17. {wonderland}

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Interessiert beobachtet Quinn mich, während ich das Gras sorgfältig auf dem longpape verteile.
Mit Fingerspitzengefühl Rolle ich aus einem Stück dickem Papier einen Tipp zusammen und drücke ihn fest mit dem pape zusammen.

„Wie hat es dir gefallen?" frage ich, meine Augen noch auf meine Arbeit fixiert.
Zuerst sagt sie nichts, doch ich spüre wie sie versucht sich die Worte zurecht zu legen.

Das lässt mich schmunzeln.

„Abgefahren.
Ich bin ein bisschen traurig, jetzt ist alles wieder so matt und kalt."

„Das leuchten ist verschwunden, ja ich weiß" murmle ich und lecke das Blättchen ab.

Zufrieden betrachte ich die perfekt gerollte Tüte.
Der Rauch von Quinns Zigarette zieht zu mir rüber, mich würde es auch nach einer verlangen aber der Joint den ich in den Händen halte ist um einiges verlockender.

„Ich war ganz schön beeindruckt als du beim ersten Mal ziehen nicht direkt gehustet hast." meine ich grinsend und erinnere sie so an das erste mal Ihres Drogen Konsums.

Auch sie grinst und klopft sich dann auf den Brustkorb.
„Alles Übung."

Lachend zünde ich den J an und nehme ein paar Züge.
„Unbetäubt würde ich diese scheiß Welt nicht aushalten." murmle ich , doch blicke immer noch nicht zu Quinn.

„Ich frag mich wie du das all die Jahre ausgehalten hast. Bei deiner Mum und Rachel und diesem ständigen Hunger."
Sie schluckt.
„Das habe ich nicht. Ich war schon tot als wir uns das erste Mal begegnet sind, eine ausgelöschte Hülle."

So wie sie spricht kenne ich sie gar nicht. Oder dachte ich sie nicht zu kennen.

„Warum verstellst du dich?" frage ich offen heraus. Ich bin sowieso kein Mensch der Dinge schön redet, und wenn ich high bin schon gar nicht.

„Wie meinst du das?" sie nimmt den Joint entgegen und zieht daran, beobachtet die Rauchringe die sie wieder ausbläst.

„Als wir uns kennenlernten machtest du einen... einfachen Eindruck. Ich dachte nicht das du jemand wärst der viel nachdenkt."

Sie lacht leise und zuckt dann mit den Schultern.
„Es wird nicht von mir erwartet meine Gedanken mit jemandem zu teilen. Verschwendete Energie, die ich anders nutzen kann. Ich hab schon vor langer Zeit aufgehört den Philosophen zu spielen."

„Das hat doch nichts mit Philosophie zu tun. Du bist nicht dumm also warum gibst du dich so?"

„Es ist einfacher. Von dummen Menschen wird nichts erwartet. Nur tanzen und gut aussehen mehr muss ich nicht tun also warum mich mit Gedanken aufhalten die eh niemanden interessieren."

Es macht mich traurig das zu hören.
Ich glaube, das Quinn ihr Feuer genommen wurde.

„Du bist viel interessanter wenn du so bist." lächle ich, lehne mich zu ihr und gebe ihr einen leichten, fast flüchtigen, Kuss auf die Lippen.

„Ich hab das Gefühl seit Ewigkeiten wieder zu leben." flüstert sie und starrt auf das glühende Ende des Joints.

„Und ich liebe es."

Ein Schauer überkommt mich. Gänsehaut kriecht meinen Körper entlang und kurz frage ich mich warum.
Dann weiß ich es.
Ich bin glücklich.
Fühlt sich so Glück an?

„Quinn" meine Augen hängen auf ihren Sommersprossen.
„Ich bin froh dich zu kennen."

Überrascht öffnet sie leicht den Mund. So perfekt, so wunderschön, und schon wieder überkommt mich diese Welle des Glücks.

„Fuck, du bist so schön"
Ihre Wangen werden rot.

Dann steht sie auf einmal auf, greift nach meiner Hand
„Lass uns zurück gehen, mir ist kalt."
Grinsend trete ich den Joint Stummel aus und lasse mich von ihr mitziehen.

~

Kurz vor dem Motel angekommen, umarmt sie mich plötzlich.
Ohne Vorwarnung ohne jeglichen Grund.

„Diese Welt ist scheiße, aber du bist es nicht." nuschelt sie in meine Haare.

Mehr bringt sie nicht heraus, aber das stört mich nicht.
Ich bin mir ziemlich sicher das in ihrem Kopf Sätze um Sätze aneinander reihen aber die Hemmschwelle sie auszusprechen einfach zu groß ist. Auch das wär schön an dem Trip, zu sehen wie Quinn reden konnte ohne sich darüber Gedanken zu machen.

Oben angekommen werfe ich mich direkt auf unsere Matratze. Ja, unsere. Meine habe ich entsorgen müssen, der Gestank war einfach bestialisch.

Quinn steht im Türrahmen und scheint mit sich zu ringen.

„Egal was du sagen willst, sag es."

Ich schaue sie auffordernd an.

„Was hast du noch?"
Fragend ziehe ich die Augenbrauen hoch.
„Was soll ich noch haben?"

Unsicher beißt sie sich auf die Lippe und kommt dann auf mich zu.

„Was hast du noch für... Drogen?"

Ich bin mir nicht sicher was ich darauf antworten soll.
Ich weiß nicht was ich darauf antworten soll.
Ja, natürlich habe ich noch anderes Zeug, aber ob Quinn das auch nehmen sollte?

„Vor 5 Tagen hast du mir noch Predigten gehalten wie gefährlich Drogen sind. Das du jetzt so experimentierfreudig geworden bist freut mich aber bist du dir sicher?"

Sie nickt und ihre Augen funkeln plötzlich.
„Ich will wissen was es sonst noch alles gibt"
Wieder zögert sie kurz
„Und außerdem vermisse ich dieses Gefühl von Glück. Ganz einfachem Glück, das den ganzen Druck und die Probleme vergessen lässt. Ich will frei sein."

Sie beugt sich vor und küsst mich, ich habe ihre Lippen schon vermisst.
„Und das will ich mit dir..."

Lächelnd drücke ich sie sanft von mir weg und greife dann zu meiner Tasche.

„Dann bitte ich sie einzusteigen" ich hole ein kleines Fläschchen aus einer Seitentasche

„Nächster halt: Wunderland."

Motel - room 39 ||girlxgirl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt