26 Sectumsempra

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  Als die drei die grosse Halle betraten, sah Malfoy auf. Hermine blickte sofort angestrengt in die andere Richtung, da sie auf keinen Fall wollte, dass Harry oder Ginny etwas bemerkten, da sie nicht wollte, dass die beiden das Gefühl hatten, sie wäre einfach so über Ron hinweg und würde sich schon nach etwas Neuem umsehen. Sie konnte sich nämlich nicht vorstellen, dass die beiden wussten, dass es zwischen ihr und Ron schon lange keine grossen Gefühle mehr gab und wollte deshalb nicht riskieren, dass sie schlecht von ihr denken würden.

Pansy entging es nicht und so verschüttete sie etwas Kürbissaft über Malfoys Arm um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Erschrocken sprang er auf. Pansy nahm mit gespieltem Entsetzten eine Serviette und begann seinen Arm trocknen zu tupfen, während sie sich unaufhörlich entschuldigte. „Macht nichts.", sagte er, schob sie mit dem Arm von sich Weg und wandte den Blick wieder seinem Essen zu. Mit genervter Miene liess Pansy von ihm ab und konzentrierte sich ebenfalls wieder auf ihr Abendessen.

„Habt ihr das vom Schlammblut und vom Wieselkönig schon gehört?" Draco blickte schlagartig den Tisch entlang um zu sehen, wer das gesagt hatte. Zwei Freundinnen von Pansy sprachen amüsiert mit Blaise. „Ich wette, sie hat ihn verlassen, weil es ihr schon reicht ein Schlammblut zu sein, da muss sie sich ja nicht noch arm heiraten!" Sie brachen in Gelächter aus. „Naja durch die Trennung profitieren ja eigentlich beide. Jetzt fällt Weasleys Dummheit nicht mehr so stark auf, wenn er Miss Alleswisser los ist." „Ja und stellt euch mal die Kinder von denen vor. Der Vater ein Blutsverräter und die Mutter ein Schlammblut, da hat ein Squib noch mehr Ehre!" Erneut ertönte lautes Gelächter.

Malfoy konnte sich das nicht mehr mitanhören. Er stand ohne ein Wort, mit rotem Kopf und den Händen zu Fäusten geballt auf und verliess die grosse Halle. Er ging direkt hoch ins Vertrauensschülerbad. Vor der Tür angelangt musste er vor Wut kurz überlegen bis ihm das Passwort wieder einfiel. Als er drin war liess er mit Hilfe seines Zauberstabs Wasser und verschiedene Badezusätze in das grosse Becken fliessen. Während er sich auszog, beruhigte er sich allmählich. Er legte den Zauberstab neben dem Becken auf den Boden, trat ein paar Schritte zurück und sprang dann mit Anlauf kopfüber ins warme Wasser. Kaum hatte das warme Wasser seinen Körper umschlossen schien all seine Wut verpufft zu sein.

Er konnte sich unter Wasser schon immer sehr gut entspannen und so tauchte er durch das Becken bis er keine Luft mehr hatte. Als er auftauchte, strich er sich die nassen Haare nach hinten und schwamm zum Rand, wo sein Zauberstab lag. Er drehte mit ihm das Wasser ab, da das Becken inzwischen gut gefüllt war und dann holten ihn die Worte die er vorhin gehört hatte wieder ein. Am liebsten hätte er die drei angeschrien und zurechtgewiesen, allerdings wollte er sich und seine Gefühle auch nicht verraten. Immer wieder tauchte er ab, bis er keine Luft mehr hatte, ruhte sich kurz aus und tauchte erneut.

In der grossen Halle war Hermine fertig mit dem Essen und verabschiedete sich von Harry und Ginny die noch nicht aufstehen wollten, da sie zu vollgestopft und schlapp waren. Sie stand auf, wandte den Kopf um den Slytherintisch sehen zu können und liess ihren Blick auf und ab wandern, in der Hoffnung Malfoy irgendwo zu entdecken, bis sie Pansys Blick kreuzte. Als Hermine weg sah und sich auf dem Weg in Richtung Ausgang machte, sprang Pansy ebenfalls auf und rannte ihr hinterher. Auf der Treppe holte sie Hermine schliesslich ein.

„Bleib stehen!", kreischte Pansy durch das Treppenhaus. Hermine dachte gar nicht daran und rannte so schnell sie konnte Treppe für Treppe weiter bis sie schliesslich in den Flur des fünften Stocks einbog. „Locomotor mortis!" Der Fluch traf sie komplett unerwartet. Ihre Beine wurden steif wie Bretter und klappten zusammen. Hermine fuchtelte noch hilflos mit den Armen um das Gleichgewicht zu halten, kippte jedoch trotzdem zur Seite und blieb liegen. Pansy kam nach Luft schnappend auf sie zu gerannt. Triumphierend sah sie zu Hermine herab und lächelnd sagte sie zu ihr „Ich glaub du hast mich heute nicht so richtig verstanden, du wertloses Schlammblut!"

Hermine ahnte böses. Sie erinnerte sich an die Begegnung mit Malfoy in der Bibliothek. Was wenn Pansy sie heimlich belauscht hatte? Hermine spürte wie sich Panik in ihr breit machte, sie streckte ihre Hand nach ihrem Zauberstab aus, doch Pansy war schneller. „Expelliarmus!", und schon war ihr Zauberstab in Pansys Hand gelandet. „Er-er kam zu mir-", setzte Hermine an, doch Pansys Gesichtsausdruck wirkte plötzlich verwirrt und so verstummte Hermine augenblicklich. Doch es war schon zu spät, sie hatte zu viel gesagt. „Was? Wann, Wer?!", Pansy hatte einen irren Gesichtsausdruck, da es ihr dämmerte das Hermine etwas anderes sagen wollte, als sie erwartete. Bevor Hermine Antworten konnte, peitschte sie mit ihrem Zauberstab durch die Luft und Hermine schrie vor Schmerzen. Der Fluch hatte ihren Oberarm getroffen und sie war ziemlich sicher, dass er blutete.

Gerade als Pansy erneut ausholen wollte, kamen lauter werdende Stimmen den Flur entlang. Pansy wurde sofort bewusst was ihr blühte, wenn sie dabei erwischt werden würde, wie sie die Schulsprecherin attackierte und so nuschelte sie „Finite Incantatem", liess Hermines Zauberstab fallen und rannte so schnell sie konnte davon. Hermine rappelte sich auf, nahm ihren Zauberstab und betrachtete ihren Arm. Blut sickerte durch den Umhang. Ihr Blick fiel auf die hölzerne Tür zum Vertrauensschülerbad, sie stand davor und flüsterte „Schaumbad." Dann trat sie ein und liess sich gleich neben der Tür auf eine steinerne Bank fallen. Schnell streifte sie ihren Umhang ab und knöpfte ihr Hemd auf. Vorsichtig zog sie den verletzten Arm heraus und besah sich die blutende Wunde.

Viele kleine Schnitte waren über ihren Oberarm verteilt. Die Schnitte bluteten immer noch. Hermine öffnete ihre Tasche und nahm ein Taschentuch hervor. Sie befeuchtete es mit ihrem Zauberstab und begann die Schnitte vorsichtig abzutupfen. Erleichtert stellte Hermine fest, dass sie nicht tief waren. Sie lehnte sich mit geschlossenen Augen, keuchend zurück an die kalte Steinwand. Sie hörte wie das Wasser im Becken vor ihr eigenartig platschte und öffnete die Augen. Vor ihr sah sie Malfoy bis zur Hüfte im Wasser stehen. Einen Moment lang hatte sie Angst um ihren Verstand, doch dann öffnete er den Mund und sagte mit sorgenvoller Stimme „Hermine? Was ist mit dir passiert?!" Bevor sie antworten konnte stieg er nackt wie er war aus dem Becken, griff sich ein Handtuch, das er sich kurzerhand um die Hüfte band und rannte zu ihr herüber.

Er nahm ihren Arm in seine Hand und untersuchte die Wunden. Er wurde blass und sah sie mit besorgtem Blick an. „Wer hat dir das angetan?", er flüsterte, doch seine Stimme bebte vor Zorn. Hermine antwortete nicht und er wiederholte die Frage lauter. „Pansy.", flüsterte sie. Malfoys Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze. Die Wut die in ihm aufstieg war beinahe greifbar. „Zuerst müssen wir das verbinden und dann, werd ich mir Pansy vorknüpfen!", zischte Malfoy bedrohlich. Hermine war beeindruckt, dass er sich so für sie stark machen wollte, sagte aber „Nein! Draco ich bitte dich. Lass es bleiben. Ich werde zu Professor McGonagall gehen und die Sache auf dem richtigen Weg klären. Ich will nicht, dass du noch Schwierigkeiten bekommst!"

„Hermine, der Fluch hätte auch anders ausgehen können. Weisst du nicht mehr? Potter hätte mich damit fast getötet. Sie hat deinen Tod in Kauf genommen!" Er raufte sich die Haare. „Zum Glück zaubert sie nicht so gut wie du!" Hermine konnte sich ein Lächeln über diese Bemerkung nicht verkneifen. Sie nahm seine Hand in ihre und streichelte darüber. „Was ist eigentlich passiert?" Er setzte sich neben sie und sie erzählte ihm die ganze Geschichte. Als sie geendet hatte starrte er sie fassungslos an. „Das kann sie doch nicht machen!" Wieder schwoll die Wut in seinem Inneren an. Hermine drehte sich zu ihm, nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände und sah ihm ernst in die Augen „Wir regeln das Draco. Aber auf dem richtigen Weg." Dann beugte sie sich vor und küsste ihn ganz sanft.  

Die Rückkehr nach dem KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt