44.

1.8K 132 3
                                        

„Ich habe Ruben vor vier Jahren kennengelernt. Ich war damals sechzehn und er fünfzehn. Amba und mir ging es damals ziemlich schlecht, weil unsere Eltern sich scheiden ließen, aber sie war schon achtzehn und wohnte nicht mehr zu Hause, deswegen bekam sie all das nicht so stark mit, wie ich. Das erste mal wo ich mit Ruben in Kontakt kam, war bei einer underground Party. Ich hatte die Ablenkung gebraucht. Nun ja also ich glaube mittlerweile, das Ruben ein Händchen dafür hat, die Menschen rauszupicken die besonders Anfällig sind. Ich weiß nicht, vielleicht hat er dafür nen siebten Sinn oder so."

„Was meinst du mit ‚anfällig'?"

Alex lachte kurz freudlos auf.

„Na was wohl? Anfällig für jegliche scheiße. Er hat mir Pillen angedreht, umsonst, und hat mir seine Nummer da gelassen. Zuerst wollte ich beides wegwerfen, aber als ich noch in der selben Nacht nach Hause kam, haben meine Eltern sich so laut gestritten das ich nicht schlafen konnte. Ihnen war nicht mal aufgefallen das ich überhaupt weggewesen war. Also legte ich mich in mein Bett, die Musik auf voller Lautstärke, und schmiss die erste Pille. Glücklichmacher hatte Ruben sie gennant.
Mit der Zeit nahm ich immer wieder eine, und als sie alle verbraucht waren, wollte ich neue. Das war der erste große Schritt ins Tief. Ich holte immer öfter bei ihm. Gras, Molly's, Ritalin, Lean... irgendwann bot er mir dann was neues an. Etwas, was sofort süchtig macht, aber das hatte er mir natürlich verschwiegen. Wie er mit seinen fünfzehn Jahren an den ganzen Stoff rangekommen ist weiß ich absolut nicht, aber Alea hat ja gezeigt das es offensichtlich nicht schwer ist.
-naja, durch die ständige Betäubung hatte ich komplett den Faden verloren, hing nur noch durch und war mir nicht einmal mehr sicher warum ich überhaupt angefangen hatte. So hab ich gar nicht wirklich gecheckt was ich da gerade tat, als ich mir das erste mal Koks durch die Nase zog.
An vieles aus der Zeit kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Ich weiß nur das ich meine damalige Freundin, unbewusst mit in all das reingezogen habe. Weil ich nicht wusste was für Auswirkungen das alles hatte und wie fertig ich eigentlich schon mit der Welt war."

Quinn erinnerte sich an das, was Alex damals zu ihr auf dem Dach gesagt hatte.

„Kaputte Menschen haben die Angewohnheit ihr Chaos wie einen Tornado wütend zu lassen."

„Leonie hieß sie... sie ist bis heute nicht mehr aus dem Sumpf rausgekommen. Das sie noch lebt ist echt ein Wunder..." murmelte er gegen Ende.

„Wie hast du's geschafft da wieder rauszukommen?" fragte Quinn leise und schaute ihn vorsichtig an. Sein Blick war immer noch auf den Himmel gerichtet.

„Hätte ich Amba nicht gehabt hätte ich es wohl nicht geschafft. Meine Eltern haben in den zwei Jahren in denen ich süchtig war nie etwas getan, wenn sie es denn überhaupt bemerkt haben. Als ich achtzehn war zog ich bei meiner mum aus und bei Amba ein. Sie war der einzige Mensch der mir klar machen konnte, wie sehr ich zu dem Zeitpunkt mein Leben versaute. Es hat ein halbes Jahr gedauert clean zu werden und alles wieder auf die Reihe zu bekommen. Und Nina ist wie eine kleine Schwester für mich." leise seufzte er auf.

„Manchmal sehe ich Leonie noch abends in der Stadt. Sie kommt meistens aus dem Nuttenviertel. Sie lebt nur noch dem Kokain zu liebe, und ich weiß das ich daran schuld bin."

Eine Gänsehaut überkam Quinn.
Wortlos beobachtete sie das blinken eines Flugzeuges am Nachthimmel, denn es war in der Zeit wo sie draußen saßen dunkel geworden.

Eine Sache stand klar. Sie würde Alea holen. Und sie würde ihr helfen ihren Inneren Tornado aus Chaos Verzweiflung und Lebensmüdigkeit zu bezwingen. Auch wenn er Quinn vielleicht selbst mitreißen würde.

Motel - room 39 ||girlxgirl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt