Ich bin mir ziemlich sicher das ich noch nie in meinem ganzen Leben so eine Angst, so eine Verzweiflung in den Augen eines Menschen gesehen habe.
Ich traue mich kaum zu atmen, durch die Befürchtung ich könnte sie noch mehr in ihre Panikattacke treiben.Eine Minute sitzen wir nur da. Uns anstarrend.
Zwei Minuten und man hört immer noch nur Aleas flache abgehackte Atemzüge.
Nach der dritten Minute halte ich es nicht mehr aus nichts zu tun. Sie so zu sehen.Vorsichtig rücke ich ein Stück näher.
„Alea. Alea jetzt hör mir zu. Ich bin nicht dein Vater. Verstehst du mich?"
Keine Reaktion. Nur ein stumpfes in die leere Starren.
„Ich bin Quinn. Hörst du mich? Quinn!"
Tatsächlich, bei meinem Namen zeigt sich eine Reaktion.
Sie schaut mich kurz verwundert an, blinzelt einige Male.Aufeinmal schaut sie mich ganz anders an. Als hätte sie eine neue dvd eingelegt.
„Wasser..." murmelt sie leise. Ihre Haut ist kreidebleich und es würde mich nicht wundern wenn sie sich gleich übergibt.„Ähm" hilflos schaue ich umher, springe dann auf und laufe zum Wasserhahn hinter der Bar.
Es ist braun.
Angewidert drehe ich ihn wieder zu.„Ich hab in unserem Zimmer welches. Komm." ich lege ihren Arm um meine Schulter und ziehe sie auf die Füße.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, schlurft sie mit mir mit, bekommt ihre Schuhe kaum vom Boden gehoben.
Im Zimmer lasse ich sie vorsichtig auf ihrer Matratze nieder und krame dann nach meinem Wasser.Dabei spüre ich wie etwas in meiner Jeans vibriert.
Mein Handy.
Eigentlich weiß ich das ich es jetzt ignorieren und mich um Alea kümmern sollte, aber was wenn es etwas wichtiges ist?
Was wenn es Malcom ist, der mit etwas über Chicago mitteilen will?Während ich in meinem Smartphone vertieft bin, vergesse ich Alea fast.
Die Nachricht war nicht wichtig, nur eine weitere Ermahnung von meiner Ballett Lehrerin, mir neue Spitzenschuhe zu kaufen. Meine seien anscheinend zu alt.Das dumpfe Husten dringt nur schwach zu mir durch.
Der ekelerregende Würgelaut hingegen reißt mich aus meinen Gedanken.In dem Moment in dem ich mich umdrehe, übergibt sich Alea geradewegs auf ihr Bett.
Der ätzende beißende Gestank dringt, trotz der Entfernung, direkt in meine Nase.Fuck fuck fuck.
Sofort renne ich zu ihr, sie liegt seitlich und hat die Augen geschlossen.
Das tiefe Gurgeln was aus ihrem Rachen kommt, kündigt einen neuen Schwall von erbrochenen an, welcher sich auch Sekunden später über der Matratze ausbreitet.Darauf achtens möglichst wenig Kotze zu berühren, stemme ich sie in eine aufrechte Position.
Mit den Ellenbogen stützt sie sich auf ihren Oberschenkeln ab, hält mit den Händen ihren Kopf und sitzt nun vorn über gebeugt.
Ich stelle eine von Connors Schüsseln die er mir gestern noch gegeben hatte, zwischen Aleas Füße und hole schnell die Wasser Flasche.„Hier trink was." murmle ich und beiße mir noch während dessen auf die Lippen, da ein Stich von schlechtem Gewissen sich in mir ausbreitet.
Hätte ich ihr das Wasser schneller gegeben wäre es vielleicht nicht dazu gekommen.
20 Minuten waren vergangen und Alea saß immer noch vornüber gebeugt, in der gleichen Haltung da.
Quinn hatte sie zwar in Ruhe gelassen doch weiterhin im Auge behalten.
Schon nach 10 Minuten hatte sie aufgehört zu kotzen, doch Quinn wollte auf Nummer sicher gehen.
Mittlerweile war sie sich nun ziemlich sicher das alles was zu erbrechen war, mittlerweile aus Aleas Körper draußen war.
Sie gab ihr den Rest zu trinken, zerrte sie dann ins Bad, und wusch ihr mit eine Lappen die Stückchen erbrochenes aus den Haaren.Auch Aleas Kleidung war schmutzig und so streifte sie ihr kurzerhand Shirt und Hose ab.
Doch was sie dann sah ließ sie für einen Moment den Atem anhalten.
Geschockt starrte Quinn ihren Oberkörper an. Er war bedeckt mit violetten, blauen, grüngelben Blutergüsse. Manche frischer manche älter.
Sie zogen sich bis runter zu ihrem Bauch.Sie drückte ihre Hand auf ihren Mund um nicht einen entsetzten Schrei von sich zu geben.
Alea schien davon nichts mit zu bekommen.
Stumm und schlaff stand sie da und ließ alles mit sich machen, starrte nur mit blassem Gesicht und leeren Augen auf den Fliesen Boden des kleinen schmuddeligen Bads.
Alles um sie herum schien sie nicht zu registrieren.Quinn schluckte schwer.
„Dreh dich um und geh wieder zurück" flüsterte sie dann und schob Alea sanft wieder Richtung Schlafzimmer.Mit einem weiteren erschrockenen Blick sah sie, das auch Aleas rücken grün und blau gefärbt war.
Unschlüssig blieb sie im Zimmer stehen. Aleas Matratze war komplett vollgesaugt mit Kotze, da konnte sie sich schlecht darauflegen.
Aber sie brachte es auch nicht übers Herz, sie auf dem Boden schlafen zu lassen.
Mit einem seufzen legte Quinn sie also vorsichtig auf ihre Matratze.
Ein leises Stöhnen kam von Alea.„Danke Mama"
kam es von ihr, mit gebrochener Stimme.Ein kleines Lächeln Schlich sich auf Quinns Lippen.
„Ich hab dich lieb." obwohl sie bis jetzt immer so viel älter gewirkt hatte, machte sie nun den Eindruck einer zehnjährigen, die hilflos und naiv auf ihren gute Nacht Kuss wartete.
„Ich dich auch."
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Motel - room 39 ||girlxgirl
Teen FictionZu zweit in diesem heruntergekommen Motel, auf dieser muffigen Matratze in diesem schäbigen Zimmer wo das Sonnenlicht durch die kaputten Holzdielen fiel, hätten beide nicht glücklicher sein können. Zusammen an die Decke starrend, ihre Körper sich b...