18 Der Desillusionierungszauber

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  Nach einer Weile ging die Schlafsaaltür auf und Ginny kam auf Hermine zugelaufen. Sie hatte einen leicht besorgten Gesichtsausdruck. „Hey Hermine, sag mal was war den vorhin los bei dir und Harry? Er ist total verwirrt, weil du angeblich wegen Ron geweint hast und er hat auch irgendwas von Malfoy gesagt." Hermine bedeutete ihr sich aufs Bett zu setzen und erzählte Ginny, wie sie sich mit Ron gestritten hatte, Harry danach auf Malfoy losging und sie ihn dann zurück in den Gemeinschaftsraum bugsierte, wo sie die Beherrschung schliesslich komplett verloren hatte.
Hermine hatte nichts ausgelassen, ausser dem Kuss. Den behielt sie für sich. Ginny sah sie mit grossen Augen an und nickte nur.
„Also ich finde es unfassbar, dass Ron sowas zu dir gesagt hat! Das kann er doch nicht machen, dieser Idiot! Er kann so ein Trampel sein.." „Jaah, und Harry sollte dringend mal lernen sein Temperament zu zügeln und aufhören ständig irgendwelche Gründe zu suchen um auf Malfoy loszugehen!" Ginny sah gespannt in Hermines trotziges Gesicht. „Was das angeht.. Harry meint, da wär was zwischen dir und Malfoy. Ist da was dran?" Hermine wollte Ginny eigentlich nicht anlügen, aber sie wollte auch ihr Geheimnis nicht preisgeben, also sagte sie nur „Hör zu, wir sind beide Schulsprecher und müssen uns miteinander arrangieren und er hat sich wirklich verändert. Er hat deutlich gemacht, dass er nicht länger die Meinung seines Vaters nachplappert und er hat keine Freunde mehr, die hinter ihm stehen, deshalb verbringe ich viel Zeit mit ihm. Ist es denn so schlimm, dass ich ihm eine zweite Chance gebe?" Ginny war nicht wirklich überzeugt von dieser Erklärung sagte aber „Nein, das ist echt gutmütig von dir und ich wette, wenn es nicht um Malfoy ginge würde Harry auch nicht so einen Aufstand machen, aber du kennst ihn ja. Er wird Malfoy niemals eine zweite Chance geben, dafür ist er viel zu stolz und zu stur..." Hermine nickte nachdenklich.
Der Schlafsaal füllte sich nun zunehmend und Ginny verabschiedete sich von Hermine. Sie zog sich um, hüpfte unter die Decke und zog die Vorhänge um das Bett herum zu. Wieder schwirrten ihr viele Gedanken durch den Kopf. Konnte es wirklich sein, dass sie Gefühle für Malfoy hatte? Mochte sie ihn doch mehr als sie sich eingestanden hatte? Der Gedanke machte ihr etwas Angst, da sie wusste dass niemand eine Beziehung zwischen Malfoy und ihr akzeptieren würde. Aber er war so wundervoll.. Sein Geruch und die Art wie sein fast weisses Haar schimmerte. Sie wurde schon beim Gedanken daran halb verrückt. Sie wollte ihn. Sie wollte noch einmal seine schmalen, schönen Lippen auf ihren spüren, sie wollte ihn umarmen und nie mehr loslassen und auf einmal war sie sich sicher, dass sie Gefühle für ihn hatte und dass sie nichts dagegen tun konnte.
Plötzlich fragte sie sich was wäre, wenn Ron Recht hatte und Malfoy sie wirklich nur benutzte? So schnell wie der Gedanke kam, wollte sie ihn auch wieder loswerden und versuchte an etwas anderes zu denken und irgendwann war sie so müde, dass sie schliesslich einschlief.
Am nächsten Morgen wartete Harry bereits im Gemeinschaftsraum auf Hermine. Ginny erklärte ihm am Vorabend was genau zwischen Ron und Hermine passiert war und da fand auch er, dass sich Ron echt daneben benommen hatte. „Guten Morgen Hermine. Hör zu es tut mir Leid, dass ich gestern so ausgerastet bin, aber ich dachte wirklich Malfoy hätte dir was getan..." Hermine, die sich inzwischen auch wieder beruhigt hatte nickte und sagte „Ist schon gut Harry, aber bitte hör auf Malfoy ständig irgendwas anzuhängen!", dann gingen sie zusammen zum Frühstück.
Der Morgen verlief recht ruhig und ziemlich ereignislos und nach der Mittagspause hatten sie wieder Verteidigung gegen die dunklen Künste. Auch dieses Mal wurden wieder die gleichen Paare zusammengesetzt. Hermine und Malfoy verhielten sich betont freundlich und etwas zurückhaltend, da beide nicht recht wussten, wie sie nun miteinander umgehen sollten. „Wie ich euch das letzte Mal bereits angekündigt habe, werden wir heute mit dem ziemlich kniffligen Desillusionierungszauber anfangen.", verkündete Professor Proudfoot. „Haben alle das Kapitel darüber gelesen?" die Klasse bejahte. Professor Proudfoot ging im Zimmer herum und verteilte jedem Schüler einen Käfer. „Zuerst versuchen wir den Zauber an diesen Käfern, da er nicht ganz einfach ist, allerdings ist er wesentlich einfacher an kleinen Lebewesen auszuführen als an grossen." Begeistert fing die Klasse an mit dem Zauberstab auf die Käfer zu tippen. Nach etwa drei Versuchen hatte Neville seinen etwas zu fest angetippt und ihn versehentlich zerquetscht, so dass er einen Neuen holen musste, darüber lachten einige Slytherins. Malfoy, hatte es zwar auch gesehen, verkniff sich aber eine Reaktion darauf, was Hermine beeindruckte und für sie wieder ein Beweis dafür war, dass er sich wirklich verändert hatte.
Nach der ersten Stunde schafften es alle ihren Käfer so zu verhexen, dass er zumindest grösstenteils getarnt war. Er nahm einfach die Farbe und Musterung an die sich hinter ihm befand. Hermines Käfer war natürlich nicht mehr zu sehen, so gut gelang ihr der Zauber. „Ich denke ihr könnt den Zauber nun an euren Partnern ausprobieren.", verkündete Professor Proudfoot mit stolzer Stimme.
Malfoy und Hermine wandten sich einander zu und Hermine näherte sich ihm, klopfte ganz sachte mit ihrem Zauberstab auf seinen Kopf und er wurde von dort aus wo sie ihn berührt hatte langsam unsichtbar. Malfoys Herz schlug wie wild, und das Gefühl des unsichtbarwerdens versetzte ihm eine angenehme Gänsehaut. Hermine beherrschte den Zauber bereits so gut, dass sie Malfoy jetzt nur noch sah, wenn er sich bewegte. Malfoy war wieder einmal äusserst beeindruckt von Hermines Fähigkeiten. Er nahm sie an der Hand, zog sie zu sich hin und flüsterte ihr ins Ohr „Du bist wirklich grossartig!" Sofort erschienen rosa Flecken auf Hermines Wangen und sie konnte das Lächeln, dass ihr seine Worte auf die Lippen zauberten, nicht unterdrücken. „Sehr schön Miss Granger! Seht mal alle zu Miss Granger herüber!" Malfoy liess sofort ihre Hand los, aus Angst, dass er vielleicht doch sichtbar sein könnte. „Sie arbeiten mit Mister Malfoy zusammen nicht wahr?" Hermine nickte. „Mr. Malfoy, darf ich sie bitten ein Buch hochzuheben, damit wir wissen wo sie sind?", gluckste Professor Proudfoot vergnügt „Natürlich.", antwortete es aus dem Nichts vor Hermine. Und im nächsten Moment schwebte ein Buch Mitten im Klassenzimmer. „Sehen sie, das ist ein perfekt ausgeführter Desillusionierungszauber. Wenn Mr. Malfoy sich bewegt können wir ihn teilweise erkennen, aber ansonsten ist er vollkommen unsichtbar. 20 Punkte für Gryffindor, Miss Granger." Um den Gegenzauber anwenden zu können musste sie ihn zuerst finden. Sie tastete vor sich und stiess auf seine Brust. Die Anziehung, die beide verspürten war beinahe greifbar. Langsam, fast streichelnd tastete sie sich über seine Brust hoch zu seinem Hals, wo sie seinen hämmernden Herzschlag fühlen konnte, dann fanden ihre Finger seinen Nacken und sie fuhr mit ihrer Hand durch sein feines Haar. Er erschauderte.
Dann klopfte sie erneut ganz sachte mit dem Zauberstab auf sein Haupt. Ganz langsam wurde er wieder sichtbar. Er war sich wirklich nicht sicher ob die Hitze die ihn von oben nach unten durchströmte nur vom Gegenzauber kam. Nun war Malfoy an der Reihe den Zauber anzuwenden. Auch er gab sich richtig Mühe, alles richtig zu machen. Jetzt war er allerdings sehr viel nervöser als vorhin, denn er konnte immer noch Hermines Hand fühlen, dort wo sie ihn zuvor berührte. Als sein Zauberstab sie berührte, verschwand auch sie langsam in ihrer Umgebung, allerdings wurden ihre Beine nicht unsichtbar, sondern nur viel blasser, was stark an einen Geist erinnerte. Er übte noch einige Male, aber er bekam es bis zum Ende der Stunde nicht hin, sie komplett unsichtbar zu machen, allerdings war er nicht der Einzige, dem es nicht gelang. Als es läutete mussten die Slytherins weiter, da sie noch Zauberkunst hatten und Hermine verzog sich mit Harry für den Rest des Tages in die Bücherei um zu arbeiten.  

Die Rückkehr nach dem KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt