Amys Sicht
Am nächsten Morgen war ich derart nervös, das ich konstant damit beschäftigt war, meine Handflächen an meiner Hose trocken zu streichen. Die ersten beiden Stunden zogen an mir vorbei, ohne dass ich etwas davon mitbekam was sich im Unterricht abspielte. Gleichzeitig fühlte sich der ganze Tag bisher an wie ein langgezogenes Kaugummi.
Als ich in der dritten Stunde den Klassenraum betrat, setzte mein Herz mindestens einen Schlag aus, bevor es mit dreifacher Geschwindigkeit weiter hämmerte. Cole saß dort, in der ersten Reihe, und sah aus wie ein im Regen sitzengelassener Welpe.
Zögernd steuerte ich auf ihn zu, und kaum war ich zwei Schritte gegangen, hob er ruckartig den Kopf und sah mich direkt an. Ich hielt die Luft an, während ich die letzten paar Schritte bis zu seinem Tisch zurücklegte.
"Können wir gleich reden?" Die Wörter brachen aus mir hervor, bevor ich mich in irgendeiner Art und Weise hätte fassen können. "Ja, klar." Sein Mund klappte einige Male auf und zu, als wüsste er nicht was er hätte sagen sollen. "Amy-" Er wollte noch etwas hinzufügen, aber ich unterbrach ihn. Nicht hier. Nicht jetzt. "Okay dann bis später."
Noch während ich die Wörter aussprach, ging ich zügig an seinem Tisch vorbei und nahm einige Reihen hinter ihm Platz. Er drehte sich zu mir um, als wollte er dennoch seinen Satz beenden, aber da machte ihm unser Lehrer einen Strich durch die Rechnung. "Cole, wären Sie so freundlich die Tafel mit Ihrer Aufmerksamkeit zu beehren?"
Cole presste die Lippen zu einer grimmigen Linie zusammen, drehte sich aber nach vorne. Von meinem Sitz aus konnte ich sehen wir er seine Hand immer und immer wieder zu einer Faust ballte. Auch meine Hände waren unter dem Tisch zu Fäusten geballt, und mein Fuß wippte nervös auf und ab.
Auch in diesen beiden Stunden bekam ich ungefähr soviel mit, wie als wäre ich in Timbuktu. Mein Blick wurde von dem tickenden Sekundenzeiger der Uhr beinahe magisch angezogen.
Noch 15 Minuten. Noch verdammte Minuten. Mein Bein begann wieder zu wippen. Ich spürte wie sich mein Herzschlag beschleunigte.
Zehn Minuten. Ich konnte kaum noch still sitzen, und auch Cole schien nervös zu sein. Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her. Mit seinem Stift tippte er wieder und wieder auf seinen Block, was ihm genervte Blicke von Mitschülern aus seiner Nähe einbrachte.
Ich suchte gedanklich krampfhaft nach einem geeigneten Anfang für das Gespräch, als unser Lehrer auf einmal sein Buch zuschlug, und den Unterricht somit frühzeitig beendete. Verdammt. Hätte er nicht so wie immer überziehen können? Wieso beendete er denn dieses eine Mal, wo ich es so gar nicht gebrauchen konnte, den Unterricht fünf Minuten vor dem Klingeln?
Meine Bewegungen wahren fahrig, als ich langsam meine Sachen zusammen packte. Als mein Blick durch den Raum glitt, entdeckte ich Cole nicht mehr. War er doch gegangen? Wollte er doch nicht mit mir reden? Hatte ich zulange gewartet?
Ich schluckte, während ich langsam in Richtung Tür ging. Kurz bevor ich die Türschwelle zum Flur überschritt, hielt ich inne und atmete einmal tief durch.
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Revelles Twins 2
RomanceNach Jays Tod ist Amy am Boden zerstört. Sie wendet sich von allen ab - von Amber, Dylan, Caleb, aber vor allem von Cole. Jedoch lässt dieser nicht so leicht locker; er tut alles Mögliche um Amy wieder glücklich zu sehen, um die glückliche Am wieder...