Etwas verloren stehe ich an der Ecke eines Viertels.
An dem Haus gegenüber von mir spielen zwei kleine Kinder im Vorgarten nur ein paar Meter weiter geht ein alter Mann mit seinem Hund spazieren.Es wirkt so idyllisch und auch übertrieben spießig, das es die Szene aus einem Film sein könnte.
Zu perfekt um den Anschein zu erwecken, das hier ein Mann gelebt haben könnte der seiner eigenen Tochter das Leben zur Hölle macht.
Während ich den Bürgersteig entlang laufe, halte ich mach der Nummer 27 Ausschau.
Schon bald habe ich sie gefunden. Das dazugehörige Haus steht den anderen in der Straße um nichts nach, es sieht aus wie jedes beliebige Mehrfamilienhaus.
Zögerlich laufe ich zur Haustür.
Gleich werde ich Alea wieder sehen, gleich kann ich sie wieder in die Arme schließen.
Ob sie mich wohl genauso vermisst hat wie ich sie? Bestimmt.Noch einmal atme ich tief ein und aus, dann drücke ich die Klingel.
Dumpf kann ich hören wie es im ganzen Haus nachhallt.
Keine Schritte, keine Stimmen, nichts was den Anschein macht das jemand zu Hause sein könnte.Ich klingle nochmal und nochmal, gehe an eins der unteren Fenster und versuche einen Blick hinein zu erhaschen, doch es scheint niemand da zu sein.
Ist das möglich? Es ist 11 Uhr morgens.
„Hallo?" rufe ich also laut und klopfe gegen die Tür.
„Alea?!" keine Reaktion.
„Mrs Pale?!" wieder keine Reaktion.„Du kennst Alea?"
Erschrocken zucke ich zusammen, drehe mich ruckartig um und taumle leicht.
Ein Junge steht ein paar Meter von mir entfernt, mustert mich ernst.
Seine Gestalt ist schmal und ist sicher zwei Köpfe größer als ich.
„ja." antworte ich schnell „Wer bist du?"
Misstrauisch betrachtet er mich, scheint abzuwägen ob ich ihm gut gesinnt bin.
„Ich weiß nicht ob dich das was angeht. Du kommst nicht von hier, die Frage ist eher; Wer bist du?"
Ich seufze und nicke dann leicht, er hat ja recht.
„Ich bin Quinn. Ich bin eine... Freundin von Alea."Seine Augen weiten sich leicht, er wirkt überrascht.
Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck zu einer Mischung aus Schock und Freude.„Weißt du wo sie ist? Wann hast du sie getroffen? Geht es ihr gut?"
Erschlagen von all den Fragen bleibe ich still und starre ihn nur an.
Warum fragt er mich das? Alea lebt doch schon lange wieder hier. Oder ist sie umgezogen?Aufgeregt blickt er umher und fährt sich planlos durch die Haare bevor er plötzlich auf mich zukommt und einfach meine Hand nimmt.
„Ich wohn gleich gegenüber, komm, du musst mir alles erzählen."
Doch ich bleibe stehen und denke gar nicht daran mit ihm mitzugehen.
„Ich weiß nichtmal wie du heißt, ich komm sicher nicht mit zu dir nach Hause."
„Oh das stimmt" er schüttelte lachend den Kopf und ließ sofort meine Hand los.
„Ich bin gerade nur so verdammt glücklich von Alea zu hören. Ich bin Adam."„Oh" jetzt lächle ich auch „sie hat mir von dir erzählt."
Adam hört gar nicht mehr auf zu grinsen und zeigt dann fragend auf sein Haus.
„Also... drinnen ist es bequemer als hier auf der Straße. Ich verspreche ich bin kein gestörtem Serienkiller."Lächelnd hebe ich eine Augenbraue.
„Das würde jeder Serienkiller sagen."
Doch dann folge ich ihm.Er hatte recht, im inneren des Hauses ist es tatsächlich sehr gemütlicher, das Wohnzimmer ist zwar klein aber dafür umso heimeliger.
„Setz dich" er deutet auf das Sofa auf das ich mich dankend nieder lasse.
„Willst du was trinken?"
„Ja gerne, irgendwas warmes." sage ich, denn obwohl wir schon März haben ist es immer noch ziemlich kühl draußen.Er verschwindet und kommt gleich darauf mit zwei Tassen dampfenden Tee wieder.
Dann setzt er sich zu mir.„Also, jetzt erzähl."
„Wo soll ich anfangen?"
„Am besten ganz am Anfang."
Und so erzähle ich. Von Anfang an. Wie ich Alea kennengelernt und was wir alles getan haben. Wie ich Ihr Einblicke in mein Leben und sie mir welche in ihres gewehrt hat.
Meine Geschichte endet auf dem Dach, wo ich gegangen bin, als sie schlief, und bei diesem Teil blicke ich tatsächlich beschämt zu Boden. Ich bin gegangen ohne mich zu verabschieden, ohne sie noch einmal geküsst oder mit ihr gesprochen zu haben.„Deswegen" beende ich meinen Monolog
„Bin ich jetzt hier. Ich will wissen wie es ihr geht. Ich will sie endlich wieder sehen..."Adams Augen durchbohren meine förmlich.
Und täusche ich mich oder liegt eine gewisse Traurigkeit darin.„Quinn" er holt tief Luft „Alea war schon seit fast zehn Monaten nicht mehr hier. Ich dachte schon sie wäre tot..."
Sprachlos starre ich ihn an.
„Das... das kann nicht sein. Sie hat mir versprochen wieder herzukommen wenn ihre Mutter von ihrer Geschäftsreise wieder da ist, das war kurz nachdem ich gegangen bin." meine Stimme ist flehend. Er muss sich irren! Es kann nicht sein das ich Alea mit Aussicht auf nichts dort an diesem Ort mit diesen Fremden zurückgelassen habe!Ich glaube Spuren von Tränen in Adams Augen zu sehen.
„Aleas Mutter ist tot." flüstert er.
„Sie und Till, Aleas Bruder, sind vor über einem Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Alea war die einzige die überlebt hat."Die Worte brauchen ein paar Sekunden bis sie zu mir durchgedrungen sind.
Doch meine Reaktion bleibt aus, ich kann mich kaum rühren.„Ihr Vater hat sie dafür verantwortlich gemacht. Und is nach dem Tod der beiden komplett dem Alkohol verfallen. Ich habe ihr sooft versucht zu helfen aber anfangs hat sie das alles noch schön geredet. Den Alkohol, die Schläge. Sie wollte das alles nicht wahr haben, also hat sie sich ihre eigene Scheinwelt aufgebaut, in der ihr Bruder nur zum studieren weggezogen ist und ihre Mutter auf Geschäftsreise muss. Das mit den Drogen hat erst angefangen als Jan, dieser Wichser, ihr auch noch das Leben zur Hölle gemacht hat. Ich... ich hab versucht für sie da zusein aber... irgendwann ist alles aus dem Ruder gelaufen."
Der Klos in meinem Hals lässt mich kaum atmen, doch mit aller Kraft schaffe ich es ihn herunter zu schlucken.
Adam laufen still eine Träne nach der anderen herunter.
Niemals hätte ich gedacht das Aleas Leben noch schlimmer sein könnte.
„Wir werden sie finden Adam." sage ich entschlossen, packe seine Arme und bringe ihn somit dazu, mir in die Augen zu schauen.
„Wir werden sie finden, und ihr helfen. Wir werden beide für sie da sein, okay?"

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Motel - room 39 ||girlxgirl
Teen FictionZu zweit in diesem heruntergekommen Motel, auf dieser muffigen Matratze in diesem schäbigen Zimmer wo das Sonnenlicht durch die kaputten Holzdielen fiel, hätten beide nicht glücklicher sein können. Zusammen an die Decke starrend, ihre Körper sich b...