20 Die Karte des Rumtreibers

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  Harry, Neville und Hermine zogen sich nach dem Abendessen in ihren Gemeinschaftsraum zurück, da sie in ein paar Stunden noch Astronomie hatten. Neville setzte sich sofort an einen Tisch und begann seine Hausaufgaben aufzuarbeiten, die er wegen Luna immer wieder aufgeschoben hatte. Hermine und Harry setzten sich an den Kamin und kurze Zeit später kam auch Ginny dazu. „Hallo ihr beiden, wie geht's?", fragte sie. „Glänzend.", antwortete Hermine, die ein Pergament und ihre Feder hervor holte um Ron einen Brief zu schreiben. Harry beobachtete sie während er mit Ginny plauderte.
Als sie den Brief zu Ende geschrieben hatte, faltete sie ihn zusammen und verstaute ihn in ihrer Tasche. Sie würde ihn morgen in die Eulerei bringen.
Harry hätte zu gerne gewusst was sie Ron geschrieben hatte, fand es aber taktlos danach zu fragen. Nun beteiligte sich auch Hermine am Gespräch und sie verbrachten einen gemütlichen Abend zu dritt.
Der Astronomie Unterricht war ziemlich mühsam, da es stark bewölkt war und sie deswegen sehr schlechte Sicht hatten. Aus diesem Grund entliess Professor Sinistra sie auch schon früher als sonst. Auf der Treppe sah Malfoy Hermine ganz kurz in die Augen und lächelte sie verschmitzt an. Hermine wurde rot und lächelte zurück, dann trennten sich ihre Wege auch schon wieder. Kaum war Hermine in ihrem Schlafsaal, kramte sie die gefälschte Galleone hervor und fragte Malfoy nach einem Treffen morgen Nachmittag. Sie hielt die Galleone in der Hand und konnte sie nicht mehr aus den Augen lassen, da sie ständig damit Rechnete eine Antwort zu bekommen. Nach etwa einer halben Stunde bekam sie diese auch. Er sagte zu.
Der Mittwochmorgen zog sich ewig dahin und als Muggelkunde endlich fertig war, hatte Hermine nicht einmal grossen Hunger, ging jedoch trotzdem in die grosse Halle und ass etwas. Die Gryffindors hatten den Rest des Tages frei und Harry freute sich schon auf einen Nachmittag draussen, denn er wollte unbedingt wieder auf seinen Besen steigen. „Kommst du auch mit Hermine? Neville und Luna kommen auch. Ich geh nachher fliegen." „Ja, es ist so schön draussen, da kann ich auch draussen lesen." Kurze Zeit später waren die vier auf dem Weg zum schwarzen See und genossen die frische Luft und die letzten Sonnenstrahlen, bevor der Herbst kam.
Neville der ein nicht allzu talentierter Flieger war, liess sich von Harry den Feuerblitz zeigen und bekam Ratschläge wie er seine Flugfertigkeiten verbessern könnte. Währenddessen setzten sich Hermine und Luna ins Gras und sahen den Jungs aus einiger Entfernung zu.
„Du magst Malfoy, nicht wahr?", fragte Luna ohne grosse Umschweife. Hermine wusste erst gar nicht was sie dazu sagen sollte, doch sie konnte weder mit Ginny noch mit Harry darüber sprechen und so war sie doch dankbar, dass Luna die Frage gestellt hatte. Bevor sie jedoch antworten konnte fügte Luna hinzu „Ich denke, dass Ronald und du nicht wirklich zusammen passt, als Paar. Ihr seid doch viel zu unterschiedlich, oder nicht?" Hermine starrte in den See und zupfte Grashalme aus der Erde. „Ja, Ron und ich haben gerade eine schwierige Zeit.. Und Malfoy und ich verstehen uns eigentlich ziemlich gut, aber behalt das bitte ja für dich, wenn Ron das erfährt, geht er die Wände hoch." „Ist gut, ich sags nicht weiter aber jeder kann sehen dass zwischen dir und Malfoy etwas ist. Es ist die Art wie ihr miteinander umgeht und euch anseht." „Da ist nichts! Wir verstehen uns nur gut und ich hintergehe Ron nicht!", sagte Hermine etwas gereizt, jedoch mehr um sich selbst, als Luna zu überzeugen. „Ok, ich mein ja nur.", sagte Luna und ihre Glubschaugen suchten den Himmel nach irgendetwas ab. „Denkst du, dass Malfoy und ich zueinander passen könnten? Ich mein rein theoretisch..." Luna überlegte kurz und sagte „Ja, ich glaub schon. Es liegt vermutlich daran, dass er dich schon immer bewundert hat, aber es eigentlich nicht durfte wegen seiner Eltern." Hermine musste lachen, denn sie hatte überhaupt nicht das Gefühl, dass er sie jemals bewundert hatte, da er sie mehr oder weniger bei jeder Gelegenheit beleidigt hatte.
„Luna! Luna, schau her. Harry hat mir das Fliegen beigebracht!", schrie Neville begeistert zu ihnen herüber. Er war ungefähr zwei Meter vom Boden abgehoben und schwankte ziemlich hin und her, während er sich so fest er konnte an Harrys Besen festklammerte. Harry zuckte nur die Schultern als er Hermines Blick auffing und sie schüttelte den Kopf und lachte. Sie verbrachten ein paar schöne Stunden zusammen bis Hermine sich verabschiedete unter dem Vorwand, dass sie noch ein Buch zurückgeben müsste. Sie ging zuerst in die Eulerei und verschickte den Brief für Ron, dann machte sie sich auf den Weg zu Malfoy. Er war noch nicht da, weil er noch fünf Minuten Unterricht hatte und Hermine wurde wieder zunehmend nervös.
Mit schwerbeladener Tasche kam er ein paar Minuten später herein. „Ich hab eine Unmenge an Hausaufgaben zu erledigen." „Kein Problem ich hab auch ziemlich viel auf, aber ich helf dir.", sagte Hermine. Sie arbeiteten eine Weile recht konzentriert an ihren Hausaufgaben.
Draussen wurde es allmählich dunkel und kühlte ab. Harry und die anderen beschlossen deshalb ins Schloss zurück zu gehen. Da Harry feststellte, dass sein Besen jetzt Fingerabdrücke am Stiel hatte, beschloss er ihn noch kurz zu reinigen, so liess er Ginny im Gemeinschaftsraum zurück und spurtete die Treppe zum Jungenschlafsaal empor. In seinem Koffer, ganz unten fand er sein Besenpflegeset, aber bevor er es herausnehmen konnte, stach ihm etwas ins Auge. Er sah einen kleinen Zipfel der Karte des Rumtreibers und stellte fest, dass sie nicht gelöscht war. Harry war sich sicher, dass er die Karte immer gelöscht hatte und er war sich auch sicher, dass er sie in diesem Schuljahr noch nie benutzt hatte. Das bedeutete, dass sich jemand daran zu schaffen gemacht hatte und er vermutete auch wer, denn nur Ginny, Ron und Hermine wussten wie man die Karte aktivierte. Allerdings war es ihm ein Rätsel warum Hermine ihn nicht einfach danach gefragt hatte und die Karte heimlich zu Rate zog. Seine Augen wanderten darüber und blieben im zweiten Stock an zwei Punkten hängen. Draco Malfoy und Hermine Granger waren zusammen im Schulsprecherbüro.
Harry nahm die Karte und rannte die Treppe hinunter in den Gemeinschaftsraum zu Ginny. „Ginny, sieh dir das mal an. Schau nur wo Hermine wieder ist und vor allem mit wem..", flüsterte er ihr aufgeregt zu. Ginny sah ihn mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung an. „Warum spionierst du ihr hinterher?" Harry war etwas verdutzt darüber, da er ja gar nicht spionieren wollte. „Ich hab nicht spioniert!" , sagte er empört „Die Karte lag aktiv in meinem Koffer. Ich hab sie gefunden als ich nach dem Besenpflegeset gesucht hab und dann hab ich darauf gesehen und Hermine gefunden mit dem.. Sie muss die Karte heimlich genommen haben und hat vergessen sie zu löschen. Warum tut sie sowas?" Ginny schüttelte den Kopf und sah ihn etwas mitleidig an. „Also mal im Ernst, wenn sie dich gefragt hätte, hättest du sicher wissen wollen warum sie sie braucht und das wollte sie dir ziemlich sicher nicht sagen, wenn sie sie benutzt hat um Malfoy zu finden, oder?" Harrys hatte das Gefühl ein Eingeweide-Ausweide-Fluch hätte ihn soeben getroffen, weil ihm der gestrige Abend und das Grinsen auf den Gesichtern der beiden wieder in den Sinn kam und er wollte gar nicht daran denken, warum Malfoy so zerzaust ausgesehen hatte. Entsetzt sah er Ginny an „Meinst du sie steht auf den?" Ginny dachte für sich, dass er schon ziemlich gut aussah, sagte aber nur „Ich weiss nicht, kann schon sein, aber ich bin der Meinung, dass du sie damit in Ruhe lassen solltest, denn wenn sie möchte, dass du was erfährst, dann wird sie es dir schon selbst erzählen, Harry." Dann nahm sie ihm die Karte aus der Hand, gab ihm einen Kuss und tippte mit dem Zauberstab darauf. „Missetat begangen."
Malfoy sah Hermine dabei zu, wie sie die Skizze einer Venemosa Tentacula beschriftete. Er räusperte sich und fragte etwas verlegen „Hermine, was ich gestern gesagt habe, wegen Weasley... Das meine ich übrigens ernst." Seine sonst so blassen Wangen hatten einen Hauch Rosa angenommen. Sie sah ihn erstaunt an „Hör zu, ich werde die Sache klären, aber ich muss das persönlich erledigen. Das kann ich nicht mit Flohpulver oder einem Brief machen, verstehst du, wir sind schon so lange befreundet und das werden wir vermutlich auch immer bleiben. Ich werde ihn beim ersten Besuch in Hogsmeade treffen.." Malfoy lächelte sie an und sie lächelte zurück. Je mehr Zeit sie mit ihm verbrachte, desto klarer wurde es für sie, dass sie wirklich echte Gefühle für ihn hegte. Ausserdem fiel es ihr auch immer schwerer, der Anziehung die von ihm ausging zu wiederstehen.
Als Hermine einige Stunden später in ihrem Bett lag, nahm sie die gefälschte Galleone in die Hand und zauberte ein „Träum schön!" darauf.  

Die Rückkehr nach dem KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt