32 Die Wahrheit

101 3 0
                                    

Ginny und Harry folgten Hermine in den Gemeinschaftsraum. Unterwegs erzählte Harry ihr, was soeben geschehen war und sie hörte ihm schweigend zu. Als sie vor dem Porträt der fetten Dame ankamen sagte Ginny abwesend „Alraune" und die fette Dame liess sie eintreten. Im Gemeinschaftsraum war keine Spur von Hermine und sie setzten sich auf das alte Sofa vor dem Kamin. Ginny runzelte die Stirn und sah auf ihre Knie, dann sagte sie zögernd „Also nur mal angenommen, dass Malfoy und sie sich wirklich ineinander verliebt haben-" Harry blickte wütend ins Feuer und stiess angestaute Luft aus. Ginny fuhr unbeeindruckt fort. „-wenn das so ist Harry, dann müssen wir das einfach akzeptieren, du kannst nichts dagegen machen, also warum hörst du nicht auf damit ihr nachzuspionieren und freust dich darüber, dass deine beste Freundin glücklich ist?" Harry stiere immer noch wütend ins Feuer, aber er wusste, dass Ginny im Grunde genommen Recht hatte. Ginny blickte ihn fragend an, doch statt einer Antwort sah er zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich geh ins Bett, bis Morgen." Ginny sah ihm nach und da er ihr nicht widersprochen hatte, war sie ziemlich zufrieden und ging ebenfalls die Treppe zu den Schlafsälen hoch.

Ginny hielt kurz inne vor den Schlafsälen der 7.Klässlerinnen und überlegte, ob sie noch nach Hermine sehen sollte. Sie atmete tief durch und öffnete die Tür. Die Vorhänge um Hermines Bett waren zugezogen als Ginny langsam in den Schlafsaal eintrat. „Hermine? " Einen Moment lang war es still und Ginny dachte sich, dass sie vielleicht in Ruhe gelassen werden wollte. Gerade als sie sich zum Gehen umdrehte hörte sie hinter sich, wie die Vorhänge zur Seite geschoben wurden und Hermine sah sie traurig an. Sie sass auf ihrem Bett und wischte sich Tränen aus dem Gesicht. „Darf ich mich zu dir setzen?" Hermine nickte und zwang sich zu einem Lächeln. „Hör mal, ich wär froh, wenn du mir endlich erzählen würdest was los ist. Harry und ich machen uns doch nur Sorgen um dich, das ist alles, wir sind doch deine Freunde."

Ginny sah Hermine erwartungsvoll an und Hermine fasste sich endlich ein Herz und erzählte was zwischen ihr und Malfoy gerade passierte. „Ich weiss auch nicht wie es genau dazu kam, doch ich habe Gefühle für ihn und er für mich." Sie brachte es nicht über sich Ginny zu sagen, dass sie ihn sogar wirklich liebte. „Ich hab mir das nicht gewünscht, aber es ist nun mal so und er macht mich glücklich, aber Harry dreht durch deswegen. Ich versteh ja, dass es schwer für ihn ist, wenn ich mit seinem Erzfeind zusammen bin, aber ich hab mir das ja auch nicht ausgesucht. Er sollte ihm doch einfach eine Chance geben." Ginny lächelte sie an und sagte „ Ich hab ihm das vorhin auch gesagt und ich denke, dass er den Schock darüber einfach noch verarbeiten muss. Mit der Zeit wird er sich daran gewöhnen." Sie nahm Hermine in ihre Arme „Ich freu mich, wenn du glücklich bist und Harry auch!" Es war als ob tausend Tonnen Ballast von Hermine abfielen. Endlich konnte sie offen sprechen und sich wieder ihren Freunden anvertrauen. Ginny stand auf und verabschiedete sich. Hermine fühlte sich nun so richtig befreit und holte ihre gefälschte Galleone hervor. Sie tippte sie an und die Zahl Neun erschien darauf. Weder sie noch Malfoy hatten Wahrsagen morgen früh und somit hatten sie dann Zeit um sich zu treffen. Ihre Galleone wurde auch gleich warm und es stand „Ok" darauf. Erleichtert und voller Vorfreude schlief sie ein.

Währenddessen sass Malfoy im Slytherin Gemeinschaftsraum mit den anderen seines Jahrgangs und sah Blaise und Nott dabei zu, wie sie Zauberschach spielten, als ihn plötzlich jemand an der Schulter antippte. Er drehte sich um und sah Pansy, die ihn freundlich anlächelte und fragte, ob er kurz Zeit hätte. Etwas wiederwillig erhob er sich, fuhr sich mit den Fingern durch das dünne Haar und ging zu ihr herüber an einen kleineren Tisch in einer Ecke. Pansy lächelte ihn an und fragte „Wie geht's dir Draco?" Etwas überrascht antwortete er „Gut, eigentlich sehr gut, warum fragst du?" „Ich hab ein schlechtes Gewissen, wegen dem was vorgefallen ist zwischen uns. Sie blickte schuldbewusst zu ihm herauf. „Es tut mir echt Leid Draco. Ich hätte niemals-„ Draco unterbrach sie „Schon gut, tu's einfach nie wieder!" Er stand auf und wollte schon wieder zu den anderen hinüber gehen, als Pansy erneut sprach „Ich hab mich gefragt- Hättest du Lust, morgen früh mit mir den Verwandlungsaufsatz fertig zu schreiben?" Malfoy sah sie an und wunderte sich über sie. „Tut mir Leid, aber morgen hab ich schon was vor." Sein Tonfall war bestimmt und ziemlich kühl. Pansy zog eine Augenbraue hoch und fragte genau so kühl „Was hast du denn Morgenfrüh zu tun?" Malfoy wusste nicht recht was er antworten sollte und erwiderte dann nur „Eigentlich geht es dich nichts an." Pansy zuckte die Schultern und ging an ihm vorbei, zurück zu den anderen. Insgeheim war sie sich jedoch sicher, dass er sich mit Hermine treffen würde. Malfoy ging früh zu Bett, da er keine Lust mehr hatte mit den anderen Slytherins rumzusitzen.

Am frühen Donnerstagmorgen erwachte Harry und nahm sich fest vor, sich bei Hermine zu entschuldigen. Er hatte am Abend zuvor noch lange über Ginnys Worte nachgedacht und war zum Schluss gekommen, dass sie Recht hatte, auch wenn ihm die Sache mit Malfoy so gar nicht passte. Hermine und er waren schon so lange befreundet und er wollte ihre Freundschaft auf keinen Fall gefährden und schon gar nicht wegen Malfoy. Er verliess den Schlafsaal und ging nach unten in den Gemeinschaftsraum. Das kuschelige Feuer vom Vorabend war längst erloschen und zu seinem Erstaunen sass Hermine bereits an einem Tische neben dem Fenster und arbeitete still vor sich hin.

Zögernd ging er auf sie zu „Ähm guten Morgen Hermine." Er hatte Angst, dass sie sofort wieder anfangen würde ihn anzuschreien, deshalb redete er schnell weiter. „Ginny hat gestern mit mir gesprochen. Es tut mir Leid, dass ich dir hinterherspioniert habe, wirklich. Ich wollte nur wissen was los ist. Bis jetzt hast du immer mit mir über deine Sorgen gesprochen. Jedenfalls tut's mir Leid und ich-" Harry schluckte, „-Ich werde es akzeptieren, wenn du und Malfoy-", er brach ab. Er konnte den Satz einfach nicht zu Ende bringen. Hermine sah ihn überrascht an und sagte „Gut." Sie wollte auch nicht weiter auf das Thema eingehen, da sie keine Lust darauf hatte, dass Harry wieder anfing die Sache schlecht zu reden. „Kommst du auch runter zum Frühstück?" „Ja, ich pack nur kurz zusammen." Harry half ihr dabei und sie verliessen zusammen den Gemeinschaftsraum.

In der grossen Halle angekommen setzten sie sich und begannen zu Frühstücken. „Warum bist du eigentlich schon so früh auf?" Du hast doch jetzt zwei Freistunden?" „Ja, aber ich hab eine Verabredung." Harry wusste wer die Verabredung war, sagte aber kein Wort dazu. Stumm assen sie weiter während sich die grosse Halle immer mehr füllte. Nachdem Harry sein Frühstück beendet hatte, verabschiedete er sich von Ginny und Hermine, da er hoch in den Nordturm musste. Als er die grosse Halle verlassen hatte, zog ihn jemand an der Schulter zur Seite. Verärgert und überrascht zugleich, sah er in das mopsähnliche Gesicht von Pansy Parkinson. „Was soll das?! Lass mich gefälligst in Ruhe!" Harry versuchte sich von ihr loszureissen, doch sie war ziemlich stark für ihre zierliche Figur. Sie liess einfach nicht locker „Hör zu! Ich will eigentlich genau so wenig mit dir zu tun haben, wie du mit mir, aber wir haben, fürchte ich, ein gemeinsames Interesse und Problem." Harry wusste worauf sie anspielte. „Ich hab jetzt keine Zeit für sowas Parkinson!" Er riss sich von ihr los und ging schnell die Treppe rauf. „Triff mich heute nach Verteidigung im Pokalzimmer." Harry wollte sich überhaupt nicht mit Pansy treffen, allerdings war er schon immer ziemlich neugierig gewesen.

Hermine sah sich in der grossen Halle um, doch Malfoy war nicht beim Frühstück. Etwas besorgt machte sie sich auf den Weg ins Schulsprecherbüro. „Knallbonbon." Sie trat ein, doch sie war alleine. Es war allerdings auch erst Neun. Sie setzte sich aufs Sofa vor dem Kamin und entzündete darin ein Feuer mit ihrem Zauberstab. Nach wenigen Minuten erschien auch Malfoy. Hermine erhob sich und ging auf ihn zu. Er nahm sie fest in seine Arme und küsste sie. Sie atmete tief seinen Geruch ein, den sie so sehr vermisst hatte. Malfoy gab ihr ein unwahrscheinlich starkes Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Sie sah ihm tief in die grauen Augen und sagte dann leise „Gestern ist was passiert." Unsicher sah er sie an, während sie sich zusammen auf der Couch niederliessen.

„Harry und Ginny wissen Bescheid." Sprudelte es schnell aus ihr heraus und Malfoy stand das blanke Entsetzten ins Gesicht geschrieben. Seine Wangen färbten sich rot und mit unterdrückter Wut in der Stimme sage er „Ich dachte wir hätten vereinbart, dass sie Sache unter uns bleibt?!" Nervös nahm Hermine seine Hand, doch er zog sie gleich wieder weg. „Draco bitte—" Hermine hatte nicht damit gerechnet, dass er so wütend werden könnte. „Es ist nicht so, dass ich es ihnen erzählt habe." Malfoy liess ein ungläubiges Pfeifen hören und die altbekannte Arroganz kehrte in sein Gesicht zurück, doch diesmal fand Hermine diesen Ausdruck in seinem Gesicht gar nicht anziehend. „Harry hat uns beobachtet, als wir zusammen aus dem Vertrauensschülerbad rausgekommen sind. „ Malfoy wollte grade etwas sagen, doch Hermine liess ihm keine Gelegenheit dazu. „Er hatte seinen Tarnumhang dabei." Einen Moment starrte Malfoy stumm ins Feuer vor ihnen, dann sah er Hermine an und fragte „Woher wusste er, dass wir da drin waren?" Hermine sah weg. Sie wusste, dass sie die Karte des Rumtreibers nicht erwähnen durfte, aber sie log auch nicht gerne, doch sie hatte keine andere Wahl. „Ich weiss es nicht, aber es spielt auch keine Rolle. Fakt ist, dass er uns gesehen hat und Bescheid weiss." Malfoy schnaubte „Ach und das lässt ihn einfach kalt, wo du doch gerade erst seinen besten Freund verlassen hast?" Mal ehrlich, dann weiss er ja schon eine Weile Bescheid und du glaubst, dass er die ganze Zeit einfach darüber hinweggesehen hat?" Hermine brauste auf. „Das hat er nicht, er wollte mich seit er uns gesehen hat nicht mehr aus den Augen lassen und hat mich ständig ausgefragt!" „Und dann hast du einfach entschieden, dass es besser ist, wenn du es ihm erzählst?" „Draco, er hat uns gesehen! Da kann ich nicht so tun, als wäre nichts gewesen." Malfoy wusste, dass sie Recht hatte, aber die Vorstellung, dass Potter Bescheid wusste gefiel ihm ganz und gar nicht. „Er hat heute Morgen zu mir gesagt, dass er akzeptiert, dass wir ein Paar sind." „Es bleibt ihm ja nichts anderes übrig" Malfoy feixte während er das sagte und Hermine musste lachen. Hermine holte ihre Uhr hervor und stellte fest, dass sie sich für Zauberkunst auf den Weg machen musste. Sie küsste ihn nochmal zärtlich und verabschiedete sich. Er blieb noch eine Weile sitzen und dachte über die Neuigkeit nach, dass Potter Bescheid wusste.1. Der Brief von McGonagall2. Eulenpost3. Der 1. September4. Eine aufschlussreiche Fahrt5. Eine unerwartete Entschuldigung6. Das schlechte Gewissen7. Der Schulalltag8. Feiger Todesser9. Ein heikles Gespräch10. Ein altes Foto11. Das Denkmal12. Hand in Hand13. „Man könnte meinen, ihr wärt Freunde!"14. Der Proteus-Zauber15. Hermine's Schuld16. Rons Brief17. Mehr als ein Streit18. Der Desillusionierungszauber19. Hermines Entschluss20. Die Karte des Rumtreibers21. Im Vertrauensschülerbad22. Tränen und Leidenschaft23. Eifersucht24. Hogsmeade25. Verletzte Gefühle26. Sectumsempra27. Die Liebenden28. Der unverzeihliche Fluch29. Die geheime Beziehung30. Pansy's Geheimnis31. Die Katastrophe in der Bücherei32. Die Wahrheit33. Ein heikles Treffen34. Fehlendes Rückgrat35. Rausch an Halloween36. Die Lücke im Gedächtnis37. Memoria Extractio38. Eine blutige Nase39. Eine Phiole voller Glück40. Rauchgestalten41. Grüne Satinbettwäsche42. Ein zweites Gesicht43. Der Lauf der Dinge

Die Rückkehr nach dem KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt