Kapitel 24

1.2K 71 15
                                    

Coles Sicht

Ich betrat gerade den großen Speisesaal als ich Amy am Geschirrwagen sah. Mit ihm. War das jetzt ihr Ernst? Erst geht sie einfach so aus dem Raum, und jetzt macht sie sich an ihn ran? Ich hatte das gestern doch nur gesagt um sie vor ihm zu beschützen. Das wusste sie, oder? Augenblicklich war mein Appetit verschwunden. Ich konnte die Beiden nur anstarren. "Kommst du?", fragte Dylan. Dann folgte er meinem Blick. "Oh.. er belästigt sie bestimmt nur, ignorier es einfach." Das half nicht. Gar nicht. Ich ballte die Hände zu Fäusten und zwang mich nicht auf sie zuzustürmen und Brandon eine zu verpassen. Ich hatte mir vorgenommen Amy zu schützen. Und das bedeutete sie von mir fernzuhalten. Brandon wollte mich verletzen. Durch sie. Wenn ich sie also schützen wollte, musste ich sie von mir fernhalten. Angespannt setzte ich mich an unseren Tisch und versuchte so gut es ging nicht in ihre Richtung zu starren.

Als Brandon die Hand nach ihr ausstreckte, war ich kurz davor aufzuspringen. Jedoch hielten mich zwei Dinge davon ab; einerseits, Dylan, da ich ihm von meinem Hintergedanken zu diesem ganzen Drama erzählt hatte, und andererseits das Am seinen Arm weg schlug und ihn giftig anguckte. "Sie kann auf sich aufpassen", raunte Dylan mir zu. Ich atmete ein paar Mal tief ein und wieder aus. Mit Mühe zwang ich mich sitzen zu bleiben. Kurze Zeit später drehte sich Brandon um und ging. Leider steuerte er direkt auf unseren Tisch zu.. "Na Cole, ärger im Paradies?", fragte er provozierend. Ich ignorierte ihn. "He du brauchst dich nicht schlecht fühlen, du hast mir die komplette Bahn frei gemacht." Mit diesen Worten ging er. Fuck!, dachte ich und kochte vor Wut. Ich stand ruckartig auf. "Ich habe keinen Hunger Jungs. Bis später." Ich stürmte so unauffällig wie möglich aus dem Saal und die großen Treppen runter bis ich draußen stand.

Die kühle Morgenluft tat gut. Ach scheiß auf Unterricht. Ich ging los und machte mich auf den Weg zum See.

Am See angekommen zog ich meinen Sweater aus. Es war warm geworden und im T-Shirt war es deutlich angenehmer. Ich schlenderte am Ufer entlang und versuchte mich zu beruhigen. Der Gedanke, dass ich Brandon im Prinzip freie Bahn gemacht hatte, zerfraß mich innerlich. Trotzdem wusste ich, das ich das Richtige tat. Nur so konnte ich Am vor Brandon schützen. Brandon wollte sie, um mir damit zu schaden. Wenn er sie verletzt, verletzt er mich (und bringt mich wahrscheinlich ziemlich auf die Palme..). Das konnte ich nicht zulassen. Wut und Frust ließen mich schneller gehen, sodass ich letztlich fast am Ufer entlang joggte.  An einer freien Stelle blieb ich stehen und hob einen Stein auf. Eine Weile betrachtete ich den harten Klumpen in meiner Hand, dann schleuderte ich ihn auf den See hinaus. Ein- zweimal titschte er auf der Wasseroberfläche auf, dann versank er. Ich ließ mich in die Hocke fallen und setzte mich anschließend auf meinen Allerwertesten. Mein Kopf platzte fast. Man, dachte ich, fühlen Mädchen sich so wenn sie ihre Tage haben? Langsam begann ich meine Schläfen zu massieren. Am tat das auch immer. Ich hatte das von ihr. Verdammt! Ich muss aufhören an sie zu denken. Aber ich hatte Angst um sie, und das machte das alles nicht gerade einfacher. Ich hatte Angst um sie, und davor, das Brandon mir erneut etwas nehmen würde, was ich liebte. 

Eine einzelne Träne lief meine Wange hinunter. Als ich darüber nachdachte, entfuhr mir ein ironisches Lachen. Die Tatsache, dass ich - ich - weinte. Dazu auch noch wegen einem Mädchen! Früher hat mich das bzw Mädchen im generellen nicht im Geringsten interessiert. Früher habe ich mich um meinen eigenen Kram gekümmert. Ich habe mich um Caleb und Dylan und mich gekümmert. Mehr nicht. Ich seufzte. Diese Person hätte sich nicht von Brandon klein kriegen lassen. Diese Person musste ich sein.

Ich kehrte erst wieder zum Internat zurück, als es bereits dämmerte. Mein ursprünglicher Plan war, sofort und ohne Zwischenfälle auf mein Zimmer zu gehen. Bis ich jemanden lachen hörte. Sie lachen. Mein Rücken versteifte, aber ich zwang mich weiter zu gehen. Ich hatte gerade das Treppenhaus erreicht, als sich jemand hinter mir räusperte. Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte ich mich um. Vor mir stand Miss Casters und musterte mich streng. "Wo bist du gewesen? Im Unterricht warst du nämlich nicht, genauso wenig wie auf deinem Zimmer, wie dein Bruder sich zuerst ausgedacht hatte!" Genervt stieß ich die Luft aus. "Ich war draußen", gab ich gelassen zurück. Wie einfach es doch war alten Gewohnheiten wieder zu verfallen...

Entgeistert starrte meine Tante mich an. "Sonst noch was?" Ihre Miene wechselte durch verschiedene Gefühlsstadien; Zornig-unglücklich- ungläubig-entgeistert-fassungslos. Bis sie letzten Endes wieder Wütend wurde und so stehen blieb. "Ich hoffe wirklich, dass das jetzt nicht dein Ernst ist, Cole!" Ich zuckte mit den Schultern. Aus einem der oberen Stockwerke kamen einige Schüler. Meine Tante schien sich Mühe zu geben sich zu beruhigen. Mit Zeigefinger und Daumen drückte sie ihren Nasenbein. "Morgen früh vor dem Unterricht will ich dich in meinem Büro sehen", sagte sie, wandte sich anschließend ab und ging davon."Pfff..." Ich bließ die Luft in einem leisen Pfiff aus.

Als ich mein Zimmer betrat, flogen sofort drei Augenpaare auf mich. "Heyy..", begrüßte ich die Drei irritiert. "Wieso guckt ihr so behindert?", witzelte ich. 

Auf einmal sprang Caleb auf. "Wo zur Hölle warst du?!"

Revelles Twins 2   Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt