07| Unexpected

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Kapitel 07
Unexpected
[Melody Rose Morgan]

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Von: muffin.lover@ gmx.de

An: melody.cobain@ gmail.com

Betreff: ...

Liebe Melody,

was hat denn „Vom Winde verweht” damit zu tun? AC/ DC kenne ich sogar zufälliger Weise. Nein, ich habe nichts gegen Musik, ganz im Gegenteil, ich liebe sie. Musik erfüllt mich voll und ganz, ich kann mir gar nicht vorstellen ohne Musik zu leben. Das wäre wie ohne Essen zu leben oder ohne Luft, es ist nicht möglich...Ich sage immer, dass ich in dem Moment, indem ich genauso für ein Mädchen fühle, wie für die Musik, weiß, dass es die Richtige ist.

Ach komm, ich weiß ja nicht einmal ob wir im selben Land leben. Mal abgesehen davon bin ich nicht so der Meuchelmord-Typ.

Damit du deine Ruhe hast: ich bin 19.

-S

PS: Wenn es so wäre, warum antwortest du mir dann? Du könntest dein Handy auch einfach ausgeschaltet lassen.

Von: melody.cobain@ gmail.com

An: muffin.lover@ gmx.de

Betreff: Na gut, du hast mich erwischt.

Lieber Simon Wright,

zuerst einmal bin ich ziemlich beruhigt, dass du AC/DC kennst. Ansonsten würde ich mich leider genötigt fühlen, nie wieder auch nur ein Wort mit dir zu schreiben!

Wow, das klingt irgendwie romantisch und...ich weiß nicht...so als würdest du wirklich die Musik lieben.

Also kein Meuchelmörder? Menno schade, ich dachte mein Leben wird endlich mal ein bisschen spannend.

-M

Grinsend schalte ich mein Handy nun doch aus. Er ist also neunzehn. Das sind nur zwei Jahre

Altersunterschied. Okay Melody, was bringt dir das jetzt? Er könnte dich auch anlügen! Außerdem kennst du ihn nicht.
Das war doch bloß eine Feststellung. Eine Feststellung mit Hintergedanken. Pah, das ist gar nicht wahr. Vergiss nicht, ich bin ein Teil von dir, ich weiß was du denkst.
Boar, lass mich doch in Frieden!
Du bist nur sauer, weil du langsam irre wirst und Stimmen hörst.

Genervt stöhne ich auf. Manchmal nerve ich mich selber zu Tode. Irgendwann lande ich noch in der Klapse.

»Alles okay bei Ihnen da hinten?«, fragt mich meine Lehrerin mit einem besserwisserischen Blick. Ich nicke schnell, wobei ich mir ein Augenrollen nur sehr knapp verkneifen kann. Es ist manchmal echt anstrengend die Kontrolle über seine Mimik und Reflexe zu behalten, weshalb ich es meistens auch einfach lasse. Logan sagt, ich sei die direkteste und ehrlichste Person, die er kennt. Ob das so gut ist, bezweifle ich. Aber immerhin kann mir nicht vorgeworfen werden eine falsche Schlange zu sein.

Mit etwas brennenden Augen schiele ich auf die Wanduhr, die eigentlich fast immer stehen bleibt. Trotzdem kann ich erkennen, da sie ausnahmsweise mal funktioniert, dass es nur noch sechs Minuten sind, bis die Doppelstunde vorbei ist. Das sind dreihundertsechzig Sekunden, die mich von neunhundert Sekunden Pause trennen. Ich vergrabe meine Hände in den Taschen meines Hoodies und rutsche tiefer in den Sitz hinein.

Als das Klingeln nun endlich durch die Luft dröhnt, springe ich, wie von der Tarantel gestochen auf, und verlasse den Raum. Beinahe renne ich in jemanden hinein, so eilig, wie ich es habe.

»Du schon wieder!« höre ich eine ganz unangenehme Stimme kreischen. Meine armen Ohren, wenn das so weitergeht und ich diese Stimme noch öfter ertragen muss, dann habe ich irgendwann einen Gehörschaden.

Ich ignoriere sie einfach und gehe weiter.

»Wusstest du, dass Mason und Britney sich getrennt haben?«, fragt mich Logan als erstes, während er mir mit Kat entgegenkommt. Ich sehe in seine vor Freude glitzernden Augen, die von der Farbe her einem Kaffeesatz gleichen.

»Na dann hoffe ich, dass ihr glücklich werdet«, sage ich und sehe wieder zu Kat, die nun ebenfalls grinst.

„Das heißt, dass Mason wieder frei ist!", haucht Kat, während sie sich bei mir unterhakt. Das sind genau sieben Wörter, die mich beinahe zum Würgen bringen.

»Das ist doch jetzt nicht dein Ernst oder?«, frage ich und drehe mich zu ihr.

»Und was ist das da?«, frage ich und deute mit meinem Zeigefinger auf ihre Pupille, »Ist sie geweitet? Und ich glaube sie verformt sich gerade. In eine Herzform! Oh nein, meine beste Freundin wird eine Comicfigur.«

»Du weißt, dass ich hetero bin, aber das ist DIE Neuigkeit«, brummt Logan verletzt von der Seite aus. Ich tätschele seinen Arm.

»Jaja«, murmele ich dann, ihn gar nicht richtig beachtend.

»HA, HA«, motzt Kat, wobei sie aber schmunzeln muss.

»Aha!«, sage ich, »Ich sehe da ein Grinsen!«

»Ich meine ja nur, dass Mason sehr gut aussieht und...«, setzt Kat an, doch ich unterbreche sie.

»Und du möchtest sein nächstes Betthäschen sein? Oder nein, ich weiß es: du möchtest von ihm beschützt werden! Und dass er zu dir, genauso wie in diesen kitschigen Büchern, „Meins”, grummelt. Nicht zu vergessen, dass er jeden verprügelt, der in deine Nähe kommt, weil er so von der Liebe geblendet ist.«

Kat blinzelt mich etwas verwirrt an, während Logan anfängt zu lachen. Dann boxt sie mich unerwartet in die Seite.

»Du Penner, das stimmt doch gar nicht!«, brummt sie und wird rot.

Ich kann an ihrem Gesichtsausdruck förmlich sehen, dass sie sich genau das ausgemalt hat. Ich meine klar, Mason sieht gut aus, das kann ich nicht bestreiten, aber er ist nicht wirklich mein Typ. Und er ist ein Arsch, was ihn für mich nicht wirklich attraktiv macht.

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unexpected [s.m] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt