93| Unexpected

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Kapitel 93
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
-
Drei verpasste Anrufe in Abwesenheit.

Zehn Anrufe auf meinem Handy.

Keinen davon habe ich angenommen.

Denn dann würde ich seine Stimme hören. Wahrscheinlich könnte ich das nicht mehr aushalten. Die Tatsache, dass er mit Hailey geschlafen hat, macht mich unheimlich wütend und traurig. Er hat es bestritten, aber ich kann ihm aus irgendeinem Grund nicht glauben. Vielleicht liegt es an dem Ausdruck in seinen Augen.

"Ich bin wieder da!", schreie ich in die Wohnung hinein. Wahrscheinlich ist Ben nicht einmal zu Hause, sondern macht sich in irgendeinem Club an irgendeine Tussi heran.

Oh man. Mein Leben ist wirklich armselig. Was ist nur schief gelaufen? Jetzt bin ich hier, bin schwanger und Shawn ist fremdgegangen.

"So früh schon?", kommt mir unerwarteter Weise ein Stimme mit ein wenig Verspätung entgegen.

"Ja", brumme ich schlecht gelaunt.

"Bitte sag mir, dass dir der Typ nicht schon wieder wehgetan hat"
"Geht dich überhaupt nichts an!", schreie ich durch die Wohnung und gehe in mein Zimmer, wo ich meine Schuhe lustlos in die Ecke schleudere.

"Nicht gleich so aggressiv!"

Erschöpft stöhne ich auf. Dennoch laufe ich zu meinem Koffer und ziehe ihn aus der Ecke.

New York reicht mir. Ich brauche eine Auszeit. Nur hier sind mir die schlechten Dinge passiert.
Ich kann nicht mehr.

"Ich gehe noch einmal weg!"

Darauf bekomme ich jedoch keine Antwort. Also schmeiße ich schnell die wichtigsten Sachen in meinen Koffer und schließe ihn, als wollte ich ihn umbringen.

"Der Koffer hat auch Gefühle!", höre ich Bens Stimme. Als ich mich umdrehe, sehe ich, wie er in der Tür steht.

"Scheiß auf Gefühle... Die sind die letzte Scheiße!", schreie ich.

Ben verschränkt seine Arme:"Was ist los?"

"Nichts. Ich gehe nur jetzt nach Hause",sage ich.

Er zieht seine Augenbraue hoch.

"Übers Wochenende"

Er macht mir Platz, damit ich aus der Tür kann.

"Es ist nichts los. Ich glaub auch. Aber ist mir doch egal", pampig läuft er zurück in sein Zimmer.

Ich seufzte.

"Gut"

Damit verlasse ich unsere Wohnung. Der Bus ist billiger als ein Flug, aber dauert länger. Jedoch bin ich in sechs Stunden da. Was solls. Ich glaube ich nehme einfach den beschissenen, verseuchten Bus.

Meinen Koffer zerre ich hinter mir her, als könnte er nicht kaputt gehen. Ich wünschte ich könnte nie kaputt gehen.

Niemals zerbrechen oder mich niemals verletzen.

Ich brauche Ablenkung.

-

"Hallo"

"Melody?", ist das Erste, das ich von Luisa zu hören bekomme. Ihr Gesichtsausdruck ist ziemlich überrascht und von Sorgen gekennzeichnet.

"Ich wollte euch nur einmal besuchen", sage ich.

"Mitten im Semester? Was ist los?", hakt sie nach. Ich zuckte mit meinen Schultern, als gäbe es keinen Grund.

"Nichts", sage ich.

"Wirklich?"

"Ich will nicht drüber reden. Gehen wir ins Pop's? Ich habe den anderen gerade schon geschrieben. Sogar Jayden"

"Sogar Jayden?"

"Ich meine auch Jayden. Das sollte jetzt nicht abwertend klingen", füge ich schnell hinzu. Sie nickt.

"Ich muss nur noch schnell mein Geld holen, dann können wir los"

Ich nicke mit meinem Kopf, der sich schwer wie Blei anfühlt. Stechende Schmerzen verfolgen mich, seitdem ich mir in dem kleinen Bus die Augen ausgeheult habe. So viel zu "Ich bin kein emotionaler Mensch".

Vielleicht liegt es einfach nur an den Umständen und dass ich schwanger bin.

Dieses Kind ist noch nicht geboren und ruiniert bereits jetzt mein Leben.

-

"Schön, dass ihr alle gekommen seid"

"Das hört sich ja an, wie bei unserer Abschlussrede", brummt Logan sogleich.

"Sorry. Ich meine schön euch zu sehen Broooos", sage ich wie einer dieser seltsamen Jungs, die sich für cool halten.

"Mach das nie wieder", gibt Kat von sich und verzieht ihre Nase.

"Wie läuft es eigentlich mit Shawn?"

Eine Pause entsteht. Mit meiner rechten Hand rühre ich den Erdbeermilchshake, der vor mir steht, mit einem gestreiften Strohalm um, während ich mit der anderen mein Kinn abstütze.

"Dies und das. Ich bin schwanger, Shawn hat mich betrogen und unsere Hausfassade wurde neu gestrichen. Könnt ihr das glauben, in Ocker! Wer malt die Wand denn schon in Ocker an? Das sieht aus wie Lamakotze"

"Moment was?", fragen alle wie aus einem Mund.

"Ich weiß! Das war auch mein Gedanke! Ocker urgh", gebe ich entsetzt von mir. Wem versuche ich eigentlich etwas vorzumachen.

"Du bist schwanger?", platzt Jayden heraus, während Kat quiekt "Er hat dich betrogen?"

Dabei klingt sie mehr oder weniger wie ein Schwein, das gerade abgestochen wird.

"Jup", sage ich und nehme einen Schluck von meinem Getränk.

"Was?", Logan sieht mich einfach nur total verdutzt an. Als hätte ich ihm gerade gesagt, dass Aliens existieren und dass ich eines bin. Wobei. Dabei hätte er wahrscheinlich noch gelassener reagiert.

"Wie kann man nur so dumm sein?", fragt Jayden und schüttelt seinen Kopf.

"Gibst du mir gerade die Schuld daran, dass ich schwanger bin? Denkst du ich wollte das oder habe das mit Absicht gemacht? Ich werde es ohnehin abtreiben", zische ich ihn an.

Er sieht ziemlich angepisst aus.

"Jayden, sei kein Arsch", gibt Kat von sich und streicht sich ihre braunen Haare zurück. Ich muss grinsen.

"Leute, ich habe keine Ahnung, wie ich das alles überstehen soll. Um ehrlich zu sein ist das der wahre Grund, warum ich hier bin. Ich brauche euch"

Augenblicklich spüre ich, wie alle ihre Hände auf meine legen, um mir Unterstützung zu demonstrieren. Sogar Jayden. Schon wieder habe ich es gesagt. Sogar.

"Was hat Shawn gesagt?", fragt Luisa mich dann, nachdem eine lämgere Pause die Luft erfüllte.

"Ich habe es ihm noch nicht gesagt. Will ich gar nicht"

"Du kannst es ihm nicht nicht sagen", wirft Kat ein.

"Er hat mich betrogen. Er verdient die Wahrheit nicht", sage ich bitter, obwohl ich weiß, dass ich falsch liege.

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Drei Dinge, die mein Leben im Moment unheimlich perfekt machen:

1. 20K [Danke!!! Ihr seid die Besten]
2. Shawniboy [den, den ihr nicht kennt]
3. Dass ich den echten Shawn nächstes Jahr umarmen kann.

unexpected [s.m] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt