37| Unexpected

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Kapitel 37
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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Verpasste Anrufe: 30.

Ungelesene Nachrichten: 47.

Steine gegen mein Fenster: 5.

Ungelesene Mails: 4.

Vielleicht sollte ich mein Handy entsperren und die Nachrichten lesen. Dennoch habe ich keine Lust. Das was vorgestern passiert ist, ist zu viel. Nie hätte ich gedacht, dass Mason so etwas tun könnte. Beziehungsweise, es versuchen würde. Und das Schlimmste ist, dass ich ihn am Montag wiedersehen werde. In meinem Magen zieht sich alles zusammen, wenn ich daran denke, den Blondschopf wiederzusehen. Was wird passieren? Wie wird er reagieren? Wie werde ich reagieren? Alleine wenn ich an das Vorgefallene denke, wird mir unheimlich schlecht. So schlecht, als würde sich alles um 180 Grad drehen. Immer und immer wieder, wie in einer Waschmaschine. Sein Grinsen, das er hatte, als er mich festhielt. Ich starre an die weiße Wand vor mir. So, wie schon das ganze Wochenende, seit ich nach Hause gekommen bin.

Auch wenn ich gerne etwas gegen ihn unternehmen würde, werde ich mich doch zurückhalten. Weil ich weiß, dass es nichts bringt. Schlussendlich hat er nichts getan, er war betrunken. Wie sind dann meine Chancen, gegen ihn zugewinnen? Ich versuche mir einzureden, dass Mason vielleicht wirklich nur sehr betrunken war und er sich am Montag vielleicht gar nicht mehr daran erinnert. Und was, wenn doch? Was ist, wenn er es nicht gemacht hat, weil er betrunken war? Mir läuft ein Schauder über den Rücken. Stoßweise atme ich aus. Das alles lässt mich nicht kalt. Als mein Handy vibriert, blicke ich auf das blau aufleuchtende Display. Es ist Jayden. Mit meinem Daumen nehme ich den Anruf an und halte mein Handy an mein Ohr.

„Hallo", sage ich mit kalter Stimme, um mein Zittern zu unterdrücken.

„Endlich", höre ich seine Stimme.

„Hast du es schon öfters versucht?", frage ich ihn und spiele mit dem Armband, das ich schon seit der Grundschule immer trage, herum.

„Ja, guckst du nicht auf dein Handy? Ich habe es bestimmt schon fünf Mal versucht!", antwortet er besorgt. Ich lächele leicht. Nachdem, was mit Mason passiert ist, war er unheimlich nett. Vielleicht habe ich ihn von Anfang an in die falsche Schublade gesteckt und ihn unterschätzt.

„Tut mir leid, ich hatte mein Handy aus. Ich glaube, dass ich einfach ein bisschen Zeit für mich alleine gebraucht habe. Zeit um über das, was passiert ist nachzudenken", erkläre ich und seufze. Mein Blick ruht auf dem dünnen Lederarmband.

„Das verstehe ich. Wenn ich dieses Arschloch zufassen bekomme, dann schwöre ich dir, ich bringe ihn um! Wie geht es dir jetzt?", fragt er. Ich lächele in mich hinein. Am Freitag musste ich ihm quasi davon erzählen, da ich vor ihm in Tränen ausgebrochen bin. Ich konnte diesen Fakt ja schlecht ignorieren. Ich hätte nie gedacht, dass er so süß reagieren würde. Nachdem ich ihm alles erzählt habe, hat er mir seine Jacke angeboten und mich nach Hause gebracht. Er meinte, dass ich alles vielleicht noch jemand anderem erzählen solle, als ihm, aber ich habe mich jetzt dagegen entschieden. Schließlich ist im Endeffekt nichts passiert.

„Du bist süß", sage ich und lächele.

„Ich meine das ernst. Ich hätte ihn wirklich nie so eingeschätzt. Es ist unglaublich, wie man sich in einem Menschen täuschen kann", antwortet Jayden. Ich grinse und lehne mich gegen den Rahmen meines Bettes, der mit ganz vielen Kissen verdeckt wird.

-

Nach langem Suhlen im Selbstmitleid, habe ich mich entschieden mich nicht mehr weiter schlecht zu fühlen. Ich sollte einfach nach Vorne blicken. Das Geschehene kann ich nicht verdrängen, aber wenn ich genau bin, dann will ich das auch nicht. Wenn man etwas verdrängt, dann tendiert das Verdrängte dazu, noch zehn Mal schlimmer wieder hochzukommen. Aus dem Grund versuche ich so gut es geht darüber hinwegzukommen. Immer und immer wieder habe ich das Geschehene in meinem Kopf in Endlosschleife laufen gelassen. Selbst wenn ich versucht hätte, an etwas anderes zu denken, es hätte nicht geklappt. Dieser eine Gedanke war so präsent, wie sonst nichts anderes.
In meinen Händen halte ich mein Handy. Mit einem Klick öffne ich mein Postfach.

Von: muffin.lover@ gmx.de

An: melody.cobain@ gmail.com

Betreff: ...

Melody? Ist alles okay? Das soll jetzt nicht anmaßend klingen, aber normalerweise antwortest du immer relativ schnell...Die Tatsache, dass du jetzt schon seit zwei Tagen nicht mehr antwortest und dass du meinen letzten zwei E-Mails ignoriert hast, macht mir irgendwie Sorgen.

-S

Mein Herz schlägt ein wenig schneller, als ich seine Nachricht lese. Er hat sich Sorgen um mich gemacht. Ich lächele.

Von: melody.cobain@ gmail.com

An: muffin.lover@ gmx.de

Betreff:

Awww wie süß, dass du dir Sorgen machst. Aber das brauchst du nicht. Es ist nur so, dass am Freitag auf der Party etwas passiert ist, wovon ich ein wenig Abstand brauchte. Deshalb habe ich mein Handy ausgeschaltet. Aber jetzt ist alles wieder okay.

-M

Von: muffin.lover@ gmx.de

An: melody.cobain@ gmail.com

Betreff: ...

Ich hoffe es ist nichts Schlimmes passiert...Sicher das alles wieder okay ist? Falls etwas wäre...Du kannst mit mir über alles sprechen, wenn du willst.

-S



Von: melody.cobain@ gmail.com

An: muffin.lover@ gmx.de

Betreff: ...

Kann man so oder so sehen. Es ist wirklich nett, dass du mit mir darüber reden willst, aber ich glaube ich bin noch nicht bereit dafür. Dennoch geht es mir wieder gut.

-M

Seufzend schalte ich mein Handy aus und stehe von meinem Bett auf, um mich fertig fürs Bett zumachen. Es ist zwar noch nicht allzu spät am Abend, aber ich habe das Gefühl, dass mir ein bisschen Schlaf guttun würde. Gestern und vorgestern habe ich fast gar nicht geschlafen, da sollte ich ein wenig Schlaf aufholen.

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Das nervige Piepen holte mich schon wieder aus meinen Träumen. Am liebsten würde ich das verdammte Ding quer durch den Raum schleudern. Ich will nicht aufstehen. Der Gedanke gleich Mason über den Weg zulaufen, ist schneller da, als ich gedacht hätte. Ich bin noch nicht einmal richtig wach. Dennoch schwebt dieser Gedanke durch meinen Kopf und bewirkt, dass mir schlagartig schlecht wird.

„Melody!", höre ich die Stimme von Logan und Kat im Chor. Wie jeden Morgen, wenn Schule ist. So, als wäre nichts passiert. Fuck. Kat. Ich muss ihr alles erzählen. Ich spüre, wie sich die Magensäure ihren Weg nach oben bahnt. Schnell renne ich in mein Bad. Ich weiß nicht, wie ich das überstehen soll.

***

Noch einmal an alle, die es noch nicht mitbekommen haben:

Ich schreibe ein Buch gemeinsam mit der lieben @VerteDeLejos !!! Ist das nicht cool?

Unser Buch heißt "Heartbeats" und ist eine-wer hätte es gedacht- Shawn Mendes Fan-Fiction. Ich hoffe ihr schaut vorbei!

unexpected [s.m] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt