Amys Sicht
Ewig rannte ich weiter. Erst als ich auf eine Lichtung kam, die Brandon und ich vorhin schon passiert hatten, geriet ich ins stolpern, und kam schlitternd zum stehen. Kurz hielt ich inne und lauschte auf jegliches Geräusch. Adrenalin pumpte durch meine Adern. Anscheinend war Brandon mir nicht gefolgt. Dennoch sah ich mich hektisch um. So sportlich ich auch sein mochte, vom Gefühl her drohten meine Lungen zu kollabieren. Plötzlich machte sich ein anderer Gedanke in meinem Kopf breit. Er schien mich komplett einzunehmen, da ich erneut los rannte. Nur dieses Mal mit einem Ziel: Cole. Er musste hier irgendwo sein. Ich suchte mir einen Weg durchs Gebüsch.
Nach gut zehn Minuten Suche hatte ich ihn gefunden. Er lag noch immer auf der Seite und schien bewusstlos zu sein. Ich hechtete zu ihm und kniete mich daneben. "Cole?!" Vorsichtig rüttelte ich an seiner Schulter. Keine Reaktion. Oh nein. Nein nein nein nein. Panisch tastete ich meine rechte Hosentasche nach meinem Handy ab. Nichts. Seit wann packte ich mein kack Handy in die andere Hosentasche?! Der kurze Herzinfarkt als es nicht wie gewohnt in meiner rechten war, half nämlich nicht gerade. Panisch versuchte ich es zu entsperren, wobei meine Finger so sehr zitterten, das ich es erst nach zwei Versuchen schaffte.
Selbst als das vertraute Tuten an meinem Ohr erklang, wagte ich es noch nicht zu Atmen. Erst als Calebs Stimme am anderen Ende erklang stieß ich die Luft die in meinen Lungen verblieben war wieder aus. "Caleb?" Meine Stimme bebte. "Am? Was ist passiert?" "Ich.. Ich - Cole - Hilfe..", brachte ich stammelnd hervor. "Was? Amy rede mit mir was ist los? Was ist mit Cole?" Ich hörte im Hintergrund bei Calebs etwas rascheln. Zog er sich Schuhe an? Ich wusste es nicht. Die Gedanken in meinem Kopf rasten. Keinen einzigen davon bekam ich davon zu fassen. Okay Amy, atmen. Beruhig dich. "Wo bist du Amy?" Erneut drang Calebs Stimme durch meinen Handylautsprecher an mein Ohr. "Ich weiß nicht, ich -", wirres Zeug sprudelte nur so aus mir heraus. Wieso wurde das Gehirn in solchen Momenten immer eins mit der Flüssigkeit drum rum? "Amy! Wo. Bist. Du.?", eindringlich redete Calebs weiter. "In einem Wald irgendwo in der Nähe vom Internat. Aber nicht beim See", brachte ich endlich einen vollständigen und grammatisch richtigen Satz hervor. "Was siehst du?" Calebs Stimme klang bestimmt. "Bäume?", war meine glorreiche Antwort. Wow Amy. Super. Du bist in einem Wald und siehst Bäume. "Amy..", gab Caleb nun etwas mehr gestresst von sich. "Ist ja gut.. Ich glaube ich höre einen Bach. Und zwischen den Büschen kann ich eine große Wiese erkennen." Ich zwang mich mehrmals tief ein- und auszuatmen. "Caleb ich würde mich ja umsehen aber Cole-", meine Stimme brach schon wieder. Erneut keimte die Panik in mir auf. Meine Fresse Am, reiß dich zusammen! "Okay ich glaube ich weiß ungefähr wo du sein könntest. Warst du joggen oder so?" "Nein.. ich war mit Brandon unterwegs.." "Wieso zum Teufel warst du mit Brandon unterwegs?! Egal. Ich beeile mich!" Dann legte er auf und alles um mich herum wurde Still. Leider auch wirklich nur alles um mich herum, denn meine Gedanken rasten und füllten meinen Kopf bis in alle Ecken und Winkel aus. Vorsichtig legte ich eine Hand an Coles Wange. Tränen brannten in meinen Augen und suchten sich ihren Weg in die Freiheit.
Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit verstrichen war, seit ich das Telefonat mit Caleb geführt hatte, aber es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Noch immer kniete ich neben Cole und umfasste sein Gesicht mit den Händen. Die Flut an tränen die mich überkommen hatte, verebbte bereits wieder als ich jemanden meinen Namen rufen hörte. obwohl es mir zuvor erschien als hätte ich nie wieder aufstehen können, durch schoss mich auf einmal wieder Kraft und ich stürzte aus dem Dickicht. "Amy!", Caleb hetzte mir entgegen, dicht gefolgt von Dylan und Andrew. "Cal!", brachte ich erstickt hervor. "Cole ist - er bewegt sich nicht- ich-" "Beruhig dich. Ganz ruhig Am. Alles wird wieder gut." Caleb legte seine Arme um ich und ich krallte mich in seinem Hemd fest, halt suchend nach allem was gerade in meiner Reichweite war. Über meinem Kopf spürte ich Caleb nicken und neben uns raschelte das Gras. Die anderen Beiden gingen wohl gerade zu Cole. Ich wusste das es Caleb wahrscheinlich einiges kostete, jetzt nicht ebenfalls zu seinem Bruder zu stürmen. Und dafür war ich ihm verdammt dankbar, denn wäre er jetzt gegangen, hätte er mich jetzt losgelassen, wäre ich wahrscheinlich in tausend und ein Teile zerbrochen. Der heutige tag gehörte nun offiziell mit zu den schlimmsten Tagen meines Lebens.
Es kostete uns eine geschlagene Stunde, den Weg zum Internat zurückzulegen. Cole war noch immer nicht aufgewacht, was mich zutiefst beunruhigte, jedoch versicherte mir Dylan immer wieder aufs Neue, dass er bloß ohnmächtig sei. Vollständig glauben tat ich ihm das nicht. Es war nicht so das er log, jedoch wirkte es so als wolle er es sich bis zu einem gewissen Grad selbst einreden. Als wir die Eingangshalle betraten, wartete Miss Casters bereits auf uns. Neben ihr standen Amber und.. ein Polizist? Dieser tag wurde immer schlimmer. Als die Direktorin ihren Neffen entdeckte, schlug sie sich eine Hand vor den Mund und stürzte auf uns zu. Ambers Augen weiteten sich und drohten nahezu ihr gesamtes Gesicht einzunehmen. Verübeln konnte ich es ihr nicht. Der Polizist stand weiter einfach in der Lobby rum, tätigte jedoch einen Anruf, wahrscheinlich um einen Krankenwagen herzubestellen. Wehe wenn nicht, so gut die Krankenstation hier am Internat auch sein mochte, ich würde erst ruhig schlafen können, wenn Cole in einem Krankenhaus wäre, wo für ihn gesorgt ist. Ach, was machte ich mir vor. Ich würde die Nächsten Nächte wahrscheinlich gar nicht schlafen können.
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Revelles Twins 2
عاطفيةNach Jays Tod ist Amy am Boden zerstört. Sie wendet sich von allen ab - von Amber, Dylan, Caleb, aber vor allem von Cole. Jedoch lässt dieser nicht so leicht locker; er tut alles Mögliche um Amy wieder glücklich zu sehen, um die glückliche Am wieder...