alten Kasten-Computer aufzusehen. 

"Ich möchte zu Cole Revelles. Auf welchem Zimmer liegt er?", meine Stimme klang etwas zu barsch, jedoch wurde ich von Minute zu Minute nervöser, und diese Frau lies sich wirklich viel zu viel Zeit. "Zimmer 457. Dritte Etage, linker Flügel des Gebäudes." Ich schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln, und machte mich auf den Weg zum Fahrstuhl. Bewegten sich diese Teile schon immer zu langsam? Den ganzen langen Weg den Flur hinunter, regte ich mich noch darüber auf und fluchte leise vor mich hin. Als ich dann letzten Endes vor seiner Tür stand, verwandelten sich jedoch alle meine Gedanken in nichts. Zaghaft hob ich die Hand und klopfte leicht gegen das helle Holz. "Herein", ertönte es von drinnen, schnell gefolgt von einem zischenden Laut. Als ich die Tür einen Spalt öffnete, um herein zu lugen, sah ich Cole auf einem dieser typischen Krankenhaus Betten liegen. Der Anblick raubte mir den Atem. Um seine Stirn war ein Verband gewickelt, er hatte kein Shirt an. Ein weiterer Verband war ihm knapp unterhalb des Brustkorbs um den Körper gewickelt. Anscheinend hatte Brandon ihm eine, oder vielleicht auch zwei Rippen gebrochen. Seine Augen waren zusammengekniffen und seine Hand ruhte auf seiner Schulter, dennoch schaffte sie es nicht, den Bluterguss vollständig zu verbergen. "Am?", zunächst waren seine Augen nur einen Spalt geöffnet, als er mich jedoch erkannte, weiteten sie sich abrupt. "Was tust du denn hier?" "Ich wollte sehen ob-", ich musste mich selbst unterbrechen. Ich sollte mir die Worte die ich sagen will erst im Kopf sortieren, bevor ich weiterhin so wirres Zeug von mir gebe. "Es tut mir leid." Er schwieg. Zögernd machte ich ein paar Schritte durch das Zimmer und setzte mich auf das leere Bett neben seinem. Schweigend betrachtete ich meine Hände, die ich nervös in meinem Schoß gefaltet hatte. Als ich den Blick hob begegneten sich unsere Blicke. Sein Mund öffnete sich leicht, wie als würde er gleich doch endlich etwas sagen. "Amy-", setzte er an, jedoch wurde er von einem kräftigen Klopfen daran gehindert weiter zu sprechen.

Revelles Twins 2   Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt