7 Der Schulalltag

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  Hermine erwachte ziemlich früh. Sie hatte sehr unruhig geschlafen, da sie aber noch vor dem Frühstück in die Eulerei musste, war es ihr gerade recht. Als sie die Treppe zur Eulerei hochstieg, wehte ihr die kalte Morgenluft ins Gesicht. Schnell fand sie eine Eule, die bereitwillig ihr Bein ausstreckte und sie befestigte den Brief an ihr. Kurz darauf war die Eule nur noch ein undefinierbarer Punkt am Horizont.

Hermine beschloss sogleich in die grosse Halle zum Frühstück zu gehen. In der grossen Halle waren noch fast keine Schüler, allerdings sassen Luna und Neville zusammen am Gryffindortisch und schienen sich zu unterhalten. Von näherem betrachtet war es jedoch so, dass Luna Neville irgendwas aus dem Klitterer vorlas und erklärte, während Neville sie einfach nur verträumt anlächelte. Eigentlich hörte er ihr gar nicht zu. Luna entdeckte Hermine und winkte sie zu sich herüber. „Hallo Hermine, setzt dich doch zu uns. Ich habe Neville gerade erzählt, dass die Tränen eines Billywigs, wenn man sie trinkt einen fast unaufhörlichen Lachanfall auslösen. Hier ist auch eine Zeichnung davon wie man den Billywig zum Weinen bringt." Luna hielt Hermine den Klitterer vor die Nase. Hermine zog jedoch nur eine Augenbraue hoch und sagte „Oh ja, sieht etwas kompliziert aus.", da sie den Klitterer für absoluten Schwachsinn hielt, aber genau wusste, dass es nichts bringt mit Luna darüber zu diskutieren.
Hermine setzte sich neben Neville der immer noch grinsend Luna anstarrte.
Als sich die Halle langsam füllte, stand Luna auf, gab Neville einen flüchtigen Kuss auf die Wange und hüpfte hinüber zum Ravenclawtisch, wo sie wieder anfing im Klitterer zu lesen. Neville starrte dümmlich ins Leere und merkte nicht einmal, dass Harry und Ginny sich soeben zu ihnen gesetzt hatten. „Was ist denn mit ihm passiert?", fragte Harry leicht erschrocken, als er Nevilles Gesichtsausdruck sah. „Luna.", erwiderte Hermine grinsend.
„Granger, Professor Slughorn hat mich geschickt um dich zu holen, wir müssen wegen irgendetwas ins Schulsprecherbüro.", ertönte hinter ihnen eine schnarrende Stimme. Hermine erschrak, als sie Malfoy ansah. Er wirkte sehr dünn, blasser als sonst und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Er sah beinahe krank aus. „Ist gut. Ich komm.", erwiderte sie knapp und stand auf. Sie folgte Malfoy aus der grossen Halle hinaus und spürte dass ihnen von überall neugierige Blicke folgten. Wortlos gingen sie in den zweiten Stock, wo sich das Schulsprecherbüro befand.

Vor einem Gemälde eines hübschen blauen Vogels, blieb Malfoy stehen und sagte: „Knallbonbon.", das Bild schwang zur Seite und gab einen Blick auf einen hübschen Raum mit Sesseln, einem Kamin und vielen Bücherregalen frei. Malfoy ging sofort zum Fenster und starrte angespannt hinaus. Hermine blieb neben der Tür stehen und beobachtete ihn. Die Anspannung war fast schon greifbar, als sie sich dann schlagartig in Luft auflöste, als Professor McGonagall den Raum durch das Gemälde betrat. „Guten Morgen Miss Granger, guten Morgen Mister Malfoy. Hier sind die Stundenpläne für die Jahrgänge und Häuser. Es ist sehr wichtig, dass sie diese den richtigen Vertrauensschülern aushändigen, vor Beginn des Unterrichts selbstverständlich." Professor McGonagall überreichte Hermine alle Stundenpläne für die Gryffindors und Hufflepuffs und Malfoy erhielt die für die Ravenclaws und die Slytherins. Professor McGonagall wünschte ihnen noch einen schönen Tag und verschwand auch schon wieder durch das Bild.
Einen Moment lang herrschte eine peinliche Stille und die Anspannung war sogleich wieder fast greifbar. Malfoy und Hermine blickten sich einen winzigen Moment lang in die Augen und Hermine wollte gerade etwas sagen, als Malfoy sich schnell abwandte und den Raum verliess. Hermine wunderte sich über sich selbst da sie nicht mal wusste, was sie eigentlich zu ihm sagen wollte. Erleichtert verliess nun auch sie das Büro.

In der grossen Halle war Malfoy schon dabei die Stundenpläne zu verteilen und es war das erste Mal, seit er wieder in Hogwarts war, dass er sich keine dummen Sprüche von seinen Mitschülern anhören musste. Hermine fiel auf, dass er, wie er so dastand und die Stundenpläne an die beiden Vertrauensschüler weitergab eine gewisse Autorität ausstrahlte. Das erste Mal seit sie wieder hier waren, hatte er die Schultern und den Blick nicht gesenkt.
„Möchtest du Malfoy noch lange anstarren oder gibst du mir die Stundenpläne?" Hermine zuckte sofort zusammen, was Ginny ziemlich amüsierte. „Äähm ja, die hier sind für die Gryffindors." Sie gab Ginny den Stapel und ging schnell hinüber zum Hufflepufftisch, wo sie Theodor und Olivia, den Vertrauensschülern der Hufflepuffs die restlichen überreichte.

Nach dem Frühstück hatten die Gryffindors gleich zwei Stunden Geschichte der Zauberei mit den Ravenclaws zusammen. Wie eh und je leierte Professor Binns in aller Ruhe wieder irgendwelche Daten herunter. Harry hatte auf einem Fetzten Pergament angefangen herum zu kritzeln und plötzlich fiel ihm auf, dass Hermine sich gar keine Notizen machte. Dieses äusserst unherminehafte Verhalten liess ihn doch kurz stutzen. „Ist alles in Ordnung mit dir", fragte Harry mit leicht besorgtem Blick. „Jaa, ich bin nur etwas in Gedanken.", sagte Hermine. Harry zuckte die Schultern und wandte sich dann wieder seinen Kritzeleien zu.
Als Professor Binns' Unterricht zu Ende war, hatten die Gryffindors kaum Zeit, da sie gleich hinunter zu den Gewächshäusern mussten. Harry und Hermine freuten sich schon auf Kräuterkunde, da sie dieses Fach mit den Hufflepuffs zusammen hatten. Es war recht frisch und ziemlich feucht draussen und so beeilten sie sich, um schnell ins tropisch warme Gewächshaus zu kommen.

Sie hatten heute im Gewächshaus Nummer drei Unterricht. „Guten Morgen Klasse.", erklang auch schon die ruppig warme Stimme von Professor Sprout. „Heute nehmen wir uns die Venemosa Tentacula vor, oder besser gesagt ihre Samen. Wer weiss wofür man diese gebrauchen kann?" Automatisch schnellte Hermines Hand nach oben. Professor Sprout nickte ihr zu und sie antwortete, als hätte sie das Lehrbuch geschluckt. „Die Samen der Venemosa Tentacula haben eine äusserst stark blutverdünnende Wirkung und werden deshalb auch in vielen Heiltränken eingesetzt. Allerdings kann eine Überdosis auch Verbluten und Erbrechen auslösen. Der Verzehr von mehreren Samen gilt als tödlich." „Sehr gut, 10 Punkte für Gryffindor, Miss Granger!", lobte Professor Sprout. „Zieht jetzt eure Handschuhe an und beginnt damit die Samen zu ernten. Achtet dabei aber gut auf die Dornen, denn sie werden sich wehren, da sie es gar nicht mögen abgeerntet zu werden."
Nach einiger Zeit waren alle hochkonzentriert bei der Arbeit und die Zeit verging wie im Flug. Als Harry und Hermine fast einen Messbecher mit den Samen gefüllt hatten, war es auch schon Zeit fürs Mittagessen. Harry trug einige Kratzer von der Pflanze davon, allerdings war das nichts im Vergleich zu Neville. Der schien so abgelenkt gewesen zu sein, dass es aussah, als hätte er versucht eine Katze zu baden.

Hungrig machten sie sich auf den Weg hoch zum Schloss und in der grossen Halle angekommen, machten sie sich auch gleich über das Mittagessen her.
Harry studierte kurz den Stundenplan und seufzte plötzlich. „Nachher haben wir Verteidigung gegen die dunklen Künste mit den Slytherins.." „Ich bin gespannt auf Professor Proudfoot. Er war ein Auror. Der weiss sicher mit den dunklen Künsten fertig zu werden." „Nun ja, wenn man es genau nimmt, dann sind wir ja ziemlich gut damit fertig geworden.", meinte Harry nachdenklich. „Ja schon, aber wir können noch lange nicht alles, da wir das letzte Jahr nicht am Unterricht teilgenommen haben. Von daher wird das schon spannend werden, da bin ich mir sicher." Mit diesen Worten stand Hermine auf, griff ihre Tasche und machte sich auf den Weg in Richtung Klassenzimmer. Harry folgte ihr, wenn auch ziemlich unmotiviert, bei dem Gedanken daran, zwei Stunden mit den Slytherins zusammen hocken zu müssen.

Professor Proudfoot war schon im Zimmer und Harry und Hermine setzten sich. Er war ein relativ kleiner, aber sehr sportlicher Mann. Seine Statur passte super zu einem Sucher, dachte Harry. Er hatte dunkelgrüne Augen und rotbraunes kurzes Haar, welches in alle Richtungen von Kopf abstand. Um die Augen hatte er viele kleine Lachfältchen, was ihm ein fast väterliches Aussehen verlieh.
Als alle Schüler da waren, schloss Professor Proudfoot die Tür und begrüsste seine Schüler.
„Herzlich willkommen alle zusammen. Ich freue mich euch in diesem Jahr auf eure UTZe vorzubereiten. Ihr könnt aufgrund des vergangenen Jahres sicher schon sehr viel, aber wir werden nochmal alles wiederholen und je nach dem wo es Probleme gibt, werden wir das Thema vertiefen. Allerdings werden wir auch viele neue Zauber und Flüche kennen lernen. Holt die Zauberstäbe raus. Wir machen gleich ein paar Übungen, um zu sehen wo ihr steht."
Eine Welle aufgeregter Freude ging durch den Raum und man hörte aufgeregtes Geflüster. „Ich werde euch jetzt zu Paaren zusammenstellen und ich werde bewusst immer einen Slytherin mit einem Gryffindor zusammen üben lassen." Aufgebrachte Stimmen wurden laut, aber Professor Proudfoot gebot sofort Ruhe. „Wir sind alle Menschen, die einen schrecklichen Krieg überlebt haben. Ich für meinen Teil sogar zwei! Lasst und alte Streitereien begraben und miteinander statt gegeneinander arbeiten."
Dann ging er durch die Klasse und setzte die Schüler zu Paaren zusammen.
Zuerst wollte Professor Proudfoot Harry mit Malfoy zusammensetzen, als sein Blick aber Harrys Narbe registrierte, zog er dann doch Hermine vor. Malfoy wurde schlagartig noch bleicher, als er eh schon war und versuchte sich krampfhaft nichts anmerken zu lassen.
„Ich möchte, dass ihr euch voreinander hinstellt wie beim Duellieren. Die Slytherins versuchen die Gryffindors mit Expelliarmus zu entwaffnen, während die Gryffindors sich mit Protego zu verteidigen versuchen. Keine Scheu, ich möchte nur sehen, wie das so funktioniert."
Draco stand Hermine gegenüber, sie hob ihren Zauberstab und rechnete jeden Augenblick damit entwaffnet zu werden, dann jedoch stellte sie fest dass Malfoy zitterte. Seine Zauberstabhand zuckte kurz, aber er brachte es nicht fertig, den Zauberstab auf Hermine zu richten. Er starrte ihr in die Augen und dann sah sie höchst irritiert, wie ihm Tränen in die Augen schossen. Er wandte sich sogleich ab, rannte zu seiner Tasche und verliess mit gesenktem Kopf sofort das Klassenzimmer. Niemand ausser Hermine sah, dass Malfoy weinte und sie würde das auch niemandem verraten, da sie selbst noch begreifen musste was da genau geschehen war.

Die Rückkehr nach dem KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt