4.

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Obwohl sie schon längst hatte gehen wollen, stand Quinn immer noch im Zimmer. Tat so als blättere sie durch ein Buch doch in Wahrheit beobachtete sie bloß Alea.

Ganz still saß sie auf ihrem Bett und schrieb etwas in ein kleines Heft. Ab und zu schaute sie auf und blickte sich im Raum um. So als hätte sie noch nie etwas schöneres gesehen. Manchmal streifte ihr Blick auch Quinn, dann schaute diese auf die Seiten ihres Romanes, aus Angst Alea könnte bemerken wie sie das Mädchen anstarrte.

Wie alt sie wohl war? Ihrem Aussehen nach zu urteilen wirkte sie jung, doch das was sie sagte und tat ließ sie alt erscheinen. Jede ihrer Bewegung wirkte so bewusst, so... Quinn konnte es nicht beschreiben.
Wie sollte ein Kind so erwachsen wirken?wie sollte ein Kind so erfahren sein?
Denn das bisschen was sie mit Alea geredet hatte, faszinierte sie. Nicht nur das gesprochene, nein, auch wie sie es gesagt hatte. Erklärt hatte. So vollkommen sicher und überzeugt, als hätte sie keinen Zweifel an allem was sie sagte.

Und trotz ihres Kindlichen Gesichts machten die dunklen Augenschatten Alea um Jahre älter. Der Pony und die Pagenfrisur ließen ihr Gesicht klein erscheinen, aber vielleicht war es das auch.
Ihre Lippen sahen sogar von der Entfernung trocken und aufgerissen auf, ihre Augen waren dunkelbraun.
Ihre Statur war klein aber durch den weiten Stoff ihrer Kleider waren ihre leichten Kurven zu erahnen.

Eigentlich wollte Quinn gar nicht über sie nachdenken, ihr gar keine Beachtung schenken. Eigentlich wollte sie nur die paar Tage in denen sie in diesem Loch festsaß überstehen in dem sie sich auf Chicago vorbereitete.
Und ganz sicher wollte sie nichts mit Drogen zutun haben.
Aber andererseits... So jemanden wie Alea hatte sie noch nie zuvor kennen gelernt. Und dieses Neuartige faszinierte sie.

Drogen.
Sie hatte noch nie etwas derartiges genommen und würde es auch niemals tun. Das einzige wozu es sie jetzt gerade in den Fingern juckte waren Zigaretten.
Bei ihrer Ankunft hatte sie draußen einen Automaten gesehen, also zog sie sich eine dünne Jacke über und schlüpfte in ein Paar Schuhe.

Noch ein mal schaute sie zu Alea, doch diese schien komplett in ihren Gedanken versunken zu sein.

Draußen war es kälter als gedacht, in innerhalb von kurzer Zeit waren dunkle Wolken aufgezogen, der Himmel verfärbte sich schwarz.
Quinn zog ihre Jacke enger um sich. Der Kippenautomat war nur ein paar Meter entfernt, sie zog sich drei Schachteln und zündete sich direkt eine Zigarette an.
Der Nikotinflash setzte sofort ein und entspannte ihren sonst immer leicht verkrampften Körper.

Trotz der Kälte blieb sie noch etwas draußen.
Ein paar Minuten stand sie da, spürte den Frost der sich bis zu ihren Knochen fraß.
In der einen Hand die Kippe, in der anderen ihr Handy mit dem sie auf duzende E-Mails watsapp Nachrichten sms, Instagram und Snapchat Notizen antwortete.
Um sich einwenig die Beine zu vertreten, lief sie noch während ihre Augen auf ihrem Smartphone gehäftet waren, durch die engen unhygienisch Gassen, die das Motel von den lauten hektischen Straßen Manhattan's  abgrenzte.
Ein Walmart war gleich in der Nähe, den Quinn nach kurzem suchen fand.

Ihre, mittlerweile vierte Zigarette, drückte sie beim Eingang des Ladens aus und kam kurze Zeit später mit einer großen Flasche Leitungswasser und einer Packung Knäckebrot wieder heraus.

Mit schnell schritten lief Quinn zurück zum Motel, als der erste Donner ihre schmale Gestalt zum Beben brachte.

Scheiße, sie hasste Gewitter.

In der Lobby angekommen lief sie an dem Empfang vorbei wo Connor stand und auf seinem Handy tippte. Sie hatte sich am Vortag als sie eingecheckt war gut mit ihm unterhalten. Er war wirklich nett wenn man darüber hinweg sah das er von so ziemlich allem und jedem genervt war.

„Quinn" sagte er dann und sie blieb stehen.
„Hey Connor, was ist?"
„Du bist doch in Zimmer 39 oder? Wie ist das Mädel so?"
„Naja" sie wollte nicht zeigen das sie ihre derweilen Situation gar nicht so abstoßend fand wie am Anfang.
„Gibt schlimmere."
„Na dann" er lächelte kurz, was auch nicht oft vorkam
„Im Wetter Bericht stehet das es den ganzen Tag über Gewittern soll." Quinns Magen zog sich zusammen. Schnell nahm sie einen weiteren Zug von ihrer Kippe. Schon interessant das jeder hier drinnen rauchen durfte, aber das war dann wahrscheinlich einer der wenigen Vorteile bei solch einem Qualitäts Motel.

„Hier" er drückte ihr einen Stapel voll tiefen schalen aus Plastik in die Hand.
„Wofür-„
„Sicher ist sicher."

Ohne zu kapieren was er meinte bedankte Quinn sich verwirrt und stieg dann die Treppen bis in den vierten Stock hoch.
Auf dem Weg nach oben spürte sie das erste mal an diesem Tag wie sich das Gefühl von Hunger bemerkbar machte. Ein Gefühl, was sie nur allzu gut kannte. Doch wie immer ignorierte sie es gekonnte.

Motel - room 39 ||girlxgirl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt