97| Unexpected

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Kapitel 97
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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"Wir sind wieder zurück! Dieses Mal mit brandheißen News um den Megastar Shawn Mendes", kündigt die Moderatorin an. Ich hasse solche Sendungen. Doch die Tatsache, dass es um Shawn geht, lässt mich das Programm nicht gleich wechseln.
"Schon seit Monaten ranken sich um Hailey Baldwin und den kanadischen Teenie-Schwarm  Shawn Mendes Dating-Gerüchte. Seit die 22-Jährige für mehrere Wochen von der Bildfläche verschwunden ist, kommt sie nun mit einem riesen Krach zurück. Noch nie waren die Liebesgerüchte um die Beiden so laut wie jetzt. Gestern hat das Model dann bestätigt "Ja ich bin schwanger und der Vater ist Shawn", während der 20 Jährige sich noch nicht dazu geäußert hat. Wir wünschen den Beiden jedenfalls viel Glück!"
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"Du glaubst nicht, was ich gerade gesehen habe! Hailey. Baldwin. Shawn. Mendes. Schwanger. Atomgau"

Verschlafen reiße ich meine Augen auf. Sie verarscht mich oder?
Das alles habe ich gestern nur geträumt. Es ist nicht wahr. Vielleicht träume ich immer noch?
Ich versuche meine Augen aufzumachen, doch es funktioniert nicht, weil sie bereits offen sind. Weiter kann ich sie nicht öffnen. Mit meiner Hand wische ich über mein Gesicht.

"Nein"

"Doch"

"Nein"

"Glaub es mir. Doch. Hailey ist schwanger. Von Shawn. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das jemals sagen würde, aber ich hasse diesen Kerl abgrundtief. Er ist das größte Arschloch auf diesem Planeten und du verdienst etwas besseres. Hast du es ihm eigentlich schon gesagt?"

"Ja und nein. Ich will es ihm nicht sagen. Niemals"

"Du musst es ihm aber sagen. Am besten, bevor du im OP Saal liegst"

"Klappe"

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Meine Füße wollen dort nicht rein, es ist als wäre ich ein Vampir. Einer, der nicht in das Haus eingeladen wurde und nun draußen bleiben muss.
Worauf warte ich eigentlich?
Das meine Eltern herausspringen und rufen: "Alles kein Ding, Schatz. Hier hast du das Geld, viel Spaß beim Abtreiben! Ist doch überhaupt kein Ding!"

Wenn man jetzt meinen Puls fühlen würde, dann würde man denken, ich wäre gerade einen Sprint gelaufen. Doch das bin ich nicht. Der bloße Gedanke es meinen Eltern zu erzählen versetzt mich in Panik.

Man könnte ebenfalls denken, dass ich in Todesangst bin.
So weit von der Wahrheit entfernt ist das aber auch nicht.

"Melody?", meine Mutter sieht mich überrascht an, als die Tür aufgeht und sie mich auf der Veranda entdeckt.

"Wie lustig, ich wollte gerade klingeln"

"Wie schön dich zu sehen. Aber ruf doch das nächste Mal bitte an, Schatz", gibt meine Mutter von sich, als sie mich umarmt.

"Es ist auch schön dich zu sehen"

"Komm rein!", fordert sie mich auf. Ich nicke mit meinem Kopf. Jetzt gibt es kein zurück mehr.

"Was gibt es Neues? Wie läuft es an der Academy?", fragt sie schließlich, wobei sie das Wort 'Academy' ausspuckt, als wäre es das Eklichste der Welt. Mit ihren hohen Absätzen stöckelt sie in die Küche, wo sie ein paar frische Schnittblumen in eine Glaswase stellt.

"Nichts. Es läuft alles super. Keinerlei Dinge, die mein Leben verändern... Alles im grünen Bereich"

Wer's glaubt. Die Ampel ist so rot, dass es sogar ein Blinder sehen könnte. Sie ist verdammt rot.

"Aha. Schön, schön", murmelt sie abgelenkt, während sie die Blumen zurrechtrückt.

Ich brumme: "Mhh"

"Dein Vater müsste gleich kommen. Er hatte heute noch ein Geschäftsessen"

Mit meinem Kopf nicke ich, als wäre es nicht wichtig, dass er kommt. Als wäre es nicht super wichtig und als hätte ich die ganze Zeit der Welt.

"Du wirkst heute so anders als sonst. Bist du dir sicher, dass alles okay ist?", hakt meine Mutter nach, wobei es schon ein Wunder ist, dass sie es gemerkt hat.

"Nein, es ist alles okay", sage ich. Wieso passt das was ich sage nicht mit dem, was ich denke zusammen?

Die Worte, die ich ihnen später sagen will, sind schon fest in meinen Kopf geschrieben. Trotzdem weiß ich nicht wie.

"Ich bin da!", schreit mein Vater durchs Haus, wie er es früher schon immer getan hat.

"Sehr schön. Wir sind in der Küche!"

"Wir? Wer ist denn noch da?", fragt mein Vater, als er sich auf den Weg in die Küche macht.

"Deine Tochter, Dad", lache ich.

"Melody..."

Oh Gott jetzt fängt das schon wieder an. Ich wette, dass er auf meiner Schwangerschaft für immer herumreiten und es mich niemals vergessen lassen wird. Obwohl es genau das ist, was ich will. Als ich gegangen bin, habe ich nicht geplant gehabt so schnell wieder zurück zu kommen. Schon gar nicht deshalb.

"Ich muss euch etwas sagen", seufze ich dann.

"Du brauchst Geld"

"Nein. Ich meine lass mich ausreden", sage ich wobei ich mir an die Stirn fasse, als könnte ich so das Chaos in meinem Kopf lösen.

"Okay, sprich"

"Können wir uns dafür vielleicht ins Wohnzimmer setzen?", frage ich und deute auf den Flur, da sich dahinter unser Wohnzimmer befindet.

"Oh Gott. Du brichst dein Studium ab!"

Verzweifelt, aber dennoch mit einem Augenverdrehen quittiere ich es: "Nein... Ich will mich nur hinsetzen. Bitte"

"Na dann", während meine Mutter das sagt, habe ich das Gefühl, dass die Raumtemperatur unter den Nullpunkt sinkt.

Meine Eltern nehmen gegenüber von mir Platz, wodurch es mir vorkommt wie damals, als ich gezwungen wurde in die Kirche zugehen, weil ich die Vase meiner Eltern ausversehen zerstört habe. Sie wussten, dass ich es war, wollten mich aber auf die Folter spannen.

Sie sehen mich wie die die Jesusstatue, die mich damals angestarrt hat, an.

"Was ist jetzt?", fragt mein Vater mich nach einer Weile, in der ich kein Wort herausgebracht habe.

"Manchmal passieren Dinge, mit denen man nicht rechnet. Für die man aber nichts kann. Deshalb..."

"Schatz, komm auf den Punkt"

"Ich bin schwanger"

unexpected [s.m] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt