Kapitel 26

1.3K 67 22
                                    

Amys Sicht

Die nächsten Tage hatte ich rein gar nichts von Cole gehört, aber die anderen Jungs nach ihm Fragen wollte ich auch nicht. Dann wäre ich mir selbst so schwach vorgekommen.. Trotzdem saß ich Abends mit Caleb  draußen und sah in die untergehende Sonne. Verzweifelt versuchte ich, nicht an Cole zu denken, jedoch machte die Tatsache, das sein exaktes Ebenbild mir gegenüber saß, das nicht gerade einfach. Seufzend stieß ich die Luft aus. 

"Alles okay?", fragte Caleb und sah von den Matheaufgaben auf, die er verzweifelt versuchte zu lösen. "Ja.. Es ist nur- ach egal", versuchte ich das Thema zu wechseln. Ich hatte keine Lust mit ihm darüber zu reden.. "Nein das ist nicht egal du hast irgendwas!", sagte Caleb und in seinem Blick lag echte Sorge. "Es ist nur..", ich seufzte wieder, "Cole."  Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, und er wandte den Blick ab. Das verhinderte jedoch nicht, dass ich sah das er begann auf seiner Unterlippe zu kauen. "Caleb?", fragte ich nach einer Weile. Anscheinend war ich nicht die Einzige die mit diesem Thema ein Problem hatte. Ich legte mein Hand auf seine Schulter. Er zuckte zusammen. "Hey, ist alles okay?" Er sah mich noch immer nicht an. Einige Minuten vergingen und keiner von uns sagte etwas. Dann drehte Caleb sich zu mir um und in seinen Augen schimmerten Tränen. Sein Gesichtsausdruck versetzte mir einen Stich. Automatisch zog ich ihn in eine Umarmung. 

"Es ist nur so, das er wieder so... anders ist. Wieder so wie früher, als du noch nicht da warst und er ein absolutes Arschloch war." Mir war zwar bewusst, dass Cole sich in letzter Zeit wie ein unglaublicher Vollidiot aufgeführt hat, aber ich dachte das hätte er nur mir gegenüber getan.. Das er sich Caleb und den anderen  gegenüber genauso verhielt, war nicht in Ordnung. "Am?", Caleb sah mich an, da ich ihm diesmal keine Antwort gegeben hatte, und nur doof Löcher in die Luft starrte "'Tschuldige, meine Innere Stimme hat Cole bereits die Hölle heiß gemacht." Ein leichtes Grinsen trat auf sein Gesicht. "Aber was genau meinst du denn?", fragte ich nach. Genau gleichzeitig sagte Caleb auch etwas, was uns zum Lachen brachte. Irgendwie ging meine Frage danach unter. Wir redeten noch über die Schule und wie schnell das Jahr an uns vorbei zu rasen schien.

Trotzdem starrte ich an diesem Abend noch lange an die Decke und dachte über meine Frage nach. Was genau meinte Caleb damit, das Cole wieder so war wie früher? Wie war Cole früher? Ich wusste zwar das er am Anfang zu mir ein Arsch war, aber die Jungs meinten, das er selbst da schon anders war. Aber von dem wirklich anderen Cole wusste ich fast gar nichts. Nur das er ein Typ mit zu großem Ego war, der sich für den besten hielt, komplett kalt war, Scheiße baute und alles daran setzte, seine Familie - Dylan mit einbezogen - zu beschützen. Am nächsten morgen würde ich Amber danach Fragen. Sie war schließlich zu dem Zeitpunkt schon hier auf dem Revelles.

Als ich am nächsten morgen die Augen aufschlug, schien die Sonne bereits durch den kleinen Spalt zwischen den Vorhängen. Ich setzte mich auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Als ich mich im Raum umsah, sah ich, das Ambers Bett schon leer war. Wieso stand dieses Mädchen eigentlich immer so verdammt früh auf? Ich meine, ich war selber keine Langschläferin, aber so früh stand ich dann doch nicht auf. Nachdem ich mich im Bad schnell gewaschen hatte, einen Blick in den Spiegel geworfen hatte, nur um zu sehen das ich gigantische Augenringe hatte und anschließend meine ganzen Haare in einen unordentlichen Zopf oder eher gesagt Knoten gebunden hatte, machte ich mich in meinen Schlafsachen - also Sport Shorts und ein viel zu langes Schlafshirt, was beinahe die ganze Hose verdeckte - auf den Weg zum Frühstück.

Als ich die große Halle betrat, stockte mir der Atem und die Frage, die mich die letzte Nacht wach gehalten hatte, hallte in meinem Kopf wider. Cole saß bei ihnen. Bei Nataly und ihrer Gruppe an möchtegern Models. Und er saß nicht nur bei den Mädchen, sondern Nataly saß fast auf seinem Schoß und ihre Hand berührte ihn an Stellen, für die ich sie gerne zerstückelt hätte. Das Bild brannte sich in meinen Kopf und mein Magen drehte sich um, als müsste ich mich gleich übergeben. Ich versuchte beinahe krampfhaft den Blick abzuwenden, doch es ging nicht. Und dann - dann sah Cole in meine Richtung, entdeckte mich und unsere Blicke trafen sich. In seinem Blick lag etwas, was sich unglaublich falsch anfühlte. Ich fühlte Scham. Nicht für ihn, sondern für mich. In seinem Blick lag so viel Verachtung und Abwertung, das ich mich für mich selbst und mein Auftreten schämte. Und das musste was heißen, ich schämte mich eigentlich fast nie. Für nichts. Unbehagen machte sich in mir breit. Dann wandte er den Blick genauso abrupt wieder von mir ab, wie er ihn zu mir gewandt hatte. Es schien als wären es nur Sekunden gewesen. 

Kurz bevor ich es endlich schaffte mich abzuwenden, sah ich noch wie Nataly etwas sagte, dabei einen abschätzenden Blick zu mir warf, und Cole als Reaktion lachte. Es war ein kaltes Lachen. Falsch. 

Ich zwang die erste Hälfte des Brötchens hinunter. Obwohl ich mich mit dem Rücken zu der Szene gesetzt hatte, die sich mir beim hereinkommen geboten hatte, konnte ich es hören. Ich war kurz davor das Brötchenmesser zu nehmen und auf Nataly loszugehen, jedoch riss ich mich zusammen. Mehr wurde aus dem Frühstück nicht. Von dem Lachen der beiden wurde mir übel und ich brachte die Reste zum Geschirrwagen. Das einzig Gute an diesem Morgen war bisher, dass ich noch nichts von Brandon weder gehört noch gesehen hatte..

Revelles Twins 2   Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt